Städtische Quartiersarbeit startet Umfrageaktion für Innenstadt am 13. Oktober
Wie lebt es sich in Singen?
Singen. Was finden die Bewohner der Innenstadt an ihrem Viertel gut oder was sollte man unbedingt ändern? Diese zentrale Frage steht im Fokus der Koordinationsstelle Quartiersarbeit, die in der Stadtverwaltung nun ihre Arbeit aufgenommen hat, nachdem der Gemeinderat die Konzepte künftiger Quartierarbeit im Frühjahr verabschiedet hat.
Um die Stimmungslage zunächst in der Innenstadt besser kennen zu lernen, hat Anne Allmrodt als neue Quartiersmanagerin eine Fragebogenaktion organisiert, die ab dem 13. Oktober starten wird. Es soll darum gehen, Meinungen und Erfahrungen der Innenstadt-Bewohner über ihr jeweiliges Quartier zu erfragen. Das Ziel dabei ist, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern die Stadt und ihre Lebensräume weiterzuentwickeln.
Sie hat dazu einen speziellen Fragebogen entwickelt, dessen Beantwortung rund 10 Minuten Zeit erfordert und der in 14 Sprachen übersetzt wurde, damit auch wirklich jeder Bewohner ab 18 Jahren an der Befragung teilnehmen kann.
Der Fragebogen wird im Internet auf der städtischen Homepage (www.singen.de )abrufbar sein. Ab dem 13. Oktober startet die Befragung, die insgesamt sechs Wochen läuft. Die Organisatoren erhoffen sich, daraus Erkenntnisse zu gewinnen, was die Bewohner der Innenstadt gut an ihrem Stadtteil finden oder was sich noch verbessern lässt.
Die Ergebnisse der Befragung sollen im März nächsten Jahres im Rahmen einer öffentlichen Bürgerkonferenz dann vorgestellt werden - und daraus auch ein Handlungsprogramm zu entwickeln.
Was sie alles vorhat und wie sie Quartiersarbeit hier in Singen umsetzen will, erläutert sie im Interview:
Frage: Frau Allmrodt, Sie kümmern sich seit kurzem um die Quartiersarbeit in Singen. Was sind denn da so Ihre Aufgaben?
Anne Allmrodt: Die Koordinationsstelle Quartiersarbeit ist von der Stadt Singen komplett neu eingerichtet worden und ist innerhalb der Stabsstelle Sozial- und Bildungsplanung angesiedelt. Martin Burmeister als Stabsstellenleiter und ich arbeiten also zusammen an der Quartiersarbeit in Singen. Zurzeit kümmern wir uns sehr stark darum, ein Netzwerk aufzubauen, das für die Arbeit in den Quartieren, also in den Stadtteilen Singens, entscheidend ist. Das sind einerseits Beschäftigte der Stadt, aber vor allen Dingen auch Kooperationspartnerinnen und –partner aus Vereinen, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Schulen und vielen weiteren. Dieses vielseitige Netzwerk verfügt einerseits über einen großen Erfahrungsschatz aus der jahrelangen Arbeit im Stadtteil und hilft andererseits auch dabei, Kontakte zu den Menschen im Quartier herzustellen. Ohne dieses Netzwerk wäre Quartiersarbeit nur schwer möglich.
Frage: Was soll denn Quartiersarbeit in Singen bewirken?
Anne Allmrodt Wir möchten einerseits die vielfältigen Angebote, die es hier bereits gibt, stadtteilbezogen bündeln und andererseits die Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem Stadtteil stärken. Letztendlich soll dadurch eine höhere Lebensqualität für die Menschen erreicht werden und auch mehr Möglichkeiten zum zivilgesellschaftlichen Engagement gegeben werden. Dies ist ein sehr langwieriger Prozess und wir beginnen jetzt, durch unsere Projekte Stück für Stück Impulse zu setzen, um langfristig lebendige und lebenswerte Quartiere zu schaffen, die allen Menschen eine Teilhabe ermöglichen.
Frage: Gibt es so etwas in anderen Städten auch? Und wie sind da die Erfahrungen?
Anne Allmrodt: Quartiersarbeit ist keine absolute Neuheit und daher gibt es sie auch schon in vielen anderen Städten. Allerdings ist sie in ihrer Umsetzung genau so vielfältig wie die Städte selbst. Eine deckungsgleiche Übertragung anderer Quartiersarbeit auf Singen ist daher nicht unbedingt sinnvoll. Allerdings bieten Projekte und Methoden in Städten wie Mannheim, Freiburg oder auch Münster eine spannende Orientierung, die auch für die Arbeit in Singen wichtig werden kann. Hier bilden wir uns also regelmäßig weiter und sind auch Teil eines landesweiten Netzwerks für Quartiersarbeit in Baden-Württemberg, um vom Vorwissen anderer zu profitieren.
Die bisherigen Erfahrungen anderer Städte sind natürlich auch sehr unterschiedlich. Allerdings eint meiner Meinung nach viele Städte die Herausforderung, in der Quartiersarbeit wirklich an alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen heranzukommen. Dieser Herausforderung werden wir in Singen sicherlich auch begegnen.
Frage: Nun planen Sie eine große Umfrageaktion. Wie wird die denn genau ablaufen?
