Narrenspiegel der Poppele
Das Stadtgeschehen grandios auf die Bühne gebracht

Simon Götz als Fischerin vom Bodensee auf der Suche nach dem Hecht ihrer Träume. | Foto: Anja Kurz
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Singen. Eine Wahnsinns-Show mit einem Mix aus purer Unterhaltung und dem typisch närrischen Fingerzeig auf das Geschehen in der Stadt hat die Poppele Zunft auch dieses Jahr wieder in der Singener Stadthalle aufs Parkett gelegt.

Die beiden Narrenspiegel-Abende standen auch unter dem Vorzeichen eines großen Wechsels: Zunftmeister Stefan Glunk verabschiedet sich aus seinem Amt und vom Scheinwerferlicht der Singener Fastnacht. So waren die beiden Narrenspiegel am 14. und 15. Februar zumindest die letzten, die er als Poppele-Chef moderiert und (auf der Gitarre) begleitet hat. Auch der potenzielle Nachfolger Glunks steht fest - und steht seit Jahren mit ihm auf der Bühne: Im Sommer stellt sich Poppele Timo Heckel vor den Zunftmitgliedern zur Wahl.

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Auch wenn er sich zwischen dem Stroh wohlzufühlen scheint, ein Hoorige Bär wird Stephan Glunk nach seinem Abschied als Poppele-Zunftmeister nicht. Er möchte sich das Fasnetsspektakel zukünftig öfter vom Straßenrand aus anschauen. | Foto: Tobias Lange

Wechsel bei den Poppele
Nach 33 Jahren sagt Zunftmeister Glunk Ade

Singen. Über drei Jahrzehnte war Stephan Glunk Zunftmeister der Singener Poppele-Zunft. Doch nach der aktuellen Fastnacht sieht der pensionierte Lehrer die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Im WOCHENBLATT-Interview spricht er darüber, worauf er sich jetzt freut und was er der Zunft für die Zukunft wünscht. WOCHENBLATT: Nach 33 Jahren Zunftmeister ist für Sie Schluss. Drei mal elf ist schon eine närrische Zahl. War das Zufall oder war das gewollt? Stephan Glunk: Nö, das hat damit gar nichts zu...

Aber: Von Abschied war beim Narrenspiegel doch kaum eine Spur. Viel mehr trumpfte das abendliche Programm wieder mit einigen bekannten Gesichtern auf. Dazu gehörten Narrevadder Peter Kaufmann, der der Narremodder Ekke Halmer in einer feinsäuberlich vorbereiteten Präsentation aufzeigte, was seiner Meinung nach beim Festakt zu 125 Jahren Singen fehlte. Die Eingemeindung von Bruderhof und Hohentwiel zum Beispiel seien ihm nicht ausreichend zur Geltung gekommen, was er mit einer Videoshow auszugleichen wusste. Auch die Klatsch- und Tratschkaliber im närrischen Frisörsalon, Sandra Korhummel, Silke Hauschild und Nicole Kania, standen wieder auf der Bühne. Nachdem sich die Stadt Singen im vergangenen Jahr zwischen Starkregen und Gasalarm ja förmlich in ein Katastrophengebiet verwandelte, lag für die Damen nicht nur Gasgeruch, sondern auch eine Geschäftsidee in der Luft: "Schutzausrüstung, damit unsere Kunde sicher de Heimweg antrete könne."

Herrlich hoorig gings zu in der Stadthalle (Teil 1)

Bei den zwei Damen Berta (Elisabeth Paul) und Sofie (Angelika Berner-Assfalg) waren die schwindenden Stände auf dem Wochenmarkt großes Thema. Und weil die beste Aussicht auf Singen - und den Leerstand dort - der Turm der Herz-Jesu-Kirche bietet, machten sich die beiden mit viel Geschnaufe auf den Weg hinauf. Die Analyse: Metzger Ribler zu. Bäckerei Auer zu. Centralapotheke zu. Aber dafür jede Menge Nagelstudios, die aus dem Boden sprießen und Berta schon als Kundin gewonnen haben. Fidele (Ali Knoblauch) und Nazi (Rüdiger Grundmüller) widmeten sich wiederum der nie endenden Geschichte "Singen und der Glasfaserausbau". Nazi will sich nämlich als weiterer Herausforderer - mit GfS, Glasfaser für Singen - zu den Anbietern Thüga, Telekom, OXG und Lillaconnect hinzugesellen.

"Rucket zämme!" als Vorbild

Zu den Höhepunkten zählte auch an diesem Abend die Büttenrede von Simon Götz als Fischerin vom Bodensee. Die junge Maid und "Fischfachfrau" teilte mit dem Publikum ihre leidvolle Männersuche. Im Laufe der Bütt redete sich Fischerin Götz dabei auch über das gesellschaftliche Klima in Rage. " 'Rucket zämme!' hät mol e Motto g'heiße, mit dem könnt mer au in unserm Land no was reiße", lieferte er aber auch gleich eine Antwort mit. "Reißet des Ruder rum, es isch noch nicht zu spot, des gilt für alle do hinne: S sinkt jeder mit, wenn des Schiff untergoht!"

Zwischen den Sketches lieferten nicht nur die Original Aussteiger aus Gottmadingen Unterhaltung, sondern auch das Singener Blasorchester und verschiedene Tanzeinlagen. Unter der Leitung von Inge Kaufmann zeigte zum Beispiel eine Tanzgruppe, wie es im Barfüßer, dem noch frisch eröffneten Singener Ableger einer Ulmer Brauhaus-Kette, so zugeht. Weitere Tänze von klein und groß wurden angeleitet von Svenja Hübner und Johanna Barth, sowie von Simon Götz mit einer närrischen Abordnung der Feuerwehr Singen. Das Finale vor dem großen Finale machte dann wiederum Simon Götz als Gastgeberin der "Großen Helene Fischer Show".

Immer wieder und in unterschiedlichen Gefühls- und Tonlagen fiel an diesem Abend auch das diesjährige Motto der Poppele: "Des wird ebbs!" Wie gewohnt brachte Stefan Glunk das dazu gedichtete Mottolied auf die Bühne mit einer gehörigen Portion Zuversicht für 2025: 50.000 Einwohner für Singen, die Sanierung der Hohenkrähenstraße, die Scheffelhalle - des wird ebbs!

Simon Götz als Fischerin vom Bodensee auf der Suche nach dem Hecht ihrer Träume. | Foto: Anja Kurz
Poppele Timo Heckel zeigt sich bei der "Helene Fischer Show" von seiner Show Man-Seite. | Foto: Anja Kurz
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Autor:

Anja Kurz aus Engen

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