Die Stockacher Laufnarrenkappe gibt es seit 1928
Historisch gut behütet in die Fasnet

Laufnarren | Foto: Narrenschreiber Stefan Keil und Kämmerer Martin Bosch mit ihren närrischen Urvater Hand Kuony. swb-Bild: ml
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Stockach. Die Geschichte der Narrenkappen, die die Stockacher Laufnarren während der Fasnet stolz auf dem Haupt tragen, birgt einige Überraschungen: So ist die Kopfbedeckung, die beim Gerichtstag vielfach zu sehen ist, erst seit den 1920er-Jahren ein Bestandteil in der Laufnarren-Bekleidung.
Wie Thomas Warndorf, der Archivar Emeritus des Narrengerichts Stockach, weiß, seien erste Hinweise auf die Verwendung einer »Laufnarrenkappe« zwar 1880 durch einen Bericht des Freiburger Freiherrn von Bülow im »Kladderadatsch des Mittelalters« zu finden. In diesem Bericht sei jedoch von einer »rot-weißen Schellenkappe« aus Filz die Rede, die demjenigen aufgesetzt wurde, der zum Laufnarren geschlagen wurde. Das Besondere an dieser Kopfbedeckung: Die Kappe musste nach erfolgtem Laufnarrenschlag wieder zurückgegeben werden und war somit in sich einzigartig und nicht für jeden Narren, der den Laufnarrenschlag erhielt, bestimmt.
Warndorf zufolge habe es in der Weimarer Zeit Überlegungen gegeben, Laufnarren nach dem Schlag auch den Kauf einer Kappe anzubieten. Die Gründe hierfür hätten unter anderem in der Generierung von Einnahmen für das Narrengericht gelegen. Weiterhin habe man sich eine stärkere Einbindung der Laufnarren in die öffentlichen Narrenversammlungen und in die Straßenfasnacht erhofft sowie eine leichtere Unterscheidung von denen, die noch nicht zum Laufnarren geschlagen wurden.

Tradition seit 1928

Im Jahr 1928 habe schließlich die Einführung der Laufnarrenkappe mit zwei Zipfeln unter Einbindung der Stadtfarben rot und weiß zeitgleich mit der Einführung eines offiziellen Häses für das Hohe Kollegium stattgefunden. Dieses sei zwar bis 1928 mit dreizipfeliger Narrenkappe, aber im schwarzen Anzug, aufgetreten.
Narrenschreiber Stefan Keil und Kämmerer Martin Bosch, der »Herr der Kappen« im Narrengericht Stockach, der diese in allen möglichen Hutgrößen herbeizuzaubern vermag und in seinem Lager zahlreiche Exemplare verwaltet, von denen jedes sich ein wenig vom nächsten unterscheidet, ergänzen Warndorfs Ausführungen: »Die Narrenkappen wurden erstellt, um diese als äußeres Erkennungszeichen der Laufnarren zu etablieren. Mittlerweile sehe man prominente Politiker immer wieder bei Rosenmontagssitzungen in Mainz mit einer Stockacher Laufnarrenkappe, was Stockach auch weithin bekannt mache.

Identität wird gestiftet

Stefan Keil fügt hinzu, dass durch das Tragen der Narrenkappe die Bindung zur Fasnet verstärkt werde, sie wirke identitätsstiftend. Es sei auch ein gewisser Stolz dabei, in der Fasnet-Saison mit der Narrenkappe unterwegs zu sein, so Bosch. Beide betonen allerdings, dass man an die begehrte Kopfbedeckung nicht so einfach kommt. Schließlich stehe vor dem Erwerb der Kappe der Laufnarrenschlag, der dadurch auch sehr begehrt geworden sei. Doch Bosch beruhigt: »Wer Interesse hat, kann vom Narrengericht Stockach offiziell bis zum Fasnachtsdienstag geschlagen werden.«
Der Kämmerer verwaltet die aus einem verstärkten Lederband, Stoff, einem Samt-Innenfutter, einem Innen-Drahtgestell und zahlreichen Glöckchen bestehenden Kappen. Er habe immer einen Bestand von rund 70 Kopfbedeckungen vorrätig, davon in Hutgrößen von 54 bis 65 für den etwas größeren Kopf. »Im Jahr setzen wir rund 35 bis 40 Kappen um«, so Bosch.
Ein Geschäft mache das Narrengericht Stockach dabei aber nicht, denn: »Jede Kappe ist ein Unikat und wird vollkommen in Handarbeit gefertigt«. Dies hat mittlerweile der Meisterbetrieb Hut Braun im oberbayerischen Teisendorf übernommen, dessen Hutmachermeister Thomas Braun auch als »Deutschlands letzter Hutmacher« gilt, da der Beruf hierzulande nicht mehr ausgebildet wird.
»Wir können froh sein, dass das Narrengericht einen Spezialisten hat, der sich um unsere Narrenkappen kümmert«, sagt Stefan Keil. »Sonst müssten wir diese selbst nähen.«

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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