Ein Meister der Pop-Art in Singen
Als die Kunst die "Paparazzis" entdeckte
Singen. Gemeinsam mit Andy Warhol und Roy Lichtenstein gilt James Francis Gill alsMitbegründer der amerikanischen Pop-Art und einer der letzten noch lebenden Künstler dieser außergewöhnlichen Generation, die das Wesen der Kunst in den USA wie in Europa und Japan veränderte. Zum Anlass seiner Jubiläumsausstellung „60 Jahre Women in Cars“ war der inzwischen 87-jährige Künstler nun zur Vernissage seiner neuen Bilder zu diesem Thema und auch einiger der Klassiker am Donnerstagabend ins MAC Museum Art & Cars in Singen gekommen. Dabei konnte man feststellen, dass Gill durchaus einen Fanclub hat: rund 150 Personen, die zum Teil von weit her anreisten, wollten die ersten sein, die diese Ausstellung im zweiten Stockwerk des MAC 2 rund um die Edelkarossen von Erdmann & Rossi anschauen - und natürlich den Künstler selbst, der hier in einem zehnminütigen Filmporträt vorgestellt wurde.
James Francis Gill ist in Singen übrigens kein Unbekannter. In 2017 war ihm bereits eine große Ausstellung gewidmet worden, gepaart mit US-Cars aus den goldenen 1960ern, der Zeit als die Pop-Art ihre Geburt feierte. Es waren die damals neuen Möglichkeiten der Medien, die plötzlich Farbe in ihre Magazine bekamen, und die gerade die Auftritte der Filmstars als Paparazzi-Events zelebrierten. Die roten Laufstege, die gestylten Frauen, die da aus den Autos entstiegen, die ja damals ein ganz besonderes Statussymbol bedeuteten, und die »Presse« die daraus Nachrichten machte - und die wiederum die Kunst inspirierte, wie sich auch andere Künstler von einer Konservendose mit Tomatensuppe drin so faszinieren ließen, dass sie daraus in Person von Andy Warhol, die Ikone der Popart, neben der bunten Marylin Monroe natürlich, wie Galerist Manuel Mooser den Gästen der Vernissage erläuterte. James Francic Gill hatte die damaligen Ikonen des amerikanischen Lebensgefühls zu seinen Ikonen gemacht, seine »Women in Cars« waren freilich Malerei, aus dem Paparazzi-Moment entrückt und vor allem im Auto dann doch wieder auf Distanz zum Betrachter, wie in einer Art Rückzugsraum, so Mooser in seiner Analyse des Werks von Gill, der nun eben diese Damen mit einer neu bearbeiteten Serie anlässlich des 60. Geburtstages von »Women in Cars« erweitert hat und damit nun durch Europa tourt, weil er dort auch sehr viele Fans hat, wie man hier im Publikum der Vernissage unschwer erkennen konnte.
Zwischen den Edelkarossen im zweiten Stock des MAC2 konnten diese neuen Ikonen auch perfekt in Szene gesetzt werden, als leuchtende Inseln aus der Dunkelheit der Wände springend. Und Gill selbst spannt im Ausstellungskonzept einen Bogen von den frühen Arbeiten der 1960er, die noch sehr zeichnerisch wirken, zu den fast fotorealistisch perfektionieren neuen »Women in Cars«. Die Eröffnung wurde zudem mit einer riesigen Videopräsentation im Lichtdom des Museums begleitet, bei der die Bilder wie durch den Raum zu schweben schienen. Die »Women in Cars« sozusagen in der Bewegung, in der James Francis Gill sie eingefangen hatte in seinen Bildern.
Und beim Mac geht es munter weiter: Schon am Freitag, 13. Mai, 18 Uhr, wird zur nächsten Vernissage - dann ins MAC 1 - eingeladen unter dem Titel »Black Magic« mit Fotografien von Bruno Poinsard, schwarz-weißen Körperlandschaften, die gleichzeitig das Mysteriöse und ihre Enthüllung erahnen lassen. Dafür sollte man sich unter museum@museum-art-cars.com oder telefonisch unter 07731 9693510 anmelden, wegen der Planung.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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