Tarifverträge begünstigten Investitionen in Singener Werken
Gewerkschafter wollen Rolle der Mitarbeiter gewürdigt sehen
Singen (of). „Die angekündigten Investitionen bei Georg Fischer in Singen in Höhe von 55 Millionen Euro in diesem und nächstem Jahr in eine neue Produktionslinie sind eigentlich eine Vertragserfüllung“, unterstrich im Rahmen der IG-Metall Jahrespressekonferenz am Freitag Enzo Savarino als Bezirksbevollmächtigter. „Es wäre gut gewesen, wenn bei der Ankündigung der Investition durch die Geschäftsleitung auch die Rolle der Mitarbeiter gewürdigt worden wäre“, meinte er, denn schon im Jahr 2010 habe man einen „Zukunftssicherungstarifvertrag“ mit Georg Fischer geschlossen, in dem Investitionen von 100 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre vereinbart worden seien. Dafür würden die Mitarbeiter jedes Jahr 90 Stunden Arbeit leisten, die gar nicht auf dem Lohnzettel auftauchen. Auch würden im Rahmen des Vertrags Tariferhöhungen erst mit einem halben Jahr Verzögerung in Kraft treten.
Ähnlich wird es bei Constellium gesehen, wo auch für dieses Jahr durch die Konzernleitung erhebliche Investitionen angekündigt wurde und im letzten Jahr schon ein hochmodernes Presswerk in Betrieb gehen konnte. „Dazu haben wir uns im Jahr 2011 mit erheblichen Zugeständnissen zum „Singener Einigungsmodell“ zusammen gefunden, was ebenfalls mit einer verzögerten Umsetzung von Lohnerhöhungen für ein halbes Jahr nach dem Tarifvertrag verbunden ist und auch die teilweise Übernahme von Fortbildungskosten bedeute. Um hier weiteren Forderungen zu entgegnen, wolle man die Frist jetzt sogar auf sieben Monate erhöhen“, sagte Heinrich Holl als Constellium Betriebsratsvorsitzender. „Wir haben die Bedingungen auch für Zumutbar gehalten und es war ein gutes Geschäft“ sagte Enzo Savarino dazu. Heinrich Holl sieht das Management allerdings nicht immer auf gutem Kurs. Bei der Einweihung des neuen Presswerks sei die Demontage der bisherigen Presslinien angekündigt worden. Dagegen habe der Betriebsrat engagiert gekämpft. Die Linien seien heute noch in Betrieb und darauf würden zum Beispiel sogenannte Verbund-Stromschienen für S-Bahn –Triebwagen hergestellt, die für das Werk ein technologisches Alleinstellungsmerkmal seien. „Wenn wir da nicht eingegriffen hätten, wäre ein wichtiges Produkt für das Werk verloren gegangen“, so Holl.
Auch beim Amcor hat es im letzten Jahr einen „Technologiesicherungsvertrag“ gegeben, der für die Zugeständnisse der Mitarbeiter Investitionen in Schlüsseltechnologien verspreche. Hier sei auch Wort gehalten worden, meinte Amcor-Betriebsratsvorsitzender Johannes Mauch in der Pressekonferenz. Sorgen bereitet ihm aber derzeit eher das Verhalten seiner Geschäftsführung vor Ort. Ganze Schichten würden abgemahnt, wenn sie sich an Betriebsvereinbarungen halten würden. Gipfel der Verstimmung zwischen der Mitarbeitervertretung und der Geschäftsführung ist ein Arbeitsunfall eine Mitarbeiters, der fast 20 Jahre im Unternehmen tätig ist, und der mit einer fristlosen Kündigung quittiert wurde. Das muss jetzt am 5. Februar vor dem Arbeitsgericht in Radolfzell ausgetragen werden, da es die Geschäftsführung darauf angelegt habe.
Nicht überall in der Region scheint die Konjunktursonne gerade so hell. Konsterniert zeigt sich die Mitarbeitervertretung von Siemens in Konstanz, wo die Mitarbeiter nach der Ankündigung des Verkaufs seit über einem Jahr in der Luft hängen. Das sei eine extreme Belastung für den Standort, denn wer kaufe noch Anlagen von einem Unternehmen, das von der Konzernmutter nicht mehr gewollt werde und das deshalb keine Perspektive habe, obwohl sich drei Interessenten gemeldet haben.
Sorgen machen sich die Betriebsräte von Allweiler in Radolfzell über ihr Unternehmen. Hier werden der Konzernführung in den USA schwere Versäumnisse vorgeworfen. Das Personal sei vor allem in der Auftragsabwicklung so ausgedünnt worden, dass Aufträge nicht mehr in dem Maß bearbeitet werden könnten, wie das eigentlich aufgrund der Marktlage nötig wäre.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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