Klimaschutz
Wie Singen bis 2035 klimaneutral werden soll

Singens Klimaschutzbeauftragte Johanna Volz (linkes Bild), Projektleiter für Wärme bei der Thüga Michael Koehn (mittleres Bild) und Singens Mobilitätsbeauftragter Axel Huber (rechtes Bild) erklärten bei der Vorstellung des Klimaschutzkonzepts, wie Klimaneutralität bis 2035 gelingen kann. | Foto: Tobias Lange
  • Singens Klimaschutzbeauftragte Johanna Volz (linkes Bild), Projektleiter für Wärme bei der Thüga Michael Koehn (mittleres Bild) und Singens Mobilitätsbeauftragter Axel Huber (rechtes Bild) erklärten bei der Vorstellung des Klimaschutzkonzepts, wie Klimaneutralität bis 2035 gelingen kann.
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Singen. Eines wurde bei der Vorstellung des Klimaschutzkonzepts deutlich: Der Weg zur Klimaneutralität in 2035 wird nicht einfach werden. Die städtische Klimaschutzbeauftragte Johanna Volz zeigte den interessierten Bürgerinnen und Bürgern auf, wo Stadt und Gewerbe - aber auch Privatpersonen - tätig werden müssen, um das Ziel zu erreichen.

Die von der Klimaschutzbeauftragten vorgestellten Zahlen nennen einen Stromverbrauch im Jahr 2019 von 185 Gigawattstunden (GWh). Trotz geplanter Energieeinsparungen und Verbesserungen bei der Effizient werde sich diese Zahl bis 2035 auf 480 GWh erhöhen, was beispielsweise auf eine gesteigerte Nutzung von Elektroautos oder Wärmepumpen zurückzuführen sei. Gedeckt werden soll dieser Verbrauch durch regenerative Energiequellen: Photovoltaikanlagen auf Dächern und Freiflächen und Windkraft. Tatsächlich sinken soll der Wärmeverbrauch: von 1323 GWh auf 572 GWh. Produziert werden soll sie aus Biomasse, Wärmenetzen, Solarthermie und Luft- und Erdwärmepumpen sowie durch Wasserstoff, was insbesondere für die Industrie interessant sei.

Für den Ausbau des Wärmenetzes brauche die Stadt externe Anbieter, erläuterte Johanna Volz. "Wir sind froh über jeden Energieversorger, der auf uns zukommt." Ein potenzieller Versorger ist die Thüga, die bereits Untersuchungen in Singen diesbezüglich vornimmt, wie Michael Koehn, Thüga-Projektleiter für Wärme, versicherte. Am weitesten sei man hier im Masurengebiet. Dort rechne er mit Ergebnissen nach den Pfingstferien.

Einsparmöglichkeiten für Privathaushalte

Was die Einsparmöglichkeiten bei Energie und Wärme angeht, sieht das Klimaschutzkonzept sehr viel Potenzial in der Industrie. Aber auch Privathaushalte können sparen, meinte Johanna Volz. Der Austausch aller Geräte, die vor 2005 angeschafft wurden, bringe 33 Prozent, das Vermeiden von Standby immerhin zwölf Prozent. Selbst der Austausch einer einzelnen Energiesparlampe durch eine LED in jedem Haushalt brächte eine Stromersparnis von zwei Prozent. Einsparungen bei der Wärme können durch Fassadendämmungen, Heizungstausch oder Fenstererneuerungen erreicht werden.

Deutlich wurde bei der Konzeptvorstellung, dass Singen nicht im Alleingang Erfolg haben kann. Denn es bräuchte mehr Biomasse für die Wärmeerzeugung und Windkraft für den Strom, als Fläche dafür aus städtischer Gemarkung zur Verfügung stehe. "Es ist keine Energieautarkie auf Singener Gemarkung möglich", erklärte die Klimaschutzbeauftragte Volz. Daher sei die Unterstützung umliegender Gemeinden erforderlich, deren Produktion höher als deren Verbrauch ist. "Das nennt sich Stadt-Land-Partnerschaft", so Volz.

Weniger Autos, mehr Fußgänger und Radfahrer

Veränderungen soll es laut Plan der Stadt auch bei der Mobilität geben, wie Axel Huber, städtischer Mobilitätsbeauftragter, erläuterte. "Der motorisierte Individualverkehr (MIV) hat mit 57 Prozent einen großen Anteil", sagte er. Denn er hat einen höheren Anteil am Straßenverkehr als Fußgänger (16 Prozent), Fahrradfahrer (21 Prozent) und der öffentliche Nahverkehr (sechs Prozent) zusammen. Bis 2035 soll der MIV auf nur noch 25 Prozent reduziert werden. Die Mehrheit auf Singens Straßen sollen Fußgänger und Fahrradfahrer mit insgesamt 55 Prozent ausmachen.

Erreicht werden soll das beispielsweise mit dem "Rückbau fossiler Mobilität". Soll heißen: Auf Straßen wie der Ekkehardstraße, auf der von 16,7 Metern Gesamtbreite elf Meter für Fahrbahn und Parkplätze genutzt werden, soll Fußgängern und Fahrradfahrern mehr Platz gegeben werden. Es gebe "viel Potenzial, da was wegzunehmen". Auch eine Geschwindigkeitsreduzierung im gesamten Stadtgebiet steht auf der Liste möglicher Maßnahmen.

Auf der anderen Seite sollen die Alternativen attraktiver gemacht werden. "Wir dürfen nicht nur das Autofahren schlecht machen, wir müssen auch Alternativen anbieten." So soll beispielsweise der öffentliche Nahverkehr sowie das Rad- und Fußverkehrsnetz ausgebaut sowie Bike- und Carsharing-Angebote etabliert und gefördert werden.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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