Der Bunte Hund ist wieder da
Ostern: Pudelwohl und nachdenklich gleichzeitig
Puuuhh. Man hat mir gesagt, ich soll doch was Nettes zu Ostern schreiben. Ostern ist ja so ungefähr das skurrilste Fest, was ihr Menschen geschaffen habt.
In Friedrichshafen ist am Ostermontag Ostermarsch für den Frieden und für das Klima. Beides ist zu schützen. Das finde ich prima. Nur wie beides zu schützen ist, vor allem gleichzeitig, da wird es ja richtig spannend. Aber: Jede und jeder hat das Recht, einfach Umweltzerstörung und Krieg doof zu finden.
Bis mir jemand den Knochen wegnimmt. Also mir ist dann die Umwelt egal und der Frieden auch. Ich hab meinen Frieden wieder, wenn ich meinen Knochen wieder habe. Oder ich muss meinen Frieden selbst finden, wenn der andere stärker ist, weil sonst habe ich meinen Knochen nicht zurück und im Zweifelsfall tut es auch noch weh. Und in Verhandlungen gehen so mit Körperhaltung, Mimik und Lauten tue ich nur dann, wenn ich weiß, der andere ist mir zumindest ebenbürtig oder ich erhoffe mir irgendeinen Vorteil vom Verhandeln. Ansonsten will ich einfach meinen Knochen zurück. Manchmal bin ich auch blind vor Wut. Dann kapiere ich nicht einmal mehr, wenn der andere Rüde stärker und auch noch mehr im Saft ist als ich. Meistens gehe ich dann wenig später geschlagen vom Feld… Ohne Knochen.
Wie ist das mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser? Also nicht mit den anderen, denen da oben oder denen da in anderen Ländern, sondern mit Ihnen? Auf was sind Sie bereit zu verzichten, wenn es um den Frieden geht und um das Klima? Tatsächlich? Persönlich? Würden Sie den Frieden Ihrer Liebsten (wer ist das?) auch mit Gewalt sichern? Das wäre ein tolles Thema für den Osterspaziergang… Reden Sie darüber mal und dann darüber, was das mit der großen weiten Welt zu tun hat…
Das Osterfest leitet übrigens eine Freudenzeit ein, die bis Pfingsten gehen soll, im Urchristentum war die Osterzeit verbunden mit der Hoffnung auf Befreiung für Israel und für alle Völker. Vielleicht müsste das das Ziel sein: Freiheit für alle Völker. Ich glaube allerdings fast, dann sähe die Weltkarte, aber auch unser Wohlstand hierzulande anders aus…
So, bevor ich jetzt noch zu nachdenklich werde, gehe ich jetzt ein paar besonders leckere Knochen verstecken. Wir spielen da in der Hundenachbarschaft immer so ein Spiel: Jeder verbuddelt dem anderen an seinem Gassiweg ein paar Knochen. Das macht sehr viel Spaß.
Und ich werde die Osterzeit genießen: Weil ich in einer im großen und ganzen sehr friedlichen Region leben darf. Im Wohlstand. Und ich mich pudelwohl fühlen kann deshalb. Aber demütig bin, weil ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist und unser Wohlstand nicht nur friedliche Ursachen hat, deshalb gehe ich auch auf keine Friedendemo…
Nachdenklich und osterfroh gleichzeitig
Euer bunter Hund
bunterhund@wochenblatt.net
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare