Leserbrief zu unserer Kolumne vin Reiner Andresen aus Bohlingen
Deutschland ein Hochlohnland?
Singen. Zur Kolumne »Liebe Leser« von letzter Woche wurde uns geschrieben:
»Absatzmärkte in die Hochlohnländer. Arbeitsmärkte in die Niedriglohnländer« seien die Spielregeln in der Weltwirtschaft ist eine steile These, die Sie da aufstellen.
Da der Stundenlohn für die von Ihnen zitierten Crowdworker nur ein Bruchteil des aktuell geltenden Mindestlohnes in Deutschland beträgt, identifizieren Sie Deutschland sicherlich als Hochlohnland. Aber ist diese Einschätzung zutreffend oder stimmt Ihre These von den Spielregeln in der Weltwirtschaft nicht? Irgendwie passt da etwas nicht zusammen.
Die gegenwärtige Diskussion über die Erhöhung des Mindestlohnes scheint nicht gerade für eine Qualifizierung von Deutschland als Hochlohnland zu sprechen?
»Absatzmärkte in die Hochlohnländer«? Deutschland ist zwar nicht mehr der Exportweltmeister, der es früher einmal war, aber immer noch eine führende Exportnation in dieser Welt. Von daher kann Deutschland eigentlich auch kein Hochlohnland sein!?
„Arbeitsmärkte in die Niedriglohnländer“? Die Medien sind derzeit voll von Berichten über den eklatanten Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an Fachkräften in Deutschland. Von daher ist Deutschland scheint doch wohl eher ein Niedriglohnland zu sein?
»Mittelstand und Märkte, in denen Arbeit und Absätze nah beieinander sind« müssen, Ihrer Meinung nach, gestärkt werden. Was meinen Sie eigentlich mit »Mittelstand«, den Mittelstand als soziale Schicht oder eher mittelständische Unternehmen?
Jedenfalls konterkarieren Sie mit Ihrer Forderung nach der Zusammenlegung von Arbeit (Produktion) und Absätzen (Konsum) die Vorteile der weltweiten Arbeitsteilung im Rahmen der Globalisierung, die in der Vergangenheit fast der ganzen Welt, besonders aber auch Deutschland erhebliche ökonomische Vorteile gebracht hat.
Im Rahmen der Globalisierung hat sich die Zahl der extrem armen Menschen von 1,2 Milliarden 1999 auf 203 Millionen im Jahr 2017 verringert. Allerdings war in der FAZ vom 24. August dieses Jahres zu lesen, dass in Teilen Asiens wegen der Corona-Krise bis zu 80 Millionen Menschen wieder unter die Grenze der extremen Armut zurückgefallen seien.
Wir sprechen hier nicht von Menschen, die einen Stundenlohn von 2 bis 3 Dollar erhalten, sondern von Menschen die mit weniger als 1,90 Dollar am Tag auskommen müssen.
Könnte es sein, dass wir hier mit hanebüchenen Argumenten über ein Luxusproblem diskutieren?«
Reiner Andresen, Bohlingen
Leserbriefe können von der Redaktion gekürzt werden und stellen nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion dar.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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