Zeitzeichen zur Zuversicht

Die neue Deutung der Remigration

Singen/Kreis Konstanz.Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WOCHENBLATTs haben ihre Gedanken zum Thema "Zuversicht" in Worte gefasst:

Das war vor einem Jahr gewesen, als in finsteren politischen Hinterstuben das Wort „Remigration“ neu aufgelegt wurde, historisch dazu an einem Ort angesiedelt, der mit der „Endlösung“ für alle Zeiten behaftet ist. Ausgesprochen wurde, dass die Menschen, die nicht Deutschland seien, am besten wieder zurückgeführt werden sollten in ihre Herkunftsländer, um diesem Land nicht mit der Notwendigkeit für Integration und mit der Herausforderung auf neue Formen der Gesellschaft zur Last zu fallen.

Was dann passierte, ist ein Grund zur Zuversicht, denn die Gesellschaft, unsere Gesellschaft, ist aufgestanden dagegen, ist auf die Straße gegangen, um damit Zeichen zu geben für eine bunte Gesellschaft mit vielen Färbungen, die aus vielen Kulturen zu einer neuen Kultur bereits zusammengewachsen ist. Die Hoffnung ist, dass es für die auch im Landkreis tausenden Menschen nicht damit getan bleibt, hier dabei gewesen zu sein, sondern, dass wir auch uns alle bewusst sind, dass es ein Mehr für eine gemeinsame Zukunftskonstruktion unserer Gesellschaft benötigt. Denn die Pläne für eine „Remigration“ haben an den Flüchtlingsströmen nichts geändert und auch in diesem Jahr sind wieder tausende Menschen bei ihrer Flucht in eine „bessere Welt“ in den Fluten des Mittelmeers umgekommen. Ihre Hoffnung hat sich nicht erfüllt, und ich frage mich immer wieder, was in diesen Menschen vorgehen muss, damit sie dieses Risiko des Ertrinkens eingehen, das schon vor der Abfahrt unabweisbar ist. Doch die Denkprozesse brauchen nun eine neue Nachhaltigkeit, eben um Fluchtgründe auszumerzen, Menschen in ihrer Heimat eine Zukunft zu geben. Das müssen wir schaffen.

Und dann das große Signal aus Syrien: Auch wenn hier noch nicht klar ist, wohin das Land ohne Assad steuern wird, es hat sich doch gezeigt, dass es hier eine eigene Lösung geben konnte, nachdem der „Westen“ hier nicht handeln wollte in einer politisch so volatilen Zone. Jetzt erleben wir vielleicht bald eine ganz andere Form von „Remigration“, weil die Menschen nun doch wieder ihre Zukunft in ihrer alten Heimat haben. Das ist einer der spannendsten Aspekte für das kommende Jahr!