Diskussion um Fahrradschutzstreifen
Zwei Jahre Baustelle in der Hohenkrähenstraße
Singen. Während die privaten und gewerblichen Baugesuche gerade eher spärlich ausfallen, sind die kommunalen Vorhaben weiterhin in vollem Gange. So wurden am Mittwoch, 21. Juni, durch den Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt gleich zwei Straßensanierungsprojekte beschlossen.
Das größere der beiden Projekte wird dabei die Hohenkrähenstraße mit etwa zwei Jahren Bauzeit. Diese verbindet Singen gen Norden mit Mühlhausen-Ehingen und Engen und bietet außerdem Anschluss zur A81. Saniert werden soll der Belag bis zur "Friedenslinde", sodass der Kreuzungsbereich ungestört bleiben sollte, wie Ekkehard Sigg, Leiter der Abteilung Straßenbau, informierte. Auch die Leitungen, etwa für Wasser und Strom, werden während der Sanierung durch Stadtwerke und die Thüga modernisiert und ausgebaut. Insgesamt wird mit Baukosten von etwa 3,44 Millionen Euro gerechnet, womit die im Haushaltsplan vorgesehenen Mittel von 3,6 Millionen Euro ausreichend wären.
Im Zuge der Arbeiten sollen auch die vier Bushaltestellen Rebsteig und Hohenkrähenstraße jeweils in beiden Fahrtrichtungen barrierefrei ausgebaut werden. Die Ampelanlage beim Rebsteig werde modernisiert, sowie eine weitere an der anderen Haltestelle angebracht, so Sigg.
Testprojekt Fahrradschutzstreifen
Die Straßenbreite ist mit sieben Metern für den motorisierten Verkehr geplant und bleibt damit konstant, auf die gleiche Breite summieren sich die Wege für Rad- und Fußverkehr. Stadtauswärts gerichtet werde hier, abhängig von der zur Verfügung stehenden Breite, großteils getrennt und an Engstellen, wie beispielsweise den Bushaltestellen, gemeinsam geplant. Im Durchschnitt stehen auf dieser Seite 4,5 Meter für Fuß- und Radverkehr zur Verfügung.
In der Gegenrichtung ist ein Fußgängerweg mit einer Breite von 2,5 Metern vorgesehen, der auch von Radfahrern verwendet werden könne. Zudem wurden hier stadteinwärts bereits die gelben Markierungen eines Fahrradschutzstreifens auf der Fahrbahn angebracht, die vorrangig von Radlern benutzt werden dürfen. Sofern diese dort nicht gefährdet werden, kann auch der anderweitige Verkehr den Streifen befahren.
Dies ist schon jetzt ein kontroverses Thema. Um potenzielle Fragen direkt zu beantworten, ging Oberbürgermeister Bernd Häusler direkt darauf ein, dass es sich hierbei um einen Test handele. Am Ende werde von der Hochschule Karlsruhe wissenschaftlich ausgewertet, ob der Fahrradschutzstreifen hier sinnvoll sei und falls ja, in welcher Breite. Über diese Ergebnisse werde dann im Gemeinderat diskutiert und erst dann überhaupt darüber entschieden.
Der Ansatz, verkehrstechnische Veränderungen auszutesten, startete mit der Testphase an der Kreuzung Güter- und Fittingstraße:
Noch keine Entscheidung zu Streifen und Kreisel
Während der Schutzstreifen laut Rückmeldung auch zum Sicherheitsgefühl der Radfahrer beitrage, schlug bereits am Montagmorgen der erste aufgebrachte Anruf eines Autofahrers bezüglich dieses Versuchs bei den Gemeinderäten auf, weitere folgten. Klaus Niederberger(Ausschussmitglied der CDU) bemängelte außerdem, dass bei einer Breite des Schutzstreifens von 1,5 Metern dem PKW- und LKW-Verkehr drei Meter weniger blieben, als Radfahrern und Fußgängern. Die Kritik, dass vor Anbringen der Markierungen die Öffentlichkeit zu wenig informiert worden sei, wies Häusler zurück.
Für Widerspruch sorgte die Formulierung der Vorlage, dass die Markierung nach der "wissenschaftlichen Auswertung mit der Hochschule Karlsruhe noch festgelegt" werde. Dies impliziere, dass es in jedem Fall einen Radschutzstreifen auf der Fahrbahn geben werde. Hier einigte man sich auf eine Anpassung im Beschluss, dass nach der Auswertung darüber "diskutiert" werde.
Ebenfalls von Häusler angerissen wurde der Antrag der Fraktion SPD an der Kreuzung "Friedenslinde" einen Umbau zum Kreisverkehr zu erwägen. Auch hierfür gab es am Mittwoch noch keine Entscheidungsgrundlage, nach bisherigen Untersuchungen gerate jedoch insbesondere der abendliche Verkehr an seine Grenzen. "Es gibt Kreisverkehre, die einfach nicht funktionieren", unterstrich der Oberbürgermeister.
Hoffnung auf langfristigen Sanierungserfolg
Nach Diskussion und Einigung in strittigen Punkten erfolgte die Abstimmung. Mit einem einstimmigen Beschluss erfolge nun die Information der Anwohner, so Häusler. Nach der aktuellen Planung werde die Fahrspur, welche stadteinwärts führt, immer offen bleiben. Auswärts sprach er sich für eine großräumige Umleitung aus, etwa über die Schaffhauser Straße zur Auffahrt "Hilzingen" der A81.
Doch zunächst geht es jetzt an die Ausschreibung der Maßnahmen. Angepeilter Baubeginn ist September 2023, sodass die Arbeiten im Herbst 2025 abgeschlossen wären. "Damit steht dann die Hohenkrähenstraße hoffentlich für viele Jahre oder Jahrzehnte nicht mehr auf der Agenda", fasste Bernd Häusler das Ziel zusammen.
Zweite Baustelle
Außerdem beschlossen wurde die Sanierung der Alpenstraße, als Querverbindung zwischen Ekkehard- und Hegaustraße. Hier bleibe die Fahrbahnbreite gleich und Leitungen, etwa für Wasser und Beleuchtung, würden ausgetauscht. Die Belastung während des Baus des Cano sei der Straße anzusehen, Mängel nur vor dem Einkaufszentrum ausgebessert worden. Laut dem Oberbürgermeister würde es nicht lange dauern, bis dieser "Flickenteppich" aufplatze. Da die Alpenstraße zum Gebiet "Zentrum" mit der zweithöchsten Prioritätsstufe in der städtischen Wärmeplanung gehört, befinde man sich in enger Abstimmung mit der Thüga. Aktuell sei allerdings keine Verlegung von Leerrohren zur Nahwärmeversorgung vorgesehen.
Die kalkulierten Kosten belaufen sich auf 779.889 Euro und bieten minimalen Spielraum zu den im Haushaltsplan angesetzten 792.000 Euro. Bei einer Ausschreibung zwischen Juli und August geht Ekkehard Sigg von einem Baubeginn im Oktober aus.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
Kommentare