Stadt und Stadtwerke teilen sich Mehrkosten
Aus Reparatur wurde eine Kernsanierung des Hallenbads

Seit zwei Jahren eine Baustelle: nun soll das Stockacher Hallenbad nach sehr umfangreichen Sanierungen im September endlich wieder öffnen können. | Foto: Fiedler
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Stockach. Das Stockacher Hallenbad wird, wenn nun nicht nochmals was dazwischen kommt, erst nach der Freibadsaison im September wieder öffnen. Das wurde im Rahmen der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend, 10. April, durch Architekt Roland Fiedler bekannt gegeben. Fiedler zeigte in der Sitzung auf, wie aus einer Reparatur hier eine Kernsanierung werden musste, wie sich auch die Bauarbeiten durch die verschiedensten Umstände immer wieder verzögerten und das Projekt auch viel teurer wurde als geplant. Mit voraussichtlich 3,3 Millionen liegt die Sanierung aktuell um 1,7 Millionen über der Kalkulation zum Start.

Der Gemeinderat folgte hier freilich einstimmig dem Vorschlag von Bürgermeisterin Susen Katter und Kämmerer Sebastian Scholze, zur Teilung der Mehrkosten mit den Stadtwerken gemäß dem für das Projekt vereinbarten Schlüssel. Danach wird die Stadt Stockach eine Million Euro übernehmen, die Stadtwerke die weiteren 700.000 Euro. Die Frage aus dem Gremium, ob man da nicht lieber gleich ein neues Hallenbad gebaut hätte, wurde von Susen Katter damit beantwortet, dass man ein solches heute gewiss nicht mehr unter 10 Millionen Euro bekäme. Mit dieser Kernsanierung habe man praktisch wieder einen Neubaustandard erreicht.

Die unendliche Geschichte

Der Bericht von Roland Fiedler in der Sitzung des Gemeinderats hörte sich an wie ein Krimi, denn im Zuge der Bauarbeiten wurden immer mehr Mängel an dem Gebäude aufgedeckt. "Dieser Typ von Hallenbad wurde auf dem Stand damaliger Technik in Serie gebaut. Zum Glück ist das Dach hier nicht eingestürzt, wie in einer anderen Stadt, wo das Menschenleben gefordert hat", so Fiedler in seiner Bilderschau. Die Konstruktion der Decke, mit Holzverblendung und recht "ungeschütztem" Stahlbeton dahinter, hatte in den Jahrzehnten gravierende Schäden davongetragen, das ging nicht ohne umfangreiche Sanierungen des Betons. 500.000 Euro Mehrkosten sind durch diesen Part entstanden.
Ein weiteres Paket betraf die Sanierung der Beckenumrandung, die mal für 150 Quadratmeter geplant war. Wegen des Fehlens von Rutschhemmern wurde diese dann auf 700 Quadratmetern nötig. Die Mehrkosten hier: 125.000 Euro. Auch die Lüftungs- und Heizungstechnik war sozusagen am Ende, was zusätzlich durch die Pleite des beauftragen Unternehmens verschärft worden sei und eine erneute Ausschreibung nötig gemacht habe, bei denen die damaligen Preissteigerungen durchschlugen. 375.000 Euro machte das aus. Das neue Edelstahlbecken machte dann auch noch mal 200.000 Euro an Mehrkosten aus, und auch der Mehraufwand an Planung und Bauleitung ergab Mehrkosten von 200.000 Euro, ein zusätzlicher Rückbau im Sanitär- und Umkleidebereich weitere 250.000 Euro. Der damals für die erste Planung der Sanierung gewährte Zuschuss vom Bund erhöhte sich leider nicht, so Kämmerer Sebastian Scholze. Durch die Beteiligung der Stadtwerke sei man immerhin vorsteuerabzugsberechtigt, sonst wäre man bei vier Millionen Baukosten angekommen, wurden die Räte informiert.

Zwei Jahre Ausfall für Unterricht

"Ich bin froh, dass wir damals nicht wussten, was alles dazu kommt", bekannte Claudia Weber-Bastong. "Sonst hätten wir das vielleicht gar nicht gemacht!" Schade ist für sie, dass nun zwei Jahre für die fünften und sechsten Klassen kein Schwimmunterricht vor Ort gegeben werden konnte. Nachgefragt wurde, ob der sanierte Beton jetzt wirklich geschützt sei. Wie Roland Fiedler erklärte, wurde eine Schutzschicht von rund drei Zentimetern aufgetragen, die den aggressiven Chlorgasen lange standhalten könnten. Eigentlich habe man fast Neubaustatus erreicht. Wolf Dieter Karle hob heraus, dass Stockach eine der wenigen Städte sei, die hier über ein Schul-Hallenbad verfügten. In einer Zeit, in der laut Studien nur noch 30 Prozent der SchülerInnen richtig schwimmen könnten, sei das ein eminent wichtiger Faktor. Mit der abgeschlossenen Sanierung müsste man jetzt auch für Jahrzehnte wieder Ruhe haben. Wolfgang Reuter meinte, der Vortrag sei ein regelrechtes Schadenseminar gewesen. Rückblickend müsse man einräumen, dass der Kostenvoranschlag seinerzeit zu optimistisch gewesen sei. Nach 40 Jahren sei ein Hallenbad einfach "durch".

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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