Drastische Szenen im Nellenburg-Gymnasium
Wie das Smartphone zur Waffe werden kann

Lisa, Kathi und Max vom "Comic On"-Theater aus Köln setzten das "Victim Blaming" einer Mobbing Attacke als Chiara, Elena und Leo auf der Bühne im Nellenburg Gymnasium in Szene. | Foto: Fiedler
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  • Lisa, Kathi und Max vom "Comic On"-Theater aus Köln setzten das "Victim Blaming" einer Mobbing Attacke als Chiara, Elena und Leo auf der Bühne im Nellenburg Gymnasium in Szene.
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Stockach. Ganz heftige Szenen spielten sich letzten Mittwoch im Stockacher Nellenburg-Gymnasium ab. Zum Glück war das nur "Theater" von der Kölner Gruppe "Comic On", doch das war gar nicht weit weg von den Realitäten vieler Jugendlicher und Kinder, wie bei den Vorstellungen in der Schulaula durch Victoria Alberti von der kriminalpolizeilichen Prävention im Polizeipräsidium Konstanz aus ihrer Erfahrung erfuhr. Das Thema Mobbing in den verschiedenen Netzwerken per Smartphone ist ein ganz Brisantes, wie auch die Reaktionen der SchülerInnen hier im Saal zeigten.

Die Story des Stücks von "Comic On", verpackt in eine "TV Reportage" auf der Bühne, dürften viele in ähnlicher Weise kennen: Chiara ist verknallt in Leo, der Fußballstar an der Schule. Aber viele andere auch. Aber Leo hat auch ein Auge auf Chiara geworfen und sie hat sich vorgenommen, dass sie zum Schulfest zusammenkommen sollen. Mit ihrer "besten Freundin von allen", der Elena, gehen sie noch Kleider für den Ball shoppen. Doch dann wird alles anders. Leo weiß noch nichts von Liebe, seine Erfahrung stammt eher aus Pornos und das geht am Schulball schief. Chiara knallt ihm eine als er direkt vorgeht. Das ist die Chance für Elena, die auch scharf auf Leo ist, und sein Frust über die "prüde" Chiara öffnet ihr die Tür. Am Wochenende fällt sie freilich auf Leo rein, der nicht nur Bilder von Elena will, sondern auch ganz spezielle. Und die kriegt er auch. Doch nach dem Wochenende ist der Zauber schon wieder vorbei. Chiara kommt doch wieder ins Spiel, die Szene der enttäuschten Elena wird mit der Weiterleitung der anzüglichen Fotos an "alle Kontakte" beantwortet und das wird eine Katastrophe. Alle sehen, was ganz privat sein sollte, und da wird nicht nur getuschelt.

Mobbing extrem

Die Fälle dieser Art häufen sich und treffen immer jüngere Jugendliche, wissen die Polizeiberaterinnen, die bei der Vorstellung mit dabei waren. Und nicht umsonst gab es auch eine Vorstellung des Theaters schon für die Unterstufe ab der fünften Klasse. Auch dort sind inzwischen herumgeschickte Bilder und Filme mit pornografischen Inhalten Thema. "Die meisten Eltern wissen gar nicht, was bei ihren Kindern da schon los ist, obwohl es effektive Mittel gibt, dass Kinder davor noch bewahrt werden könnten", sagte Victoria vom Polizeipräsidium. Die Folgen sind mitunter noch dramatischer: in nicht wenigen Fällen mussten SchülerInnen die Schule, manchmal sogar den Ort verlassen, Selbsttötungen, psychische Langzeitfolgen und Traumatisierungen.

Und während mancher Fragen der SchauspielerInnen an die SchülerInnen, zum Beispiel, ob sie so was auch schon erlebt haben, die Filmchen wie die Mobbing-Varianten, verlassen sie auch den Raum. "Das sind oftmals auch Straftaten, die damit begangen werden", macht Victoria Alberti deutlich. Und: bei Fahndungen nach entsprechenden strafrechtlichen Inhalten, zum Beispiel unter dem Titel Verbreitung pornografischer Inhalt mit Jugendlichen, werden zuweilen auch die Smartphones Jugendlicher oder Kindern eingezogen. "Sie müssen sich im Klaren sein, dass wir alles finden auf den Handys", machte Victoria Alberti deutlich. Sie schärfte den Jugendlichen ein, dass man sich auch durch das Weiterleiten solcher Inhalte strafbar machen könne, denn zum Theaterstück wurde natürlich auch die Schuldfrage gestellt: Leo meinte nämlich, Elena sei schuld, weil sie sich ja ausgezogen und ihm die Fotos geschickt hatte. "Wenn man da mal straffällig wurde, und das ist schnell geschehen, kann man auch manche Berufe später nicht mehr ausführen", warnte sie weiter.

Die Ansage der Polizei ist klar: Nicht nur solche Bilder löschen oder die Kontakte zu sperren, sondern auch solche Vorfälle möglichst bald der Polizei melden, damit kann man auch Schlimmeres verhindern und dafür hat die Polizei auch viele Cyberspezialisten, die die Spur der Bilder verfolgen können. Dafür muss man nicht mal zur Polizei gehen, sondern kann Anzeigen auch über die Internet-Wache der Landespolizei unter www.polizei-bw.de/internetwache/ erstatten. "Gebt den Absendern bloß nicht das Gefühl, dass so was cool ist.

Den Wunsch nach Respekt zu diesem Thema wurde auch von den Schauspielern von "Comic on" aus Köln ausgesprochen: Sie haben nämlich selbst schon die Erfahrung gemacht, wenn man auf diese Weise gemobbt wird.

Lisa, Kathi und Max vom "Comic On"-Theater aus Köln setzten das "Victim Blaming" einer Mobbing Attacke als Chiara, Elena und Leo auf der Bühne im Nellenburg Gymnasium in Szene. | Foto: Fiedler
Die SchauspielerInnen und die Vertreter der Kriminalprävention des Polizeipräsidium Konstanz mit den SchülerInnen nach der Auffürhung über die kriminalistischen Folgen von verschickten Nackbildern, ob eigene oder weitergeleitete von anderen. | Foto: Fiedler
Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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