Publikum feiert "Requiem" in St. Oswald
Die ganze Dramatik einer Todesahnung in Musik verdichtet

Glückliches Ende eines dramatischen Konzert mit Mozarts "Reqiem" in St. Oswald am Sonntagabend. Neben den Blumen für den musikalischen Leiter Stefan Gräsle (mitte) und die hervorragenden SolistInnen Johanna Beier (Sopran), Carlotta Lipski (Alt), Ferdinand Dehner (Tenor) und Tarek El Barbari (Bass) gab es lange stehende Ovationen vom Publikum. | Foto: Fiedler
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  • Glückliches Ende eines dramatischen Konzert mit Mozarts "Reqiem" in St. Oswald am Sonntagabend. Neben den Blumen für den musikalischen Leiter Stefan Gräsle (mitte) und die hervorragenden SolistInnen Johanna Beier (Sopran), Carlotta Lipski (Alt), Ferdinand Dehner (Tenor) und Tarek El Barbari (Bass) gab es lange stehende Ovationen vom Publikum.
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Stockach. Auf diesen großen Augenblick musste vier Jahre gewartet werden. Denn schon in 2020 hatten Stefan Gräsle mit dem Kammerchor Stockach, der Nellenburg-Kantorei und dem Nellenburg-Ensemble die Aufführung von Mozarts dramatischstem Werk, dem "Requiem" auf dem Plan gehabt, was dann aus bekannten gründen nicht möglich war. Nun konnte am Sonntagabend in der bis auf den allerletzen Platz besetzen Kirche St. Oswald freilich die Dramatik dieses großartigen Werkes zelebriert werden, das ja von Mozart selbst nicht mehr vollendet werden konnte, weil er dann am 5. Dezember 1791 verstarb. Und obwohl dieses Werk der verstorbenen Frau seines Auftragsgebers Graf Franz von Walsegg-Stuppach gewidmet sein sollte, trägt es sicher auch die Todesahnung Mozarts in sich, was die besondere Dramatik verschiedener Passagen zum Ausdruck brachte. 

Die Chöre und das Ensemble unter der Leitung von Stefan Gräsle, die hier mit der Stärke von über 100 SängerInnen und Musikern, begleitet von Johanna Beier (Sopran), Carlotta Lipski (Alt), Ferdinand Dehner (Tenor) und Tarek El Barbari (Bass) in einer wunderbar spürbaren Präsenz in den Solopartien, konnte dieses so epochale Werk in knapp einer Stunde ungemein packend inszenieren, selbst die Andachtspausen zwischen den acht Sätzen dieses gigantischen Meisterwerks wurden auf ein Minimum verkürzt, um den Fluss und die enorme stimmliche Dynamik dieses Werks noch zu verstärken, der so oft die Seele berührte. Verdanken kann man die Vollendung des Werks dankenswerterweise dem Mozart-Schüler Franz Xaver Süßmayr, der wohl wusste, auf was sein Meister mit diesem Werk in einem erschütternden Finale bis zum Frieden im Tod hinsteuern wollte. Klar, dass es hier nicht nur Blumen für die Akteure, sondern auch stehenden Applaus gegen sollte, von einem tief beeindruckten Publikum.

Für Stefan Gräsle gehörte die Reprise zur Vorgeschichte dieser Aufführung freilich einfach mit dazu: "In der ersten Lock-Down-Phase der Coronazeit, im Frühsommer 2020, versuchten wir, den Kontakt untereinander zu halten, in dem wir das gemeinsame Ziel hatten, im Herbst das Requiem Mozarts aufzuführen. An Onlineproben war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu denken und so wurden jede Woche Übe-Tracks per Mailanhang versendet. Es war eine intensive Zeit, in der jeder für sich – wie bei einem Adventskalender – von Woche zu Woche sich einmal durch das gesamte Werk geübt hatte. Bei einer der ersten Proben trafen wir uns auf der Pferdekoppel einer Sängerin und probten auch einen Ausschnitt aus diesem Werk. Der Dirigent hatte eine Blockflöte dabei, um die Töne anzugeben und eine Katze gesellte sich als Zuhörerin dazu..." Und jetzt konnte daraus so eine starke Inszenierung gemacht werden, die sicher auch in die Geschichte diese musikalischen Vereinigung eingehen dürfte.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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