Zinshoch und Inflation als Herausforderung
2022 war für die Sparkasse ein besonderer Stresstest gewesen

Über den Aussichten auf 2023 hängt für die beiden Vorstände der Sparkasse Hegau-Bodensee, Jens Heiner und Dr. Alexander Endlich, noch einiges an Nebel wie hier über dem Hohentwiel. Die Kurve macht deutlich, wie sich die Zinsen seit Anfang 2020 entwickelten: im letzten Jahr schnellte die Kurve bald deutlich nach oben. | Foto: Fiedler/ Bearbeitung: Raj
  • Über den Aussichten auf 2023 hängt für die beiden Vorstände der Sparkasse Hegau-Bodensee, Jens Heiner und Dr. Alexander Endlich, noch einiges an Nebel wie hier über dem Hohentwiel. Die Kurve macht deutlich, wie sich die Zinsen seit Anfang 2020 entwickelten: im letzten Jahr schnellte die Kurve bald deutlich nach oben.
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Singen. „2022 war ein aufregendes Jahr mit vielen Überraschungen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hegau-Bodensee, Dr. Alexander Endlich, im Rahmen der Bilanzkonferenz am Montag. Angefangen von Fortgang der Corona-Einschränkungen, dann mit dem Ukraine-Krieg, den ganzen Lieferkettenproblemen, der Energiekrise und natürlich dem rasanten Anstieg der Zinsen.

"Kommt die Zinswende", war im letzten Jahr zur Bilanzkonferenz kurz nach dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine noch für Vorstand Jens Heinert die Frage, und sie kam, heftiger als eigentlich von allen erwartet. Von quasi Null auf nun rund 3,5 Prozent stiegen die Zinsen an. „Das war eigentlich der Stresstest pur“, meinte Heinert im Rückblick.
Dazu kamen weitere Erschwerungen für die Banken hinzu. Um einen Kredit von einer Million Euro zum Beispiel vergeben zu können, war bisher seitens der Bank eine Absicherung von 40.000 Euro vorgehaltenem Kapital nötig, im letzten Jahr sei dieser Betrag um 98 Prozent gesteigert worden. Das bedeute für den Kunden weiter steigende Kosten. „Für uns als Bank bedeutet es, dass wesentlich größeres Eigenkapital nötig ist, um auch für die Zukunft abgesichert zu sein. Und die Baupreise sind auch wesentlich gestiegen“, verwies Heinert den Ernst der Lage. Gerade für Häuslebauer habe sich die Belastung vervielfacht, wenn jetzt ein Bau begonnen werden sollte.

Baukredite sacken ein

Das hatte drastische Auswirkungen auf die Baufinanzierungen. Die Neuzusagen sanken dramatisch ab, um 82 Millionen Euro, von 370 Millionen Euro auf nun 288 Millionen Euro. Auch die gesamten Kreditzusagen gingen stark nach unten. Hier erwarten die Banker auch Lösungen von der Politik, da weniger Baukredite auch weniger Bauen und damit Konjunktur bedeuten, der Zinssprung also eine wirtschaftliche Schleifspur erzeugt. „Trotzdem bleiben wir optimistisch, betonen die beiden in der Bilanzkonferenz. Die Bank selbst habe bei ihren Mitarbeitenden reagiert, die alle 1.000 Euro Sonderzahlung Ende letzten Jahres bekommen hätten, als Inflationsausgleich. Die Bank habe auch ihren Zins für Dispokredite gesenkt, um hier den Kunden entgegenzukommen, die durch die aktuellen Preissteigerungen mehr ins Minus rutschen.

Trotzdem Wachstum

Trotzdem ist der Vorstand der Bank mit dem Geschäftsverlauf für 2022 im Ganzen zufrieden, wurde vermittelt. Das Geschäftsvolumen stieg trotz allem um 66 Millionen Euro auf nun 6,55 Milliarden Euro an. Hier werden Kredite und Einlagen zusammengezählt. Für Dr. Endlich spreche das für ein weiter hohes Kundenvertrauen. Die Wertpapiere stiegen um rund 6 Millionen auf jetzt 88,3 Millionen Euro an.
Bei den Finanzierungen war man mit einer Steigerung von 137 Millionen Euro auf nun 3,05 Milliiarden noch zufrieden, wo der Markt allerdings aufgrund langer Laufzeiten und Vorläufe der Träger ist. Die aktuellen Entwicklungen würden in der nächsten Bilanz sicher stärker aufschlagen.
Beim Zinsüberschuss hat sich die Ertragslage doch noch um 3,1 Millionen Euro auf 53,2 Millionen Euro ergeben. Beim Provisionsüberschuss konnte auch noch mal eine Steigerung von 700.000 Euro auf 22,7 Millionen Euro verzeichnet werden. Die Ausgaben wurden sogar gesenkt um 0,9 Millionen Euro, was als Momentaufnahme gewertet wird. „Bei den Sachkosten rechnen wir mit Steigerungen von 15 Prozent, bei den Personalkosten stehen durch neue Tarife mindestens 5 Prozent im Raum. Verdi fordert gar 10,5 Prozent Lohnplus“, so Jens Heinert. Das Betriebsergebnis unterm Strich liegt bei 30,6 Millionen Euro und machte ein Plus von 4,6 Millionen Euro. Rund sechs Milliionen Euro Gewerbesteuer wird die Bank an die Gewährträgergemeinden in ihrem Geschäftsgebiet zahlen.

Einige Glanzpunkte

Die Bilanz enthält noch viele „kleine“ Punkte. Etwas, dass die neu ins Leben gerufene Stiftergemeinschaft nun erste Stiftungen verwalten kann. Für nachhaltige Fonds liege man schon bei einem Anteil von 46,7 Prrozent. Die Sparkassen-Stiftung konnte 180.000 Euro, die Bank selbst über Sponsoring 170.000 Euro, über die PS-Lose 46.000 Euro in die Region zurück geben. Die Spendenplattform „WirWunder“ förderte 49 Projekte mit 86.000 Euro Spendengeldern. Und für die Imkerkurse mit dem Imkerverein Hohentwiel, der auch die „Sparkassen-Bienen“ auf dem Dach der Sparkasse betreut gab es 130 Bewerbungen. „Die Bienen haben im letzten Jahr übrigens einen hervorragenden Ertrag gebracht“, freut sich Jens Heinert. Und: Insgesamt sei die Lage einfach besser als oft die Stimmung. Auch jetzt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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