Neue Blickwinkel auf die Hohentwiel-Ruine durch Dr. Kessinger
»Alles echt - oder was?«

Hohentwiel Tourismus | Foto: Dr. Roland Kessinger (links) hielt einen Vortrag über den Hohentwiel. An seiner Seite der Leiter des Kunstmuseums, Christoph Bauer. swb-Bild: uj
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Singen. Der Vortrag ist ein wenig die Fortsetzung des Vortrags vom April, zumindest zeitlich,« erzählte Dr. Roland Kessinger zur Begrüßung am vergangenen Donnerstag im Veranstaltungsraum des Stadtarchivs Singen und knüpfte an dem im April 2019 stattgefundenen Vortrag in der vollbesetzten Stadthalle an. Erneut schaffte er es, die Zuhörer zu fesseln und sie sowohl auf eine Zeitreise mitzunehmen als sie auch in einem Rundgang um die Hohentwiel-Festung zu entführen.

»Roland Kessinger, ursprünglich Chemiker und gebürtiger Singener, kümmert sich als Historiker sehr intensiv um die Baugeschichte des Hohentwiels«, stellte Christoph Bauer, Museumsleiter des Kunstmuseums Singen Roland Kessinger zu Beginn den rund 50 Gästen vor. Der Vortrag ist Teil des Rahmenprogramms der Sonderausstellung »HTWL. Der Twiel im Blick«, die im Rahmen des 50-jährigen Hohentwieljubiläums derzeit gezeigt wird.

Hintergrund, weshalb sich die Forscher mit der Zeit nach der Zerstörung der Festung 1801 befassen, ist die geplante digitale Rekonstruktion der Festung, die derzeit zusammen mit dem Land Baden-Württemberg erstellt werden würde. »Die Frage ist demnach, welche Teile nachträglich gebaut worden waren, denn diese sollen bei der Rekonstruktion weggelassen werden«, erklärte er das Projekt und stellte fest, dass dieses Thema derart spannend sei, dass es ihm einen eigenen Vortrag wert gewesen war.

So zeigte er in seinem 90-minütigen Lichtbildvortrag den Hohentwiel anders, »als wir ihn eigentlich wahrnehmen. Viele Bauwerke sind gar nicht so alt, wie wir eigentlich glauben.« In seiner Zeitreise erzählte er, wie 1800/1801 die Festung durch die Franzosen zerstört worden war und ging auf markante Zeitpunkte ein, wie 1804 die Brückensanierungen, oder auf 1863, als die Bahnlinien eröffnet wurden und somit die Festung zur touristischen Attraktion wurde.

»Der Hohentwiel war touristisch erschlossen, es gab sogar schon einen Postkartenkiosk«, witzelte er. Er zeigte Sanierungsmaßnahmen, die von 1885-1914 durch den Architekten Franz Haible bis in den Ersten Weltkrieg hinein durchgeführt wurden. Auch Steinschlag und Felssturz sei schon immer ein Thema gewesen. Die Zeitreise endete 1920/1930, als die Karlsbastion zur Theaterkulisse wurde und vergaß dabei nicht, den Blick auf das Heute zu halten. Der Vortrag lebte unter dem Motto: »Alles echt - oder was? Geheimnisvolle Bauten.«

Den Rundgang begann Kessinger mit dem Eugenstor und erklärte anhand von alten Fotos und Postkarten, welche Änderungen sich nach der Schleifung ergeben hatten. Jedem Besucher fällt heute sicherlich auf, dass die großen Fenster über dem Tor alle zugemauert sind. Die Zumauerung sowie weitere Maueranbauten sollten damals das Eindringen in die Festung verhindern, damit die Festung nicht als Steinbruch missbraucht werden würde. Ausführlich ging Kessinger auf den Kirchturm der Festung ein, der aufgrund des touristischen Andrangs zu einer Aussichtsplattform umgebaut wurde, und sich zeitweilig dem damaligen Zeitgeist der Burgenromantik im 19. Jahrhundert fügen musste und mit Zinnen versehen wurde.

Dieser »Zinnen-Schnickschnack« sei ausschließlich für die Touristen gedacht gewesen. »Der Hohentwiel besitzt eine interessante und äußerst komplexe Baustruktur«, erklärte er, deswegen hätten unsere Vorfahren schon immer in die Erhaltung investieren müssen. Am Hohentwiel sei immer gebaut worden, deswegen seien auch die heutigen Baumaßnahmen nichts Besonderes. Zum Abschluss konnten die Zuhörer eine erste digitale Restauration von 1796 sehen. Dazu wird es ab Sommer 2020 eine App geben, die von »Schlösser und Gärten Baden-Württemberg« veröffentlicht werden wird.

- Stefan Mohr

Autor:

Redaktion aus Singen

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