Der Bunte Hund ist wieder da
Erst versprechen und dann wieder wegnehmen

Foto: Redaktion

In den letzten zwei Wochen war ich nicht da und konnte also auch nichts schreiben. Und musste leider erleben, wie schnell man sich richtig schlecht fühlen kann. Doch von vorne: Ich besuchte einen Hunde-Freund, der in einem Haushalt lebt, in dem es, gelinde ausgedrückt, nicht gut zugeht.

Kaum da, umgarnte mich das Frauchen meines Freundes: Was wurde mir alles versprochen… …Jeden Tag selbstgemachte Hundekuchen und zwar von den leckersten. Wenn ich mal mehr Hunger hätte, würde ich gerne etwas außerhalb der Mahlzeiten kriegen und wenn ich mal schlecht drauf sei, dann gebe es Extra-Streicheleinheiten. Außerdem dürfe ich mit meinem Freund im Garten rumtollen, wie ich mag. Und wenn ich raus wolle auf Streifzug, würde es reichen, wenn wir mit der Hundeleine kämen. Ich freute mich über tolle Tage, zumal die Hundekuchen schon aus der Küche dufteten.

Doch es kam anders: Das tollste aller Frauchen verschwand kurze Zeit, nachdem sie mich so verheißungsvoll begrüßt hatte, mit den Worten: „Ich muss zu meinen Eltern fahren, viel Spaß Euch“. Und wir waren mit Herrchen alleine.

Der nahm erst einmal die Hundekuchen weg und sagte: „Nur, wenn Ihr Euch heute ordentlich benehmt.“ Aber ich hatte von der langen Anreise Hunger und dachte: Die Extraportion war doch versprochen. Schwanzwedelnd mit dem besten Hungerblick, den ich hatte, kreuzte ich in der Küche auf. Lapidarer Kommentar vom Herrchen: Wenn Du nicht warten kannst, gibt`s gar nichts.

„Ok, dann gehen wir raus zum toben“. Pappendeckel. Durften wir nicht, bevor wir nicht hoch und heilig versprochen hatten, dass wir uns nicht schmutzig machen. Aber das macht ja dann keinen Sinn und Spaß mehr. Raus ohne sich schmutzig machen?

Also blieben wir drin. Nach einer Stunde kam ich mit der Hundeleine an und meinem unterwürfigsten Hundeblick, der mir offen gestanden schwer fällt. „Lerne erst einmal, die Hundeleine gescheit in den Mund zu nehmen, dann kannst Du wieder kommen.“ Gescheit? Ich wusste nicht, was er meinte… Und fühlte mich alleine – mit meinem Freund, den ich jetzt sehr bedauerte.

Aber: Da konnte ich keine Rücksicht mehr nehmen. Das fühlte sich so machtlos für mich an, dass ich eine günstige Gelegenheit abwartete und am schlimmsten Herrchen von allen an der Tür vorbei rannte und auf Nimmerwiedersehen verschwand. Jetzt bin ich wieder hier im Wochenblatt.

Auf dem Nachhauseweg wurde mir etwas klar: Ich hatte erlebt, was Euch Menschen gerade unter anderem zumindest in diesem Land so viel Mühe macht. In der Coronazeit werden von Politiker*innen (Bazooka und Doppelwumms) großzügige Hilfen versprochen, danach werden sie durch Verwaltungsakte mit dauernden Regeländerungen und Schikanen wieder in Frage gestellt. Politiker*innen reden lang und breit über Digitalisierung, aber nicht einmal der Handyempfang funktioniert. Politiker*innen versprechen die Energiewende und heraus kommt vor allem eine Teuerung für die Betroffenen. Politiker*innen versprechen Kindergarten- und hortplätze für alle und heraus kommt: Leider nicht möglich. Die Liste ließe sich lang fortsetzen. Der Bürger verkommt mehr und mehr zum machtlosen Antragssteller, der die Macht der Verwaltungen verspüren darf und alle Details mit Steuerberatern und Rechtsanwälten teuer klären darf, wenn er dann das Geld dafür hat.

Und das schlägt gründlich auf die Stimmung und sogar auf die Motivation von Hochmotivierten. Aber ihr könnt ja nicht einfach abhauen, so wie ich, also müsst ihr wahrscheinlich anfangen, Eure politischen Vertreter*innen zu konfrontieren. Weil die wissen vielleicht gar nicht oder blenden aus, was passiert, nachdem sie die tollen Worte ausgesprochen haben. So wie das Frauchen meines Freundes.

Bleibt wacker, lasst Euch nicht unterkriegen und schreibt mir gerne mal, wie es Euch mit der Bürokratie so geht…

Euer Bunter Hund

bunterhund@wochenblatt.net

Autor:

Redaktion aus Singen

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