Anne Allmrodt: Die Umfrage ist unser Auftaktprojekt für die Singener Innenstadt. Es ist organisatorisch von uns beabsichtigt, nach und nach Projekte in den Stadtteilen Innenstadt, Südstadt und Nordstadt zu initiieren. Für die Innenstadt haben wir also eine Befragung für die Bewohnerinnen und Bewohner vorbereitet, um mehr über das Leben im Stadtteil aus ihrer Perspektive zu erfahren. Welche Orte sind im Stadtteil wichtig? Welche meidet man eher? Wie steht es um nachbarschaftliche Kontakte und was macht die Innenstadt im Gegensatz zur Süd- und Nordstadt eigentlich besonders?
Der Fragebogen wird über unser Netzwerk im Stadtteil (Vereine, Fachberatungsstellen, Kirchen) verteilt und wir werden auch an ausgewählten Tagen in der Innenstadt sein, um an Passantinnen und Passanten zu verteilen. Zusätzlich kann der Fragebogen auch online ausgefüllt werden. Der Link dazu wird auf der Homepage der Stadt Singen verfügbar sein. Wir möchten mit unserer Befragung möglichst viele verschiedene Gruppen erreichen. Daher haben wir die Fragen in insgesamt 14 Sprachen verfügbar. Die Befragung startet am 13.Oktober und läuft planmäßig bis zum 24.November.
Frage: Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich, daraus zu gewinnen?
Anne Allmrodt: Die wichtigste Erkenntnis daraus sind die Sichtweisen der Bewohnerinnen und Bewohner. Niemand kann genauer beurteilen, wie es sich im Stadtteil lebt, was gut läuft und woran es mangelt. Wenn Quartiersarbeit funktionieren soll, dann ist die Einbindung und der Blickwinkel der Menschen im Quartier die Voraussetzung dafür. Weiterhin können wir durch die Daten wichtige Hinweise bekommen, wie die unterschiedlichen Angebot und Orte im Stadtteil angenommen werden und wo man noch weiterentwickeln könnte.
Frage: Wie werden sich diese denn dann konkret auf Ihre Tätigkeit auswirken?
Anne Allmrodt: Die Aussagen aus der Befragung bilden die wichtigste Diskussionsgrundlage für die weitere Planung von Projekten im Stadtteil. Sie werden auf der Bürgerkonferenz, die im März 2022 stattfinden soll, vorgestellt und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der Innenstadt diskutiert. Daraus werden konkrete Projekte und Maßnahmen entwickelt, die im Stadtteil etabliert werden sollen. Das können sowohl räumliche Projekte wie ein neuer öffentlicher Treffpunkt sein, als auch neue Beratungs- oder Freizeitangebote. Entscheidend ist, dass die Ideen der Bürgerinnen und Bürger der Ausgangspukt sind.
Frage: Wie soll gute Quartiersarbeit in Singen aussehen? Und was wünschen Sie sich von den Singenerinnen und Singenern?
Anne Allmrod: Wir würden die Quartiersarbeit in Singen als gelungen einschätzen, wenn sie es schafft, verschiedene Gruppen miteinander zu vernetzen und dadurch sogenannte Bridging-Effekte zu erzielen. Wenn also Angebote und Orte vorhanden sind, die allen Menschen im Stadtteil die Möglichkeit zur Teilhabe und zur Entfaltung geben, dann wären wir sehr zufrieden. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Verbindung zwischen Stadtteil und städtischer Verwaltung gestärkt ist und dadurch die Kommunikation zwischen beiden gewährleistet wird. Einfacher gesagt: Die Stadt muss eine genaue Vorstellung davon haben, was im Stadtteil gerade Thema ist und dauerhaft ein Teil der Stadtteilentwicklung sein. Und der Stadtteil muss das Gefühl bekommen, seine Anliegen artikulieren zu können und bei der Stadt Gehör zu finden.
Die Singenerinnen und Singener laden wir ein, sich auf den neuen Prozess in ihrem Stadtteil einzulassen und neugierig zu sein. Quartiersorientierte Arbeit bietet eine großartige Möglichkeit, nicht nur nebeneinander, sondern miteinander in einer Stadt zu leben. Dieses Miteinander hat viel Potential, das Quartier mitzugestalten, aber auch eigene Herausforderungen im Alltag besser zu meistern. Man denke an das klassische Beispiel, sich schnell einmal beim Nachbarn Werkzeug zu leihen, weil man selber keines hat. Das mag unspektakulär klingen, ist aber nur ein Beispiel für viele weitere alltägliche Bedürfnisse, die durch ein funktionierendes Quartier viel direkter und unkomplizierter gelöst werden könnten. Unsere Arbeit liegt dabei in der Organisation und Koordination des Prozesses. Den Prozess selbst gestalten die Menschen im Quartier.
Frage: Was sind Ihre nächsten Projekte?
Anne Allmrodt: Nach der Befragung stehen zu Beginn des nächsten Jahres eine Stadtteilkonferenz mit wichtigen Akteurinnen und Akteuren und eine Bürgerkonferenz an, zu der alle Menschen des Stadtteils Innenstadt herzlich eingeladen sind. Ferner führen wir bereits jetzt vorbereitende Gespräche für die Quartiersarbeit in der Südstadt und der Nordstadt, die im Laufe des nächsten Jahres starten soll.
Zur Person:
Anne Allmrodt ist 29 Jahre alt und in Stendal (Altmark) geboren. Sie hat in Leipzig und Bamberg Deutsch als Fremdsprache und Geographie studiert. Ihre Expertise lässt sich daher an der Schnittstelle zwischen sozialen und räumlichen Fragestellungen verorten. Bevor sie am 1. August ihre Tätigkeit bei der Stadt Singen aufgenommen hat, war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bamberg im Bereich der Humangeographie und bei einem Planungsbüro tätig.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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