Selbstständigkeit
Auch wer ein Unternehmen gründet, braucht einen Reiseführer
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- Mit der Unterstützung von Gründungsinteressierten profitieren sie voneinander: Wilfried Trah (Vorstandsvorsitzender Singen aktiv), Claudia Kessler-Franzen (Geschäftsführerin Singen aktiv), Nadja Scheffel (Wirtschaftsförderung Steißlingen), Oliver Rahn (Wirtschaftsförderung Singen), Peter Freisleben (Wirtschaftsförderung Engen), Holger Mayer (Bürgermeister Hilzingen), Thomas Schleicher (Wirtschaftsförderung Gottmadingen) und Holger Hagenlocher (Existenzgründungskoordinator Singen aktiv).
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Singen/Hegau. In den aktuell recht unsicheren Zeiten tendieren die Menschen zum sicheren Job-Hafen: die Arbeit in Anstellung. Dabei beleben gerade Existenzgründerinnen und -gründer eine lokale Wirtschaft. Fünf Kommunen folgen diesem Gedanken und engagieren sich deshalb im "Netzwerk Existenzgründung" von Singen aktiv.
Neben den Kommunen - die Städte Singen und Engen, sowie die Gemeinden Gottmadingen, Hilzingen und Steißlingen - engagieren sich hier viele Partnerinnen und Partner, um Gründungen in der Region zu fördern. Dazu gehören zum Beispiel die Singener Agentur für Arbeit, das Jobcenter im Landkreis oder die Handwerkskammer Konstanz, wie die "Singen aktiv"-Geschäftsführerin Claudia Kessler-Franzen in einem Gespräch erläuterte. Der eigentliche Anlass waren dabei die Impulsnachmittage für Existenzgründer, die ab dem 5. Februar wieder (fast) monatlich stattfinden. Sie finden jeweils am ersten Mittwoch des Monats statt, sofern dieser nicht in Schulferien oder auf einen Feiertag fallen. Für 2025 gibt es acht Termine.
Lückenschluss
Für die Gemeinden sind die Impulsnachmittage eine gerne gesehene Möglichkeit, sich im Netzwerk zu beteiligen und auch voneinander zu profitieren, betonte Wirtschaftsförderer Thomas Schleicher: "Durch die Gottmadinger Gewerbegebiete haben wir gute Möglichkeiten für Gründerinnen und Gründer." Gefehlt habe nur die Beratung. Ähnlich sieht das Nadja Scheffel, in Steißlingen verantwortlich für die Wirtschaftsförderung: "Wir können die Existenzgründungen nicht im Rathaus begleiten", dafür sei die Gemeinde zu klein. Über die Netzwerk-Partner könne diese Lücke geschlossen werden.
Eine zentrale Rolle bei der Förderung von Existenzgründungen in dem Netzwerk füllt Holger Hagenlocher aus. Der Berater und Coach hat beispielsweise zusammen mit Singen Aktiv als deren ehrenamtlicher Existenzgründungskoordinator das Konzept der "Gründungsreise" erarbeitet. Dort wird der Weg vom ersten Schritt bis zur vollzogenen Gründung in neun Etappen unterteilt. Zur ersten Etappe - Orientierung und Information - zählen auch die Impulsnachmittage. Interessenten können hier jeweils ab 16 Uhr eine generelle Einführung in das Thema Selbständigkeit bekommen. Nach einer kurzen Pause folgen dann ab 17 Uhr verschiedene Spezialthemen, etwa zu Steuerfragen oder dem Erstellen eines Businessplans. Laut Wilfried Trah, Vorstandsvorsitzender von Singen Aktiv, sei das Angebot bewusst niederschwellig. Wer die Veranstaltungen in der VillaConsult (Erzbergerstraße 8b in Singen) besuchen möchte, kann dies kostenlos tun. Es wird jedoch um Anmeldung gebeten.
Die Reise geht weiter
Auf diese Informationen aufbauend gibt es im Anschluss die Möglichkeit, das Wissen zur Selbständigkeit zu vertiefen. Dieses Angebot wurde 2023 eingeführt und umfasst eine zweistündige Einführungsveranstaltung, sowie sechs Stunden individuelle Beratung. Hier soll auch festgestellt werden, ob eine Gründung sinnvoll ist. "Das kann vor Leid schützen", meinte Hagenlocher. Die Kosten dieser Beratung müssen zunächst selbst getragen werden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine der Trägerkommunen diese Kosten erstatten. Grundvoraussetzung ist, dass nach der Beratung auch gegründet wird.
Neu sind im Jahr 2025 die "Founder Walks" am 24. Juli und 25. September. Die kostenlosen Treffen dienen zum Netzwerken für Gründungsinteressierte und Unternehmer gleichermaßen. Die entspannte Atmosphäre will es den Teilnehmenden erleichtern, im Gespräch miteinander Ideen oder Kooperationen zu entwickeln.
Holger Hagenlocher betonte, wie wichtig das Netzwerk für den Hegau sei. Die Tendenz der Menschen gehe zu sicheren Jobs im Angestelltenverhältnis. Und ja: Eine Gründung bedeute ein Risiko, bestätigte er. "Aber das kann erfolgreich sein, wenn es begleitet wird." Genau diese Begleitung will das Netzwerk Existenzgründung mit den fünf beteiligten Kommunen ermöglichen.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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