Ruhige Präsentationen / Köstler kam verspätet
700 Besucher bei Kandidatenvorstellung

Foto: Bernd Häusler, Wahlleiter Dietmar Streit und Oliver Ehret vor dem Beginn der Kandidatenvorstellung. Der dritte Kandidat Thomas Köstler war erst verspätet in die Stadthalle gekommen. swb-Bild: of
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  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Singen (of/stm). Rund 700 Besucher kamen am bisher heißesten Tag des Jahres in die Singener Stadthallte zur Kandidatenvorstellung. Damit war die Halle nicht ganz gefüllt gewesen. Fürs Foto vor dem Start konnten sich erst mal nur die beiden Kandidaten Oliver Ehret und Bernd Häusler mit Wahlleiter Dietmar Streit postieren. Der dritte Kandidat Thomas Köstler war erst später an der Stadthalle erschienen. Im Gegensatz zur hitzigen Podiumsdiskussion von Pro Singen wirkte die beiden TOP-Kandidaten diesmal wesentlich moderater.

Oliver Ehret ging gleich Anfangs seiner Rede auf das Thema „Heimat“ ein und konterte manche Wahlparole mit der Rolle Singens als weltoffene Stadt. Er habe sich Anfang des Jahres für eine erneute Kandidatur entschieden, weil für ihn wichtige Punkte in der Entwicklung Singen noch nicht abgeschlossen seien. In seinen acht Jahren als Oberbürgermeister habe er erkannt, sein Ziel niemals aus den Augen zu verlieren, auch wenn der Weg dorthin ein anderer sein könne, etwa beim Beispiel Kunsthallenareal.

„Wir werden weniger, älter und bunter“, betonte Ehret. Die Einwohnerzahl Singens werde bis 2025 weiter steigen, prophezeite er. Das hänge auch mit der erreichten wirtschaftlichen Stärke der Stadt zusammen. 5,1 Prozent mehr Arbeitsplätze seit 2011, insgesamt 2.000 neue sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse seit seinem Amtsantritt als OB 2005. Zudem habe Singen mit mit dem Hegau-Tower und der Bildungsakademie zwei Leuchtturmprojekte geschaffen, die über Regionsgrenzen beachtet werden, erklärte Ehret.

Für die guten Ergebnisse sei er nicht alleine verantwortlich, sondern der Teamchef eines funktionierenden Teams. Enttäuscht zeigte sich Ehret deshalb über Aussagen, dass sich in Singen in den letzten Jahren nichts getan habe. Die Behauptung sei schlichtweg falsch. Singen dürfe sich seine gute Entwicklung nicht kaputt reden lassen, kritisierte Ehret. Besonderen Fokus will Ehret in seiner zweiten Amtszeit darauf legen, dass kein Kind mehr in der Stadt ohne Abschluss aus der Schule gehen dürfe. Hierzu solle mit der Bertelsmann-Stiftung ein Förderkonzept entwickelt werden. Ferner müssten die Senioren bei städtebaulichen Planungen mehr berücksichtigt werden, meinte Ehret. Ehret hob hervor, dass durch die von ihm angeschobene Mittelspange die Stadt stärker vom Verkehr entlastet werde. In Innen- und Kernstadt würde auf dem Conti-Areal und Wetzstein-Areal bezahlbarer Wohnraum entstehen, versprach Ehret. Die Krankenhausfusion habe Singen als Standort langfristig gesichert, jetzt gelte es die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.Dann kam schon der Gong zum schluss der Redezeit.

Bei der anschließenden Fragerunde entschuldigte sich Ehret dafür, dass er die Antragsteller der geplanten Abfallbeseitigungsanlage unterschätzt habe, aber er habe auch Mittel und Wege gefunden Anlage aus Singen fernzuhalten. Die Frage des ehemaligen Singener Bau-Bürgermeister Rüdiger Neef zielte auf den Entwicklungsstand beim Holzer-Bau: Inwieweit seien die Verhandlungen mit ECE vorangeschritten und brauche Singen zusätzliche 28.000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Neef wollte wissen, ob es da konkrete Versprechen gebe. Ehret beruhigte die Singener, im Holzer-Bau entstünden maximal 10.000 Quadratmeter neue Verkaufsfläche. Hierfür sei aber ein Zuwachs an Labeln nötig. Da aber noch ein Ankergrundstück fehle, werde es noch lange dauern, meinte Ehret.

