Aktionswoche - Wem schadet dein Drink?
"Reflektiert mal euren Alkoholkonsum"

Breites Material zur Aufklärung und Information über Alkoholkonsum und -abhängigkeit bietet sich auf dem Infotisch in den Städtischen Bibliotheken. Im Bild von links: Friederike Gerland (Leiterin der Städtischen Bibliotheken), Lars Kiefer (Leiter der Fachstelle Sucht) und Christina Thürmer (Mitarbeiterin Städtischen Bibliotheken) | Foto: Anja Kurz
  • Breites Material zur Aufklärung und Information über Alkoholkonsum und -abhängigkeit bietet sich auf dem Infotisch in den Städtischen Bibliotheken. Im Bild von links: Friederike Gerland (Leiterin der Städtischen Bibliotheken), Lars Kiefer (Leiter der Fachstelle Sucht) und Christina Thürmer (Mitarbeiterin Städtischen Bibliotheken)
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Singen/Landkreis Konstanz. Das Gläschen Sekt zum Anstoßen, das Bier in geselliger Runde, der Wein vorm Einschlafen am Abend: All das sind Symbole für die Bedeutung von Alkohol in der Gesellschaft. Eine Normalität, nicht selten an der Grenze zur Alkoholabhängigkeit als psychische Erkrankung, auf deren Schattenseite die Fachstelle Sucht mit der Aktionswoche Alkohol zwischen Samstag, 8. Juni und Sonntag, 16. Juni hinweisen will.

An diesen Tagen drehen sich mehrere Veranstaltungen insbesondere um die Frage: "Wem schadet dein Drink?" Die Aktionen sollen Mut machen, eine Beratung bei der Fachstelle in Anspruch zu nehmen. Das Angebot richtet sich an Menschen aus dem Landkreis Konstanz, schwerpunktmäßig aus dem Zuständigkeitsbereich der Fachstelle Sucht mit Singen und Radolfzell. Zentral geht es um Aufklärung rund um Alkohol und die Alkoholabhängigkeit – für Betroffene, Angehörige, Außenstehende und Interessierte. Denn ein problematischer Alkoholkonsum ist nach wie vor stigmatisiert.

Alkohol während der Arbeit?

Dabei sind die Auswirkungen davon kaum zu übersehen: Fast täglich berichtet die Polizei von Unfällen, bei denen Alkohol im Spiel war. Und von allen Arbeitsunfällen passieren rund 20 Prozent unter dem Einfluss von Alkohol. Der Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht gegenüber den Angestellten, muss handeln, wenn etwas auffällt, häufig sorgt das Thema jedoch für Verunsicherung. Schon länger unterstützt die Fachstelle Sucht größere Betriebe im Umgang mit Suchtmittelkonsum am Arbeitsplatz. Mit einem kostenfreien "Online – Lunch Talk" zwischen 12 Uhr und 13 Uhr wolle man am Montag, 10. Juni, auch Kontakt zu kleineren Betrieben aufbauen, erzählte Lars Kiefer, Leiter der Fachstelle Sucht.

Einen Tag später gibt es im Cineplex Singen ab 19 Uhr den Film "One For The Road" zu sehen. Im Mittelpunkt steht hier Mark. Der will nur schnell sein Auto umparken will, hat zuvor jedoch Alkohol getrunken und gerät in eine Polizeikontrolle. Ihm wird der Führerschein entzogen und scheint dennoch die Größe seines Alkoholproblems nicht sehen zu wollen. Kiefer selbst empfindet den Film als gelungen und freut sich besonders auf die Möglichkeit für die BesucherInnen der Vorstellung, sich nach der Filmvorstellung auszutauschen.

Eine weitere Gelegenheit hierzu bietet das "Turmgespräch" im Hegau-Bodensee-Klinikum (HBK) Singen am Freitag, 14. Juni, zwischen 18.30 Uhr und 20 Uhr. Beteiligt sein wird Dr. Volker Steinecke, Leiter der Notaufnahme am HBK, der dort beruflich häufig mit den Auswirkungen von Alkohol zu tun hat. Ebenfalls dabei sein wird eine betroffene Person, die Geschichten zum Motto der Aktionswoche teilen kann.

(K)ein Problem

"Eine Abhängigkeit kann jeden treffen", betonte Lars Kiefer bei der Vorstellung der Aktionswoche. Diese könne Gelegenheit bieten, den eigenen Alkoholkonsum zu reflektieren. Am häufigsten wegen einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert würden Jugendliche, die experimentierfreudig und unerfahren im Umgang mit Alkohol seien, erzählte er. Während die offiziellen Zahlen rückläufig sind, bleiben diese seiner Ansicht nach stabil. Weniger würden nur die Einlieferungen in die Notaufnahme. Auffällig sei, dass der Mischkonsum – zum Beispiel von Alkohol und Cannabis – zunehme. Am zweithäufigsten landen Personen zwischen 40 bis 55 Jahren mit einer Alkoholvergiftung in der Notaufnahme.

Häufig sehen Betroffene einer Alkoholabhängigkeit darin kein Problem. Erfahrungsgemäß nur rund 15 Prozent suchen eine Beratung frühzeitig und aus eigenem Antrieb auf. Die restlichen 85 Prozent tun dies erst nach einem Zwischenfall, zum Beispiel in der Familie. Das geht auch zulasten der Angehörigen: Rund acht Millionen Erwachsene in Deutschland seien so indirekt betroffen, wie der Leiter der Fachstelle Sucht berichtet. Nochmal drei Millionen macht die Gruppe betroffener Kinder und Jugendlicher aus.

Zur Unterstützung von Kindern suchtkranker Eltern wird die Gruppe "Aufwind" angeboten. Ihr widmete sich eine Aktionswoche im Februar. Mehr dazu gibt es hier nachzulesen:

Filmpremiere zur Aktionswoche des "Aufwind"-Projekts

Das aktuelle Projekt findet in Kooperation mit den Städtischen Bibliotheken Singen statt. Dazu hat Christina Thürmer, Mitarbeiterin der Städtischen Bibliotheken, rund um das Thema Alkohol Bücher ausgesucht, die auf einem präsent aufgestellten Infotisch zu finden sind. Ein breites Spektrum zwischen Ratgebern und Biografien soll möglichst viele Menschen ansprechen. Lars Kiefer erhofft sich, dass einige der über 1.000 BesucherInnen auf das Thema aufmerksam werden und es im Anschluss weiterverbreiten.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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