Windkraft-Flächennutzungsplan steht vor dem Aus
Wenn der Milan erst wandert

Foto: Windparks wird es nach den neuen Untersuchungen mit größter Wahrscheinlichkeit im Hegau nicht geben. swb-Bild: wmb
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Singen (of). Die Energiewende wird im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Singen nach jetzigem Stand wohl nicht mittels Windkraft vollzogen werden. Das ist die ernüchternde Erkenntnis nach über einem Jahr Erfassungsarbeiten im Rahmen des Teilflächen-Regionalplans Windkraft, der im gemeinsamen Ausschuss der Gebietsgemeinschaft letzten Donnerstag beraten wurde. Denn bei den Erhebungen zur Ausweisung möglicher Standorte, die man zumindest von der Windhäufigkeit her theoretisch ausweisen hätte können um damit einem möglichen „Wildwuchs“ schon im Vorfeld entgegen zu treten, haben sich verschiedene Vogelarten, insbesondere der Rote und Schwarze Milan, als Störfaktoren mit „K.O.“-Qualität erwiesen.

Auf dem Schienerberg kommt der Vogel recht häufig vor, und die Kreise von je einem Kilometer um jeden Horst minimieren die möglichen Flächen praktisch auf Null. Und auch auf dem Kirnberg zwischen Steißlingen und Orsingen, der als weitere Fläche Möglichkeiten böte, Windkraftanlagen mit wirtschaftlichen Perspektiven aufzustellen, werden Horste des geschützten Raubvogels vermutet. Dort sollen nun noch dieses Jahr genaue Untersuchungen folgen. Sie kosten rund 6.000 Euro, wie der Singener Stadtplaner Adam Rosol sagte. Wenn dort diese Horste tatsächlich an den vermuteten Standorten aufgefunden werden, ist es seiner Meinung nach aber hinfällig, die Flächennutzungsplanung überhaupt weiter zu betreiben. „Die Planung hätte dann ihr Ziel verfehlt, Windkraft-Standorte ausweisen zu können“, sagte Rosol in der Sitzung am Donnerstag. Der Singener Gemeinderat Rainer Behn verwies auch darauf, dass Milane doch auch recht häufig ihre Standorte wechseln, also sich die Szenerie von Jahr zu Jahr verändern könne. Singens OB Bernd Häusler zeigte sich düpiert. Denn wenn der Vogel dann im Falle in die Nähe eines Windrads umziehe, bestehe ja keinerlei Planungssicherheit für mögliche Betreiber.

Die Vertreter der Gebietsgemeinschaft zeigten sich zum Teil sehr frustriert. Steißlingens Bürgermeister Artur Ostermaier unterstrich, dass man bereit gewesen sei, diese Energiewende mit zu tragen. Das nun der Naturschutz derart im Vordergrund stehe, sei nicht nachvollziehbar. Hubertus Both aus Singen verwies darauf, dass das Artensterben durch den Einsatz nich regenerativer Energien ja viel größer sei, jetzt müssten dann Stromtrassen aus anderen Bundesländern die Energie bringen.

Rielasingens Bürgermeister Ralf Baumert sah sich einer paradoxen Situation ausgesetzt. Denn auf Schweizer Seite zählt der Milan offensichtlich nicht so viel und oberhalb von Arlen könnten gleich hinter der Grenze fünf Windräder gebaut werden, wenn die dortigen Windmessungen Erfolg versprächen. „Kennt der Milan denn die Grenze“, frage der spöttisch nach. Marcus König aus Bohlingen zeigte sich zufrieden, denn es sei aus seiner Sicht ein faires Verfahren gewesen. Der Artenschutz sei nicht das einzige Argument gewesen, sondern auch der Schutz der sensiblen Landschaft auf der Höri zum Beispiel. Rainer Behn wollte indes noch nicht aufgeben. Schließlich könne es auch Entwicklungen mit neuen Rotoren geben, die nicht so gefährlich für Vögel seien.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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