Bernd Häusler erklärte zu einer Kandidatur, dass er in den nächsten acht Jahren mehr Verantwortung für die Stadt übernehmen wolle. Süffisant bemerkte er, dass sich die Wahlprogramme in den letzten Wochen angeglichen hätten. Deshalb sei für ihn die Art, wie ein OB die Ziele umsetze, von entscheidender Bedeutung. Er stehe dafür, auf Bürger zuzugehen und Kompromisse mit dem Gemeinderat auszuhandeln. Zudem agiere er, statt nur zu reagieren. „Wir müssen weg von einer Ankündigungspolitik zurück zu einer Politik der Taten“. Als Finanzbürgermeister habe er beispielsweise agiert, so dass Singen die Finanzkrise 2009 überstanden habe, ohne dass es der Bürger groß gespürt habe. Zudem hätten sich unter seiner Regie als Bürgermeister die Bildungschancen und Betreuungsangebote in der Stadt deutlich verbessert. 50.000 Mittagessen würden jährlich verteilt. Zudem plädierte Häusler für das Konzept der Gemeinschaftsschule in Singen, die ab dem Schuljahr 2014/15 möglich sei und prophezeite das Ende der Werkrealschule.

Zudem seien unter seiner Leitung der kulturelle Bereich und der Sportentwicklungsplan positiv zu beurteilen. Für das Conti-Areal sprach sich Häusler für eine stärkere Bürgerbeteiligung aus. Bezüglich der GVV kündigte Häusler eine neue Gangart an und mahnte finanzielle Transparenz an. Zudem würde die GVV unter ihm als Oberbürgermeister nur noch die Erlaubnis haben, in Singen zu bauen. Die Mehrzweckhalle in Beuren sei dringend nötig, bekräftigte er. Dem ECE steht Häusler kritisch, aber nicht ablehnend gegenüber. Was den Radverkehr und Verkehrslärm betrifft plädierte Häusler für eine nächtliches „Tempo 30“ und mehr stationäre Radaranlagen. In der Fragerunde darauf angesprochen, habe er niemals versprochen, dies in schon 30 Tagen zu realisieren. Ein Seniorenzentrum in Innenstadt sei zu wenig, dies müsse Quartiersbezogen gelöst werden. Zudem versprach Häusler eine konzertierte Wohnrauminitiative im Falle seiner Wahl mit allen beteiligten Bauträgern. Hinsichtlich der Krankenhausfusion betonte Häusler, dass der Pflegenotstand in Singen ein Ende haben müsse. Am Beispiel der Frage von Ekkehard Walter versprach Häusler eine Bürgerbeteiligung für ein Radwegekonzept, das schon ein Jahr in den Schubladen liege.

Der dritte Kandidat Thomas Köstler war erst verspätet in der Halle eingetroffen und zeigte sich enttäuscht von dem Verein Pro Singen, der einen anderen Kandidaten unterstütze. Wegen Computerproblemen und einen 320-Euro-Wahlkampf entschuldigte er sich, nur beschränkte Mittel zur Verfügung zu haben. Außer dem Nichtabriss des „Conti“ und dem Rückbau des in Singen unnützen Kreisverkehrs war Köstlers Wahlprogramm überschaubar.

Wahlleiter Dietmar Streit hob in seinem Schlusswort die weitere Besonderheit der Wahl hervor, die durch das neu eingeführte Wahlrecht ab 16., Singen einen besonderen Fokus verleihe und wünschte sich wie die drei OB-Kandidaten eine hohe Wahlbeteiligung.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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