Warum die Grundeinstellung so wichtig ist
Positives Denken für ein gutes Leben
Singen. Wenn es um die Frage geht, wie es sich auch in Zukunft gut in Deutschland leben lässt, ist das natürlich nicht nur eine Frage für Politiker. Auch die Wirtschaft spielt dabei eine große Rolle. Deswegen ist das WOCHENBLATT mit dieser Frage auch an Dominik Ruch, Geschäftsführer von FX Ruch in Singen, herangetreten.
„Eine meiner großen Sorgen ist, dass wir uns in Deutschland gerade selbst verkaufen“, sagt Dominik Ruch. „Immer mehr Mehrheitsbeteiligungen von wichtigen Industrien und Firmen landen im Ausland.“ Ihm komme es vor, dass die deutsche Politik dieses Thema nicht genug beachte. „Wenn wir nur noch von internationalen Konzern-Playern beeinflusst werden, geht auch ein Teil von uns selber verloren.“ Das passiere schleichend und unterbewusst, verursache aber eine gewisse Unzufriedenheit bei den Menschen. Spätestens dann, wenn man von Konzernen etwas braucht und in der Warteschleife am Telefon hängt, steige die Unzufriedenheit stark an. Statt die eigenen Unternehmen mit noch mehr Bürokratie lahm zu legen, sollte die Politik hier mal ein Auge draufhaben und den Mittelstand beziehungsweise die Individualität der deutschen Wirtschaft und Deutschland allgemein bewahren.
Das spielt für den Unternehmer auch bei der Energieversorgung eine Rolle. Spätestens nach dem Angriff auf die Ukraine stand der Entschluss, sich von der Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen und dafür in Richtung erneuerbare Energiequellen zu gehen. „Wir machen aber wieder denselben Fehler und begeben uns in die nächste Abhängigkeit, diesmal von China und Indien in Sachen Solar, da sie in der Solarherstellung die Produzenten schlechthin sind.“ Die Politik müsste Anreize setzen – etwa durch verlässliche und vor allem langfristige Subventionen – damit die Produktion wieder nach Europa kommt.
Dies gilt nicht nur für die Solarbranche. Deutschland müsse dringend wieder mehr im eigenen Land produzieren. „Das hat nichts mit Nationalismus zu tun. Das ist vernünftige Wirtschaftspolitik.“ Und kürzere Transportwege wirken sich gleichzeitig positiv auf das Klima aus. "Der Umweltschutz ist mir persönlich sehr wichtig, aber es darf nicht in blinden Aktionismus ausarten. Wir versuchen in Deutschland mit überzogenem Klimaaktivismus die Welt zu retten, stattdessen könnte man weltweit extrem viel CO₂ einsparen, wenn die Transportwege kürzer wären."
In diesem Zusammenhang fordert Ruch auch mehr Verantwortungsbewusstsein, wenn es um Einkäufe im Internet geht. „Es hat sich etabliert, dass man sich vier Hosen bestellt und drei wieder zurückschickt. Und gleichzeitig wundern wir uns über kilometerlange LKW-Staus, die unter anderem auch durch sinnlose Retouren entstehen.“
Hausaufgaben für Bund und Kommune
Das bedeutet aber nicht, dass Dominik Ruch nicht auch Wünsche an die Politik hat. Etwa an die Stadt: „In Singen funktionieren die meisten Dinge gut“, sagt er. „Schwierig ist nur das Thema Wohnung.“ In der Vergangenheit habe das die Suche nach Fachkräften erschwert, wenn Bewerber hier nichts Passendes finden konnten.
Richtung Bundespolitik schickt er eine Forderung, die die meisten Menschen angeht: die Altersversorgung. „Wir haben im Betrieb selbst einige Beispiele. Die Menschen haben 40 Jahre lang gearbeitet und kommen nun mit der Rente kaum über die Runden. Umgekehrt erhalten Flüchtlinge sehr viel Unterstützung, da stimmt einfach etwas nicht.“ Hier müsse die Politik aktiv werden. Flüchtlingen muss es leichter gemacht werden, in die Arbeitswelt einzutreten, anstatt den Steuerzahler-Geldbeutel zu belasten. Diese Gelder sollten besser für die Altersversorgung genutzt werden.
Appell für positives Denken
Wenn es nun aber um die Frage geht, wie die Zukunft gut werden kann, hat Dominik Ruch eine eigene Vorstellung. Er nimmt sowohl die Gesellschaft als auch die Einzelperson in die Pflicht: "Die Frage impliziert, dass im Moment viel schlecht ist. Ich frage mich, ob das wirklich so ist. Natürlich waren die letzten Jahre schwierig und haben viele Menschen in ein negatives Denken hineingebracht. Es wäre wichtig, dass wir insgesamt als Gesellschaft wieder positiver denken", sagt Ruch.
"Ich denke gerne an die WM 2006 zurück, da waren die Menschen in Deutschland wirklich gut drauf. Wenn wir dies nur ansatzweise wieder hinkriegen, sind wir auf dem richtigen Weg. Das ist etwas, an dem wir arbeiten müssen. Als Gesellschaft, aber auch jeder einzelne. Beispiel Straßenverkehr, wenn die Ampel vor einem plötzlich auf Rot schaltet: Anstatt sich aufzuregen und zu schimpfen, sollte man sich von der negativen Situation distanzieren und es einfach mal andersrum sehen. Man kann jetzt ohnehin nichts an der roten Ampel ändern und sollte besser denken, dass man jetzt ein paar Sekunden gewonnen hat, in denen man sich an positive Momente der letzten Tage erinnern kann."
Auch sollte sich als Gesellschaft das Schwarzweißdenken reduzieren. "Das hat sich mit Corona sehr zugespitzt, als sich die Gesellschaft schon fast in „Geimpfte“ und „Ungeimpfte“ geteilt hat. Das ist nicht gut, jeder muss das für sich selber abwägen. Ähnlich verhält es sich gefühlt so langsam mit „E-Auto“ und „Verbrenner“. Tatsächlich gibt es auch hier Vor- und Nachteile, die jeder für sich selber abwägen muss."
Ein weiteres Thema in der Gesellschaft sei der ständige Stress. Da frage man sich, woher das kommt. "Eigentlich haben wir viel mehr technische Hilfsmittel als vor Jahrzehnten, die uns das tägliche Leben erleichtern sollten. Aber irgendwie hat keiner mehr Zeit. Ein Grund ist wahrscheinlich die Erwartungshaltung, die mittlerweile viele an sich und andere haben. Auf den sozialen Netzwerken sieht man, was andere machen, haben, et cetera. Da meinen viele, sie müssen das auch so machen", ist der Unternehmer überzeugt.
"Wieso? Diese Erwartungen münden oft zwangsweise in Enttäuschungen, als Folge ist man noch unzufriedener. Aber die Gesellschaft lernt auch nicht daraus. Es wäre sinnvoll, einfach mal tiefer zu stapeln. Aber das geht nicht, weil man von allen Seiten beeinflusst wird, wie etwas und wie man zu sein hat. Als Chef, als Mutter oder Vater, als Familie, schon als Kind." Dominik Ruchs Appell: „Seid doch einfach mal wieder Ihr selber.“
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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