Offener Brief der Geschäftsführung an das Regierungspräsidium
Kiesabbau macht Klinikum Sorgen
Singen. Zum Kiesabbau im Dellenhau erreichte die Redaktion ein offener Brief von prominenter Seite. Nachdem sich das Hegau-Bodensee-Klinikum schon beim Besuch von Finanzministerin Edith Sitzmann klar gegen einen Kiesabbau im Dellenhau ausgesprochen hat, hat Geschäftsführer Peter Fischer nun einen offiziellen Brief an das Regierungspräsidium geschickt:
»Heute wende ich mich mit einem besonderen Anliegen an Sie. Der geplante Kiesabbau im Gewann Dellenhau unweit des Hegau-Bodensee-Klinikums Singen macht uns große Sorgen«, schreibt Fischer. »Vermehrt kommen Patienten auf uns zu, die befürchten, dass sie zukünftig aufgrund von Lärm- und Staubbelästigung in unserem Klinikum nicht mehr gesund werden können. Diese Befürchtungen, die wir mit den Patienten teilen, möchte wir Ihnen im Folgenden darlegen:
Punkt 1: Wir sehen große Nachteile für unsere Patienten durch die zu erwartende Lärmbelästigung. Unsere Patienten brauchen zur Genesung Ruhe, dafür ist eine ruhige Umgebung Voraussetzung. Wir haben große Sorge, dass diese Ruhe wegen des zu erwartenden Lärms durch die Abbautätigkeiten nicht mehr gegeben sein wird.
Wir beziehen uns bei unserer Befürchtung auf die Sechste Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm - TA Lärm). Diese besagt im Punkt 6.1: Immissionsrichtwerte für Immissionsorte außerhalb von Gebäuden gelten laut Abschnitt c). Darin sind die Werte für Kurgebiete, Krankenhäuser und Pflegestationen vorgeschrieben mit tagsüber einem Wert von 45 dB(A) und nachts von 35 dB(A). Einzelne kurzzeitige Geräuschspritzen erlauben zwar eine Überschreitung der Immissionswerte um nicht mehr als tagsüber 30 dB(A) und nachts um 20 dB(A). Wir müssen davon ausgehen, dass der Grundgeräuschpegel bei Westwind die 45 dB(A) tagsüber überschreitet.
Punkt 2 Staubbelastung: Bereits jetzt haben wir jedes Jahr im Frühjahr durch das erhöhte Aufkommen von Blütenpollen einen erhöhten Aufwand an Wartung und Reinigung der Filter unserer Lüftungsanlagen. Durch das abbaubedingte Staubaufkommen beim geplanten Kiesabbau im Dellenhau erwarten wir ganzjährig zusätzliche Belastungen durch Staub, welche eine erhöhte Wartung und Reinigung der Filteranlagen nach sich ziehen. Auch rechnen wir mit erhöhten Reinigungsintervallen der Außengeräte, wie z. B. des Hybridkühlers und der Fenster. Die Außenreinigung der Fenster ist ebenso wie die vorgenannten Wartungen aufwändig und teuer. Zusätzliche Kosten sind in unserem Finanzbudget nicht enthalten und aufgrund der angespannten Lage in den Krankenhäusern auch nicht finanzierbar.
Punkt 3 Verkehr - Feinstaubbelastung und Lärm:
In der Gesamtbetrachtung der Folgen durch den geplanten Kiesabbau im Gewann Dellenahu spielt unseres Erachtens auch der Verkehr mit seinen Auswirkungen wie Verkehrslärm und Feinstaubbelastung eine große Rolle. Durch das erhöhte Verkehrsaufkommen der Lastwägen, welche den Kies abtransportieren, rechnen wir mit einer Erhöhung des Verkehrslärms und der Feinstaubbelastung, gerade beim Bergauffahren zwischen der Kreuzung und der Autobahnauffahrt auf der B314. Aber auch beim Abtransport über die B34 über Gottmadingen und durch die Maschinen, welche den Kies abbauen (siehe oben), rechen wir bei Westwind mit einer erhöhten Feinstaubbelastung, welche sich ungünstig auf die Genesung unserer Patienten auswirken kann.
Sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin Schäfer, wir sind nicht generell gegen Kiesabbau eingestellt, haben aber große Bedenken und Sorgen ob des geplanten Kiesabbaustandorts. Wir bitten Sie deshalb herzlich, unsere Einwände und Befürchtungen gegen den geplanten Kiesabbau im Dellenhau ernst zu nehmen und zu prüfen, inwieweit die Möglichkeit besteht, den geplanten Kiesabbau an dieser Stelle noch zu untersagen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unsere Patienten würden es Ihnen danken,« schreibt der Geschäftsführer des Hegau-Bodensee Klinikums, Peter Fischer.
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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