Jumelage-Jubiläum wird nachgeholt
Freundschaften mit spitzer Feder portraitiert
Stockach. 2022 sollte eigentlich das Jahr des Jubiläums der Jumelage zwischen Stockach und La Roche sur Foron werden, die 1972 beschlossen wurde und an dessen Besiegung sogar eine Wandmalerei am Gustav-Hammer-Platz erinnert. Doch es kam anders wegen der politischen Verwerfungen in Frankreich nach der letzten Wahl, so dass recht kurzfristig die Feiern im Frühjahr in Savoyen abgesagt werden mussten. Und auch im Herbst blieb der Jubiläumsbesuch erst mal aus. Stockach feiert trotzdem und auch der Schüleraustausch startet wieder auf Ende Oktober.
Das Jubiläum der Jumelage war schließlich von langer Hand vorbereitet. Deshalb wurde am Donnerstagabend im Stockacher Rathaus eine Karikaturenausstellung eröffnet, die auch schon vor einigen Jahren für dieses Jubiläum vorgesehen wurde, wie zur Vernissage am Donnerstag zu erfahren war. In seiner Eröffnungsrede bedauerte Bürgermeister Rainer Stolz auf der einen Seite die ausgefallenen Feierlichkeiten. Trotzdem sei die Freundschaft beider Städte einer der Motoren der Einigung Europas, wie dies auch die deutsch-französische Freundschaft gewesen sei. Man raufe sich wieder zusammen, wenn es auch mal nicht so gut laufe, machte er den Willen deutlich, hier auch weiter sich zusammen zu entwickeln. Die Zeichen für einen nächsten Anlauf zum Jubiläum sind indes gesetzt. Kürzlich sei eine kleine Delegation mit ihm, Hauptamtsleiter Hubert Walk und Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier in der Partnerstadt gewesen. Ein Ergebnis konnte schon aus dem Rathaus als Einladung verschickt werden: am 22./23. April soll nun eine Stockacher Delegation das Jubiläum in Savoyen nachfeiern können. Der Gegenbesuch soll dann Anfang Oktober nächsten Jahres stattfinden, so die nun vereinbarte Planung.
Die Eröffnung der Karikaturen-Ausstellung, die eben auch von langer Hand mit dem Anbieter Helmut G. Schmidt Medien (nicht verwandt mit dem alten Bundeskanzler) zusammengestellt und vom Kurator persönlich gehängt wurde, begleitete Museumsleiter Johannes Waldschütz mit einer Reise durch die Beziehungen beider Länder, die in jüngerer Zeit immerhin drei Kriege miteinander geführt haben und mit Elsass und Lothringen auch zwei Regionen, die mal hier mal dort ins Staatengefüge sollten. Bemerkenswert war für ihn, dass mit Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, zwei Männer, hier den Grundstein für die französische Partnerschaft und letztlich auch für ein vereintes Europa legten, die sich eigentlich "nicht grün" waren, was durchaus aus in einigen der Frühen Zeichnungen zum Ausdruck kam. Die Sorge, dass sich Willy Brandt damals nach Osten wandte, der zigarrenrauchende Gerhard Schröder als guter Kumpel, die Männerfreundschaft zwischen Kohl und Mitterand und Angela Merkel gar im Bett von Sarkozy, das sind Leckerbissen hier für alle, die Politik gerne auch mal mit einem Augenzwinkern betrachten, der Sammler Helmut G. Schmidt hat die ausgestellten reproduzierten Zeichnungen mit Informationen zum Kontext ihres Entstehens richtig gut aufbereitet, fast ist es ein Stück Geschichtsunterricht und erste Lehrer haben sich schon am Eröffnungsabend mit ihren Klassen für eine Führung - natürlich mit Johannes Waldschütz - angemeldet.
Schüler besuchen sich
Was die Partnerschaft betrifft, so können die Schüleraustausche, die weniger wegen der politischen Verwerfungen, als vielmehr wegen der Corona-Beschränkungen pausieren mussten, schon jetzt wieder aufleben. Eine Delegation mit 50 Schülern werde in der letzten Oktoberwoche nach Stockach in den Schulverbund und das Gymnasium Stockach kommen, sagte Hauptamtsleiter Hubert Wald. Der Gegenbesuch findet auch alsbald statt. "Da ist das Interesse weiterhin groß", freute er sich. Schließlich habe man diese Schüleraustausche die ganzen 50 Jahre, eben bis jetzt auf die Corona-Zeit, jährlich durchgezogen und das sei auch die Kontinuität, von der diese Partnerschaft gelebt habe über all die Zeit hinweg.
Gefeiert wird das Jubiläum ohne die Freunde aus La Roche auch weiter. Am Sonntag lädt der Kammerchor Stockach um 18 Uhr in die Melanchton-Kirche ein, um dort romantische deutsche Kompositionen und prachtvolle französische Barockmusik mit dem Gesang zu verbinden. Auch dieses Konzert wurde ja von langer Hand vorbereitet.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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