Poppele-Narrenspiegel mit vielen Höhepunkten
„Etz, wa mache mer“
Singen (of). Wenn die Ritter Bernd und Oli mit ihrem Gefolge aufeinander los gehen und im Hintergrund sogar die Todfeindinnen Freifrau Marion von der Linie und Freifrau Vroni von Netzhammer eine Allianz verkünden, wenn die Ritter Stocker und Oexle ihre Bauern aufmarschieren lassen, dann fühlte man sich zurückversetzt, in harte Wahlkampfzeiten, in denen manch ein Morgenstern ausgepackt wurde, bis schließlich Ritter Oli in der zweiten Runde zu Boden ging. Doch für Burggeist Popolius war beim richtig gut besuchten Singener Narrenspiegel am Freitag und Samstag die Schlacht noch nicht zu Ende. Wissend um das Singener Emotionsgemenge platze er ins Siegerbild auf der Bühne herein und erinnerte daran, dass im Mai ja schon eine weitere Schlacht ansteht, und da sind ja der Feinde noch viel mehr. Darauf hatte gleich zu Anfang des Narrensiegels „Fidele und Nazi“ (Ali Knoblauch und Rudi Grundmüller) eingestimmt, denn auch sie wollen für den Gemeinderat mit eigener Liste kandidierten und interpretieren die „Kandidaten-Reisverschlüsse“ auf ihre ganz eigene Weise. Das Thema OB-Wahl zog sich wie ein Roter Faden durch diesen prachtvoll inszenierten Narrenspiegel, in den Zunftmeister Stephan Glunk und die an die 200 Akteure auf der Bühne auch noch so manchen Seitenhieb auf die aktuellen Probleme der Singener Baugesellschaft parat hatten, weil sie sich nicht erklären konnten, dass ein Aufsichtsrat nichts gesehen, nichts gehört und nicht gesagt haben sollte, wie ein treffendes Bild zeigte. Das neue „Museum Art & Cars“ war ein weiteres Ziel des närrischen Spotts, und da wurde gar der Betonporsche vor dem Singener Rathaus als neuer Dienstwagen des OB zu einem wahrhaftigen Leben erweckt. Der Lehrerchor spürte in seinem Auftritt schon traditionell die Singener Baustellen auf, vor einem Bühnenbild aus den 1980er Jahren, sogar die psychologischen und markierte das „MAC“ als die prunkvollste Autogarage der Politik. Und diese Baustelle sei ja sogar fertig geworden, im Gegensatz zu manch anderem in der Stadt. Einen grandiosen Lacherfolg lieferten natürlich Angelika Berner-Assfalg und Elisabeth Paul mit Michael Hübner und Silke Hauschild als Statisten, als sie mit den Bauhaus-Schubkarren auf die Bühne kamen und ihrer Trauer Luft, machen, dabei nicht gewonnen oder etwas anderes kostenloses ergattert zu haben. Und bei ihrer Trauerarbeit sahen sie sich mit mancher Spitze aus dem Rathaus in einem Boot und entdecken noch so manch anderes Spiel in der Stadt bei dem man dem was zu ergattern geben könnte
Nach einem bildschönen Auftritt der Kindernarrengruppe sinnierten Marco Bold, Marc Burzinski und Sandra Korhummel über Frühsport rund ums Rathaus nach, die Poppelechor unter der neuen Leitung von Lothar Halmer kam im Schlumpfkostüm auf die Bühne und winkte mit den Schweizer Fränkli – doch bei so viel Leerstand können die ja gar nicht in der Stadt bleiben. Dafür könne man nun aber schon für 10 Euros ein Portrait an den neuen Singener Blitzern machen lassen.
Zunftmeister Stephan Glunk musste bei seinem musikalischen Auftritt feststellen, dass Häusler sich einfach nicht zu närrischem Spott reimen ließe. Deshalb soll er nun am Schmotzigen Donnerstag auf den Mädchennamen seiner Frau umgetauft werden um es als „Freier“ den Narren etwas leichter zu machen. Simon Götz schlüpfte für die Büttenrede in die Rolle des Konstanzer Museumschefs Tobias Engelsing und betrachtete die Hohentwielstadt im Zuge des Konziljubliäums als Stadttteil von Konstanz. Die Kost fürs Auge durfte auch nicht zur Kurz kommen. Die „Rebwieber“ sorgten für zwei schöne Tanzauftritte.
Dass Glunk bei seinen Ansagen und sinnigen Kommentaren ständig von einen Paar auf der Suche nach dem „Närrischen Ohrwurm“ unterbrochen wurde, und von drei Musikern auf der Suche nach einer Party, war nicht nur eine köstliche Unterbrechung des Programms, sondern löste sich zum Finale mit der Junggesellen-Abschiedsfeier der neuen Narreneltern Ekkehard Halmer und Peter Kaufmann auf, die zusammen mit dem erstmals seit vielen Jahren wieder aktiven Blasorchester der Stadt nochmal richtig Stimmung in die Stadthalle brachten. Das Motto „Etz, wa macher mer“, zeigt schon in die Zukunft. Was wird Popolius und seinem Gefolge, denn für nächstes Jahr geliefert, wenn Singen nun wirklich so viel „besser“ wird? Das werden wir nächstes Jahr schon sehen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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