Asylbewerber sollen durch verschiedene Aktivitäten willkommen geheißen werden
Begegnungen von Mensch zu Mensch
Stockach (sw). Was fremd ist, kann zum Fremdkörper werden. Was vertraut ist, kann zu Vertrautem werden. Darum möchten die Stadt Stockach, der Landkreis Konstanz und die beiden großen christlichen Kirchen gemeinsame Anstrengungen zur Integration der Asylbewerber unternehmen: Am Dienstag, 30. April, werden voraussichtlich 27 Flüchtlinge aus Syrien, dem Iran, Georgien, der Türkei und Afghanistan nach Stockach kommen und im ehemaligen Hotel »Linde« wohnen, erklärte Ludwig Egenhofer, Leiter der Unteren Aufnahmebehörde im Landratsamt, im Rahmen einer Pressekonferenz.
Zur besseren Unterbringung der Gäste wurden die bisherigen Hotelzimmer für Kosten in Höhe von etwa 70.000 Euro umgebaut, ergänzte Linda Bräunig vom Kreisamt für Hochbaugebäude und Gebäudemanagement. Der vordere Teil des Gebäudes, der weiterhin als Gastronomiebetrieb genutzt wird, wird durch eine Mauer vollständig vom Aufenthaltsbereich der Asylbewerber abgetrennt. Im Erdgeschoss werden sich die Verwaltung und zwei Aufenthaltsräume mit einer Gesamtfläche von ungefähr 117 Quadratmetern befinden, in den beiden Obergeschossen sind die Zimmer untergebracht. Auch die Parkplätze werden abgetrennt - in einen Teil für die Besucher der Gastronomie und in einen Teil für die Neuankömmlinge.
Die Asylbewerber werden nach Angaben von Kreisozialdezernent Axel Goßner von einem dreiköpfigen Team betreut. Bewusst wurden für diese Tätigkeit auch Personen ausgewählt, die zuvor in dem Heim für Spätaussiedler in der Nellenbadstraße gearbeitet haben und somit mit den Stockacher Verhältnissen vertraut sind. Eine halbe Stelle teilen sich Hausmeister Viktor Krieger und Heimleiterin Heike Heinzelmann, für die Sozialbetreuung ist mit einer halben Stelle Alfred Brich zuständig. Maximal werden bis zu 70 Asylbewerber nach Stockach kommen, so Axel Goßner, denn die beiden anderen Unterbringungsmöglichkeiten in Radolfzell und Konstanz sind voll belegt. Im gesamten Landkreis leben laut Ludwig Egenhofer derzeit 317 untergebrachte Flüchtlinge.
Es werde keine Ghettoisierung gewollt, so Axel Goßner. Die »neue Bevölkerungsgruppe«, wie es Bürgermeister Rainer Stolz formulierte, soll gut integriert werden. Daher sind gemeinsame Aktionen geplant - ein Begrüßungsfest, Veranstaltungen in der »Linde«, Informationsabende und Möglichkeiten zum Kennenlernen. Die Begegnung von Mensch zu Mensch sei wichtig, ergänzte Pfarrer Michael Lienhard: Daher könnten auch die Vereine neue Mitglieder unter den Asylbewerbern gewinnen, und Ehrenamtliche würden gesucht, die verschiedene Aktivitäten entwickeln. Denkbar wären etwa Hausaufgabenbetreuungen, Sprachkurse, Nähstuben oder eine Fahrradwerkstatt. Dadurch, davon sind die Verantwortlichen überzeugt, kann aus Fremden Vertrautes werden.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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