25 Jahre Mittagstisch der Tafel
In der Mitte Singens angekommen
Singen. Beim Mittagstisch der Singener Tafel finden Menschen mit wenig Geld von Montag bis Freitag eine vollwertige Mahlzeit für einen geringen Betrag. In seiner exakt 25-jährigen Geschichte war das soziale Angebot dabei oft selbst zu Gast, etwa in unterschiedlichen Gemeindesälen. Neben einem kleinen Rückblick ging es am Jubiläums-Freitag, dem 22. März, hauptsächlich darum, mit den Gästen zu feiern.
Das wollte der erste Vorstand der Singener Tafel, Udo Engelhardt, bewusst nicht groß bekannt machen, um zu vermeiden, dass der Andrang das Angebot überwiegen könnte. Denn zur Feier des Tages war das Essen für alle Gäste umsonst. Regulär kostet es für Menschen mit wenig Geld zwei Euro, für weitere Gäste, die gerne vereinzelt dazustoßen können, vier Euro. Denn die Tafel und so auch der Mittagstisch verstehen sich laut Engelhardt als "Ort der Begegnung" ganz verschiedener Menschengruppen. Gekocht wird von dem Küchenteam unter der Leitung von Eva Pal mit Fatma Belfatmi und Dalal Haggag Ismail Kashkoush. Regelmäßig ergänzt wird das Team von unterschiedlichen Gastköchen, am Freitag eine Gruppe der Rebwieber der Poppelezunft. Gastköche seien bei der Tafel immer gern gesehen, betonte Engelhardt weiter.
25 Jahre, 250.000 Portionen
Gestartet wurde mit dem ersten Mittagsangebot am 22. März 1999 im St. Anna-Saal, erst im Mai 2005 erfolgte der Umzug in die aktuellen Räumlichkeiten. Fast durchgehend war für den Mittagstisch geöffnet, nur unterbrochen etwa während Umbauten oder der Vesperkirche. So konnten in den vergangenen 25 Jahren nach Schätzung der lokalen Tafel rund 250.000 Portionen Essen gekocht und ausgegeben werden. Der erste Tafel-Vorsitzende konnte dabei auch zwei sehr besondere Gäste begrüßen: Sylvia Betz, die die Tafel mit aufgebaut und geleitet hat, sowie Karin Becker, die als Gründungsmitglied 1999 den ersten Teller des Mittagstischs ausgegeben hatte.
Als weiterer Gast konnte unter anderem auch Oberbürgermeister Bernd Häusler begrüßt werden. Vor 25 Jahren sei er noch als Wirtschaftsförderer in Singen gewesen. Der Mittagstisch habe sich in seiner Geschichte sehr weiterentwickelt, ein maßgeblicher Anteil daran liege bei Udo Engelhardt. Besonders schätze er, dass die Tafel und das Essensangebot mitten in der Stadt zu finden sind und so die Teilhabe der Gäste fördere.
Pfarrerin Andrea Fink-Fauser vertrat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Jedem Menschen Gemeinschaft und eine Mahlzeit zu bieten, sei ein Anliegen, bei dem die Tafeln und die Kirchen nah beieinanderlägen. Das zeige sich auch bei der Vesperkirche, die in diesem Jahr zum siebten Mal stattgefunden hatte. "Kaum an einem anderen Ort wird Nächstenliebe so spürbar", äußerte sich später auch der Vorstand der Caritas Singen-Hegau, Wolfgang Heintschel.
Vom Mieter zum (Mit-)Hausherren
Die AWO wurde durch deren Geschäftsführerin Regina Brütsch vertreten. Sie hob die besondere Geschichte des Angebots hervor: Es sei sehr unüblich, dass neben dem Tafelladen auch gleich mit einem anhängenden Restaurant gestartet werde. In Singen lagen zwischen deren Umsetzung nur zwei Monate. Für sie besonders ist die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen, wie der AWO und Caritas und den Kirchen: "Es ist toll und wichtig, dass das Netzwerk in Singen so gut funktioniert." Weiter hob sie hervor, dass die Räume der Tafel seit Januar nicht mehr bei der AWO angemietet, sondern in den Besitz der Tafel übergegangen seien. "Das ist ein Zeichen, dass sie hier ganz angekommen ist."
Die Rebwieber wiederum wunderten sich, dass sie sich das erste Mal als Gastköche engagierten. Weil ihre Gruppe aus 190 Personen besteht, übergaben sie zudem einen Geldbetrag in Höhe von 190 Euro. Gleich danach startete dann auch die Essensausgabe durch die Frauen der Poppele-Zunftgruppe.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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