Der Bunte Hund ist wieder da
Bund ist nicht gleich bunt

Foto: Redaktion

Meine Gastgeberfamilie hatte an Ostern einen kleinen Aussetzer, also eigentlich ehrlich gesagt, einen großen und ich dann gleich mit. Und den will ich mit Euch ausnahmsweise mal teilen.

„Ist alles so schön bunt hier“, sang Nina Hagen in ihrem Song „TV-Glotzer“. Sie glotzte damals TV von Ost nach West. Der Song ist selbst in meinen Hundeohren noch ein so rotziger wie gerne gehörter Ohrwurm. Ich bellte gerne mit, bis ich heiser war.

Heute ist alles noch viel bunter als zu Zeiten von Nina Hagens rotzigem Ohrwurm, auch für die, die einst etwas sehnsüchtig von Ost nach West schauten. Auch die Ostereier waren in den letzten Tagen bunt. Meist in industrieller Fertigung bemalt. Für das kunstvolle und tierisch Sauerei machende mit der Familie malen ist in den meisten Familien eben keine Zeit mehr. Auch bei meiner Gastgeberfamilie nicht. Vorweihnachtsstress, Vorosterstress. Alle wollen noch schnell, dass nur noch dieses Formular ausgefüllt wird und diese und jene Mail beantwortet wird und die vielen tollen Ostergrüße gelesen werden. Lauter bunte Bildchen, auf die man mit bunten Bildchen antworten sollte: Wir haben es ja auch gut, das muss man auch zeigen. Social Media… und keine Zeit mehr füreinander.

Zurück zu den Ostereiern: Wir machen die Welt bunt und das im Eiltempo. In Massenfertigung. Palettenweise. Ökologisch scheinbar korrekt: Mit Aufzucht der männlichen Küken, Freilaufende Hühner, Bioproduktion. Denken wir, weil: wir wissen viel zu wenig. Die bunten Ostereier, sie sind verarbeitete Eierprodukte und unterliegen also nicht den für rohe Eier üblichen Kennzeichnungspflichten. Um rund 40 Prozent steigt der Eierhandel vor Ostern. Woher kommen die Zusatzmengen? Von Saisonarbeiterhennen?

Im EU-Ausland dürfen übrigens weiter männliche Küken getötet werden, Bruderküken…. Auch vor Ostern. Die männlichen Küken können als Ware ohne Wert im freien EU-Handel ins Ausland gebracht werden und dort getötet werden, auch von deutschen Betrieben. Die anderen werden aufgezogen: Drei Monate lang, dann ist ihr kurzes Leben vorbei. Der Bruder lebt nicht lang.

Das alles war plötzlich Thema am Osterfrühstückstisch. Ich esse ja keine Eier. Aber mir wurde trotzdem schlecht. Ostern ist doch das Fest der Auferstehung. Ich stand auf, sprang durch das geöffnete Küchenfenster in den Garten und lief. Lief immer weiter. Bis ich ein ruhiges Plätzchen am Bach am Waldrand entdeckt hatte. Dort ließ ich mich nieder.

Die Vögel sangen um Erhörung ihrer potenziell besseren Hälften und das erste Frühlingsgrün kommt durch die Reste des letzten Herbstes. Weiße Schneeglöckchen und hellgelbe Schlüsselblumen. Es riecht nach Bärlauch. Der erste sattgelbe Löwenzahn in der Nähe. Bunt, so wie die Natur es will. Jetzt war Ostern gerettet….

Schöne Osterferien oder einfach eine gute Woche

Euer bunter Hund (naturbunt natürlich)

bunterhund@wochenblatt.net

Autor:

Redaktion aus Singen

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