Von Wagner über Bartók bis Bruckner
In Stockach tönte es bei einem Meisterkonzert diesmal dramatisch

Der Chefdirigent Gabriel Venzago mit dem Star-Bratschisten Nils Mönkemeyer im Konzert mit der Bodensee Philharmonie in der Stockacher Jahnhalle. | Foto: Walter Tancred
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  • Der Chefdirigent Gabriel Venzago mit dem Star-Bratschisten Nils Mönkemeyer im Konzert mit der Bodensee Philharmonie in der Stockacher Jahnhalle.
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Stockach. Das Stockacher Meisterkonzert „Dramatische Töne“ bot am vergangenen Samstagabend einen wahrhaft beeindruckenden musikalischen Genuss. Mit der Bodensee Philharmonie unter der Leitung von Gabriel Venzago erlebte das Stockacher Publikum einen ganz besonderen Konzertabend. Dieser zeigte einmal mehr die Bedeutung und Schönheit regionaler Kultur und bewies, dass Stockach, dank der Leiterin des Kulturamts Corinna Bruggaier und des „Vaters der Stockacher Meisterkonzerte“ Georg Mais (leider an diesem Abend nicht anwesend), ein wertvoller Ort für außergewöhnliche, klassische Musikveranstaltungen ist.

Das Konzertprogramm war eine gelungene Mischung aus klassischer und moderner Musik. Mit dem Vorspiel zum ersten Akt der Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner begann der Abend und das Publikum konnte mit den feinen, schwebenden Streicherlinien der Realität entfliehen. Besonders das emotionale Dirigat mit deutlicher Körpersprache von Gabriel Venzago und das nur allzu bereitwillige Folgen seiner Instrumente in allen Stimmen ließen die Musik in all ihrer Pracht erstrahlen. Dieser opulente Einstieg wurde von den Besuchern besonders geschätzt, da er sie von der hektischen Gegenwart in eine andere, friedliche Sphäre fast wie eine Filmwelt entführte, wie auch Konzertbesucherin Lorina Fellhauer aus Eigeltingen bestätigte. Im Übrigen pflegte ja der Gralsritter Lohengrin mit einem Schwan zu reisen – ebenso wie die Fischerin vom Bodensee, dessen Tor Stockach ja ist. Was für eine zufällige Parallele!

Das Konzert für Viola und Orchester von Béla Bartók (BB 128) war das komplexeste Werk des Abends. Die anspruchsvolle, teilweise sehr moderne Musik stellte hohe Anforderungen an die Zuhörer, die durch eine Einführung von Gabriel Venzago und Intendant Hans-Georg Hofmann jedoch gut auf das Stück vorbereitet worden waren. Nils Mönkemeyer brillierte mit seiner Bratsche derart intensiv, dass er unweigerlich das Publikum in seinen Bann zog. Durch sein beeindruckendes Spiel (alles auswendig), widerlegte er die Vorurteile über die Bratsche als „Instrument für Nichtkönner“ und ähnliche, unflätige Witze wie zum Beispiel diesen: „Was steht in den Noten der Geigen, wenn sie schnell spielen sollen? Vivace. Und was steht geschrieben, wenn sie langsam spielen sollen? Wie Bratsche.“

Im zweiten großen Werk des Abends, der Sinfonie Nr. 4 in Es-Dur von Anton Bruckner, die mit ihrer romantischen Tiefe und Emotionalität das Konzert in den späten Abendstunden abschloss und die Zuhörer nach dem doch sehr strapaziösen Bartók wieder versöhnte, war Gabriel Venzagos Dirigat von großer Ausdruckskraft geprägt. Die Bodensee Philharmonie spielte mit viel Gefühl. Selten hatte man solch zarte Pizzicati der Violinen und Celli hören können.

Der beeindruckende Erfolg des Konzerts mit nimmer enden wollendem Applaus beweist, wie groß das Interesse an hochwertiger Kultur auch in Stockach ist und wie Musik die Menschen berühren kann. Es ist, so Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier, so wichtig, derartige Veranstaltungen in der Region zu fördern. Die Bodensee Philharmonie hat wieder einmal bewiesen, dass sie zu den großen Klangkörpern der Region zählt. Stockach ist dankbar für ihren Besuch.

Walter Tancred

Der Chefdirigent Gabriel Venzago mit dem Star-Bratschisten Nils Mönkemeyer im Konzert mit der Bodensee Philharmonie in der Stockacher Jahnhalle. | Foto: Walter Tancred
Nils Mönkemeyer im Konzert mit der Bodensee Philharmonie unter der Leitung ihres Chefdirigenten Gabriel Venzago in der Stockacher Jahnhalle. | Foto: Walter Tancred
Der Chefdirigent Gabriel Venzago mit seiner Bodensee Philharmonie in der Stockacher Jahnhalle. | Foto: Walter Tancred
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Redaktion aus Singen

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