Kulturevent ohne Grenzen füllt die Singener Stadthalle
Gelungener Auftakt der Erzählzeit

Erzählzeit Singen | Foto: Tim Krohns neues Buch wurde nach er Eröffnungszeremonie zum Renner beim Publikum. swb-Bild: uj
  • Erzählzeit Singen
  • Foto: Tim Krohns neues Buch wurde nach er Eröffnungszeremonie zum Renner beim Publikum. swb-Bild: uj
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Singen (uj). Dieses Jahr eröffnete der deutsch-schweizerische Autor Tim Krohn die jährlich stattfindende Erzählzeit ohne Grenzen und lockte zahlreiche Besucher an. Die Singener Stadthalle war trotz des ersten warmen Frühlingsabends des Jahres mit rund 500 Besuchern nahezu bis auf den letzten Platz besetzt, darunter zahlreiche Lokalprominenz aus dem Kanton bzw. der Stadt Schaffhausen und dem Hegau und Singen.

Vergnügt und mit viel Charme startete die inzwischen zum 9. Mal stattfindende Erzählzeit mit dem Kabarettisten und Schauspieler Uli Boettcher, der an diesem Abend die Moderation übernahm. So begrüßte er den Oberbürgermeister Bernd Häusler als „Silberrücken“, der sogleich das Grußwort übernahm.

„Singen, der Hegau und Schaffhausen sind wieder das Mekka der Literaturinteressierten“, betonte dabei Häusler und unterstrich die Aussage, denn immerhin würden 33 Autoren an 59 Veranstaltungen in 40 Gemeinden lesen. Das sei ein absoluter Rekord, so viele Gemeinden waren noch nie beteiligt. Der besondere Charme dieses grenzenlosen Kulturevents läge an der Dezentralität, denn dadurch fänden die Veranstaltungen auch in kleinen Ortschaften statt, was vom Publikum sehr positiv angenommen werden würde.

Für stilvolle musikalische Unterhaltung sorgte immer wieder das Gypsy Jazz Trio „Die Drahtzieher“ aus Weingarten mit David Klüttig an der Sologitarre, Bobby Guttenberger an der Rhythmusgitarre und Kolja Ledge am Kontrabass.

„Menschliche Regungen“, nannte der Autor Tim Krohn, der in Deutschland geboren, nun in der Schweiz lebend, seine zwei erschienen Bücher zu seinem Crowdfunding-Projekt und las Ausschnitte aus ausgewählten Geschichten vor. Das Crowdfunding-Projekt stellt ein großes Projekt dar, aus dem noch zahlreiche weitere Geschichten und Bücher entstehen könnten. Der Autor sammelte zunächst über 1.000 menschliche Regungen als Begriffe, ausgesuchte Menschen zahlten schließlich dafür, dass er nun eine Geschichte für sie schrieb, gespickt mit drei ausgewählten persönlichen Wörtern, die in der jeweiligen Geschichte vorkommen mussten. Das bisherige Ergebnis begeisterte die Anwesenden, denn Krohn überraschte mit seinen Geschichten von der ersten bis zur letzten Minute. Bereits in der ersten Geschichte, die er vorlas und in der es um die menschliche Regung „Zartheit“ ging, zeigte er seine besondere Begabung, Sinnliches und Nachdenkliches – immerhin ging es um den Tod, der anklopfte – auch etwas Komisches mit auf den Weg zu geben und dennoch in einer realen Welt zu bleiben.

In seinem Kapitel „Durst“, eine zunächst triviale Geschichte, die mit der Anschaffung einer Waschmaschine begann, schaffte es der Erzähler, Bilder im Kopf der Anwesenden zu erzeugen, eine einfache Geschichte einer Beziehung zwischen einem sehr lange verheirateten Paar. Das vergnügte Kichern des Publikums ließ erkennen, dass der Autor manche Situation beschrieb, die dem einen oder anderen Zuhörer aus dem eigenen Umfeld bekannt sein dürfte.

Die dritte Regung, die Krohn beschrieb, stand für Lebendigkeit und überraschte ebenfalls durch das Handeln der dort beschriebenen Protagonisten. Nach einem Sturz ihres Mannes krempelte die Ehefrau ihr Leben um, um genauso verletzlich und zerbrechlich zu sein, wie ihr Ehemann, denn dieser gefalle ihr in diesem Zustand sehr gut. Eine Frau beginne damit grundsätzlich mit ihrer Frisur.

In dem anschließend geführten Interview mit Uli Boettcher erzählte Krohn, wie seine Geschichten entstehen. Die drei Wörter, die in den Geschichten zwingend vorkommen müssen, nutzt der Autor als Inspiration. Preise seien dem Autor nicht wichtig. Zum Abschluss erläuterte Moderator Boettcher den phonetischen Unterschied zwischen dem deutschen Wort „Häppchen“ und dem schweizerischen „Apero“ und lud damit die Gäste ein, sich am bereitstehenden beim zur Erzählzeit traditionell zugehörigem Ausschank des Apero zu bedienen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

9 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.