MdL Wehinger am Nellenburg-Gymnasium
„Ihr seid die Zukunft – auf euch kommt es an“
Stockach. Die voll besetzte Aula im Nellenburg-Gymnasium war am Dienstagvormittag Ort der Begegnung zahlreicher Schülerinnen und Schüler aller vier zehnten Klassen mit Dorothea Wehinger, Landtagsabgeordnete von Bündnis90/Die Grünen für den Wahlkreis Singen. Lehrerin Susanne Schlemmer hatte sie zum direkten Gespräch im großen Rahmen eingeladen und die Klassen hatten sich darauf mit ihren Gemeinschaftskunde-Lehrerinnen Angela Wolf-Lenz und Sandra Heimes, die auch für Berufsorientierung zuständig ist, und gemeinsam gesammelten Fragen vorbereitet und schon darüber viel diskutiert.
Dorothea Wehinger, gelernte Erzieherin und vormals Leiterin eines Kindergartens, ist Sprecherin ihrer Landtagsfraktion für frühkindliche Bildung sowie für Frauen, Kinder und Familien, zudem stellvertretende Vorsitzende des Sozialausschusses. Ihre persönliche Vorstellung gab Antwort auf die Frage, weshalb sie bei den Grünen sei – die Gefährdung von Natur, Umwelt und Leben durch seinerzeitige Raketenstationierung, durch die Nuklearkatastrophe Tschernobyl, die ungelöste Endlagerfrage von Atommüll hätten sie damals dazu motiviert, aber auch die Gleichberechtigung von Frauen innert der neuen, nun vielfach verantwortlichen Regierungspartei in Bund und Land.
Bemängelt wurden von den SchülerInnen bei ihrer Ansprache an die Abgeordnete, die ja mit in der Regierungsverantwortung steht, fehlende Busverbindungen gerade an Wochenenden und ein fehlender Radweg zwischen Stockach und Zoznegg, was Eltern zum ungeliebten Fahrdienst zwinge – hier regte Wehinger Briefe an das Landratsamt beziehungsweise den Gemeinderat Stockach an, um hier auf sich aufmerksam zu machen.
Schülerseitige Kritik gab es auch an den Plänen der Politik nach dem Wegfall des allseitig gut genutzten 9-Euro-Tickets (Wehinger dementierte, dass darüber tatsächlich CO2 eingespart werden konnte) nun ein monatliches 46-Euro-Ticket einzuführen: „Zu teuer, jetzt sind es schon 35 Euro“ und „Ich zahle ja schon Erwachsenentarif“, waren die klaren Argumente aus dem SchülerInnenkreis.
Wehinger hielt entgegen, dass ein 365-Euro-Jahresticket ab März 2023 geplant sei für Schüler bis 21 Jahre, Studierende bis 27 Jahre – „für 1 Euro am Tag“.
Mit dem Franz-Alt-Zitat „Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ reagierte Wehinger auf die Frage, wie ein durch Digitalisierung höherer Strombedarf gedeckt werden könnte – zudem sei es nun Verpflichtung, „als erstes Bundesland in Deutschland“, so Wehinger, bei Neubauten Anschlüsse und Zuleitungen für Solaranlagen einzuplanen und zu realisieren. Sie verwies auf Solar-Freiflächen in Bürgergemeinschaft wie das „Moosfeld“, lobte „das tolle Umweltzentrum in Stockach“, tritt für bessere Nutzung von Biogasanlagen, Windrädern und für natürliche Bepflanzung statt Steingärten ein.
Gefragt wurde auch nach ihrer Haltung zur Cannabis-Legalisierung, die sie kommen sieht, und zum Wahlalter – „16“, so Wehinger, die für eine frühere Einbindung der Jugend eintritt, um auch Verantwortung übernehmen und Einfluss gewinnen zu können.
Ob sie in der Bildungspolitik für individuellere Unterrichtszeiten sei? Wehinger formulierte vorsichtig, es gäbe aus ihrer Sicht eine „Kruste“ an der Schulpolitik – sie tritt seit Jahren schon für Gemeinschaftsschulen ein.
Schülerinnen beschrieben den harten beruflichen Alltag ihrer Mütter in den Kindergärten – Wehinger verwies zwar auf die nun bessere Bezahlung, sah aber weitgehende Folgen des demokratischen Wandels: „Es gibt nicht mehr so viel Nachwuchs in diesen Berufen.“
Das Kultusministerium sei dran, „dass Quereinsteiger kommen“ und sie werbe dafür, dass junge Menschen auch Handwerksberufe ergreifen. Beruhigen konnte sie Nachfragen zur Schulbeheizung – „die Schulen bleiben warm“. Weitergehende Fragen, die an dem Vormittag nicht beantwortet oder gar gestellt wurden, sind gesammelt, um sie Dorothea Wehinger noch zur Beantwortung zu übersenden. Dieses Treffen wurde schon mal hoch gelobt: »Ihr seid die Zukunft, auf euch kommt es an«, gab sie den Jugendlichen mit.
Autor:Bernhard Grunewald aus Singen |
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