Lauterbach kneift vor dem Narrengericht
Wieder nur ein Pappkamerad zur Strafweinübergabe - und doch ein "Upgrade"
Stockach. Die am Samstagabend in Stockach durchgeführte Strafweinübergabe durch Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach musste, wie schon sein Empfang vor der Verhandlung des Narrengerichts am Schmotzigen Donnerstag, mit einem Pappkameraden vorgenommen werden. Der eigentlich vereinbarte Termin platzte wegen anderer wichtiger Verpflichtungen doch noch, wenngleich Lauterbach seine per Urteil verkündete Strafe zum größten Teil erfüllt hatte, wie bei der Einlagerung des Weins in den Keller des Narrengerichts bemerkt wurde. Auch die Randegger Ottilienquelle war dazu mit ihrem größten Laster vorgefahren, um die 240 Liter Mineralwasser abzuliefern, zu denen Lauterbach zusätzlich zu den 240 Litern Wein verurteilt worden war.
Das Eis für das Krankenhaus Stockach wurde ebenfalls beglichen und von den Mitgliedern des Narrengerichts natürlich bei einer Führung durch das Krankenhaus probiert. Nur die zehn neuen Mitglieder für den Krankenhaus-Förderverein habe Lauterbach noch nicht geschafft, wurde spitz bemerkt. Da sei der Minister erst bei acht angekommen.
Für den geselligen Abend mit Festmenü habe man freilich ein "Upgrade" vornehmen können, konnte Narrenrichter Jürgen Koterzyna beim Eintreffen der illustren Festgesellschaft im "Goldenen Ochsen" bekanntgeben. Es war der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident, ehemalige EU-Kommissar und jetzige Berater eines chinesischen Unternehmens, Günther Oettinger. Der freute sich, hier an diesem Abend in Stockach zu sein und nicht den Untergang seines geliebten VfB Stuttgart beim FC Bayern München miterleben zu müssen. Oettinger war in 2007 vor dem Stockacher Narrengericht verurteilt worden und geriet damals eigentlich in Misskredit, da er seine Weinstrafe in "Trollinger" begleichen wollte.
Der Altpolitiker hielt eine launige Rede, die freilich von vielen sorgenvollen Ausblicken auf die aktuelle Politik in Deutschland unter der "Ampel" geprägt war. Doch auch eine mögliche Lösung der Gefährdung des Stockacher Krankenhauses präsentierte er durch die in dieser Woche in Berlin beschlossene Klinik-Strukturreform. Der ebenfalls vor dem Stockacher Narrengericht verurteilte Wolfgang Kubicki könnte so noch zum Retter des Stockacher Krankenhauses werden: Vielleicht ziehe dieser nach der November-Steuerschätzung die Reißleine und könne FDP-Chef Christian Lindner zum Platzen der Ampel-Koalition bewegen. Wären dann vorgezogene Neuwahlen im März nötig, könnte die Klinik-Reform in der geplanten Weise wohl vom Tisch sein, bemerkte Oettinger unter deutlichem Applaus in seiner Rede vor der Festversammlung. Zu der waren - und das ist eine historische Neuerung - auch die Partnerinnen der Mitglieder des Narrengerichts eingeladen.
Nach der sinnigen Begrüßung durch Narrenrichter Jürgen Koterzyna, blickte der bisherige Fürsprech des Narrengerichts, Michael Nadig, der künftig als Ankläger auftreten wird, noch auf eine Gerichtsverhandlung der Superlative zurück. Denn so einen Super-Beklagten habe man aller Schwierigkeiten und der späten Ankunft zu Trotz noch nie gehabt und auch noch nie so eine Super-Verhandlung. Der Dank ging dabei an Andreas Jung, der den Beklagten über Parteigrenzen hinweg ausgemacht hatte. Super auch der Vorverkauf, denn noch nie seien alle Karten für die Live-Verhandlung an einem Tag weg gewesen. Super sei auch die Sicherheit gewesen, die aber auch für die Super-Verspätung sorgte. Hier dankte Nadig auch dem Bundeskriminalamt, das hier im Vorfeld durchaus Bedrohungslagen durch Reichsbürger und andere Extremisten ausgemacht hatte, welche die starken Kontrollen rechtfertigten. Super sei auch die Anklage durch den jetzt ehemaligen Kläger Wolfgang Reuter gewesen und seine Verteidigung, auch wenn er diese nun aus anderem Licht sehe.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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