InklusivBS
Vorreiter in Sachen Inklusion

- Ilknur Braun (von links), Wilhelm Häfele und Ramazan Bikec erarbeiten auf einem Workshop des landesweiten Projekts "inklusivBS" geeignete Maßnahmen für den Umgang mit Heterogenität.
- Foto: Thomas Jäger
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Stockach. Das Thema Inklusion spielt im Alltag eine stetig wachsende Rolle. So auch, wenn es um die Bildung von jungen Menschen geht. Das Berufsschulzentrum Stockach (BSZ) ist eine von zwölf Pilotschulen im Land Baden-Württemberg, die am Projekt InklusivBS teilnimmt.
„InklusivBS ist ein Projekt vom Land Baden-Württemberg. Es hat das Ziel, mehr inklusive Projekte an beruflichen Schulen zu ermöglichen“, sagt Lehrerin Ilknur Braun, eine der Verantwortlichen. „Die Schulen sollen dabei individuell vorgehen, praktische Vorhaben entwickeln und konkrete Maßnahmen, die sie umsetzen möchten.“
Es gehe darum, ein Gesamtkonzept auszuarbeiten, ergänzt Andreas Maier vom Schulleitungsteam. Dieses Konzept werde zunächst bezogen auf zwei Bereiche entwickelt: die Ausbildungsvorbereitung und die Berufskollegs. „Für diese zwei Schularten werden wir Maßnahmen erfassen, um noch besser mit den heterogenen Gegebenheiten umgehen zu können.“ Heterogenität, zum Beispiel durch unterschiedliche kulturelle Hintergründe der Schülerinnen und Schüler, spiele am BSZ bereits eine große Rolle, „aber jetzt geht es auch darum, das Ganze in eine Struktur zu bringen und auch uns als Team noch stärker zu vernetzten.“
Individuelle Entwicklung
Bei den Maßnahmen geht es beispielsweise um Barrierefreiheit. „Wir haben seit diesem Schuljahr einen Schüler mit einer körperlichen Beeinträchtigung im Rollstuhl“, erklärt Ilknur Braun. Dieser muss das Klassenzimmer erreichen und auch die Toiletten nutzen können. Bei Schülern mit Autismus, die Geräusche als starke Ablenkung wahrnehmen, gibt es die Möglichkeit, Klassenarbeiten in einem separaten Raum zu schreiben.
Oder ein Schüler hat beim Lesen Schwierigkeiten. Hier gebe es dann zum Beispiel auch die Möglichkeit, die Zeit, die man für eine Klassenarbeit zur Verfügung hat, zu verlängern. Oder die Schrift zu vergrößern, um es lesbarer zu machen. Das Anforderungsprofil bleibt erhalten, aber die Rahmenbedingungen werden etwas modifiziert, sodass der Schüler trotzdem die Chance hat, auch Leistung zu erbringen.
Individuelle Umsetzung
Positiv bewertet wird bei dem Landesprojekt, dass man kein Konzept „aufgestülpt“ bekommt. „Jede Schule funktioniert anders“, sagt Andreas Maier. „Jede Schule hat andere Rahmenbedingungen.“ Das BSZ sei eine kleine Schule mit relativ wenig Kollegen. Hier gebe es kurze Wege und oftmals einen informellen Austausch. Das Kollegium sehe die Notwendigkeit, beim Thema Inklusion am Ball zu bleiben. „Sie ist fester Bestandteil unseres Alltags. Dieser Herausforderung wollen wir uns gemeinsam stellen.“
Das sei auch die Motivation gewesen, beim Projekt InklusivBS mitzumachen, erläutert Ilknur Braun. „Wir sehen die Chance, wirklich nachhaltig Maßnahmen zu erarbeiten, von denen alle profitieren können“, sagt sie. „Das Ziel ist eine dauerhafte, eine nachhaltige, eine zukunftsgerichtete Schule.“


Autor:Tobias Lange aus Singen |
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