Hallo und guten Tag
Wenn der Doktor das dicke Gehalt einsackt

In den vergangenen Wochen hat es im deutschen Blätterwald mächtig gerauscht. Natürlich haben die Damen und Herren aus der Politik wieder für Gesprächsstoff gesorgt. Der Außenminister, die Heide Simonis am anderen Ende der Republik, nicht zuvergessen Christof Palmer und Walter Döring. Sie alle liefern genügend Stoff für mich. Ein ganz anderes Thema beschäftigt mich Vierbeiner zurzeit besonders. Im Januar 2005 wurde die kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg gegründet, genau genommen schlossen sich die vier regionalen Vereinigungen zusammen. Mitglieder dieses Verbandes sind zwangsweise 19.000 niedergelassene Ärzte und Psychologen. Diese 19.000 Männer und Frauen brauchen einen Vorstand und der arbeitet nicht mehr ehren- sondern hauptamtlich. Der Vorsitzende des noblen Verbandes erhält ein Jahresgehalt von 240.000 Euro zuzüglich Dienstwagen. Außerdem hat er das Recht, wöchentlich zusätzlich 13 Stunden in der eigenen Praxis zu arbeiten. Nachdem klar wurde, dass Herr Dr. Hoffmann-Goldmayer (das Gold ist Programm!!) ein höheres Jahreseinkommen hat als der Bundeskanzler, wurde es einigen Medizinerkollegen doch zuviel. Sie protestierten gegen die Höhe der Gehälter. Der neue Vorsitzende machte dagegen eine einfache Rechung auf. Früher (vor dem Zusammenschluss) hätte ein Arzt zwei Euro seiner Verwaltungskosten für den Vorstand aufgewendet und jetzt eben nur noch einen Euro. Sein Fazit: Die Gehälter der Vorstandsmitglieder sind angemessen und keinesfalls überzogen. Die Rechnung leuchtet sogar mir ein; schließlich wurden bis Ende 2004 die Vorstände von vier regionalen kassenärztlichen Vereinigungen bezahlt. Aus der Sicht von Dr. Hoffmann-Goldmayer ist es völlig in Ordnung, wenn sich ein Teil der eingesparten Vorstandsentschädigungen jetzt in der Höhe der neuen Gehälter des hauptamtlichen Vorstands niederschlägt. Nach meinen Informationen ist das baden-württembergische Sozialministerium die zuständige Rechtsaufsichtsbehörde. Die neue Sozialministerin müsste mit der Vorstandsriege also Klartext reden und sagen »so nicht, meine Herren«. Doch weit gefehlt. Frau Minister Gönner ist der Auffassung, dass die Gehälter im Vergleich zu den anderen Bundesländern noch vertretbar sind. Außerdem werde das Geld nicht von den Versicherten direkt bezahlt, sondern vom Honorar der Mediziner. Man höre und staune! Mir fehlt ja der menschliche Verstand, doch eine Frage muss gestattet sein, Frau Minister. »Aus was bitte wird denn das Honorar der Ärzte bezahlt, wenn nicht aus den Beiträgen der Versichertengemeinschaft?« Die Chefin der Rechtsaufsichtsbehörde windet sich wie ein Wurm, um den Standesvertretern der Ärzteschaft nicht die Meinung zu sagen. Neben dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (Jahresgehalt 260.000 Euro) bezieht nach meinen Informationen einzig der Vorsitzende der KV Niedersachsen mit 250.000 Euro ein höheres Gehalt als Dr. Hoffmann-Goldmayer. Mit Hilfe meiner vier Pfoten habe ich mal folgende Rechnung aufgestellt. Dr. Hoffmann-Goldmayer arbeitet durchschnittlich pro Woche 55 Stunden - 13 Stunden davon in seiner Praxis. So komme ich auf 42 Stunden für die Standesvertretung. Bei 46 Arbeitswochen pro Jahr (52 Wochen abzüglich Urlaub, usw.) sind das 1932 Stunden. Bezogen auf das Jahresgehalt von 240.000 Euro ergibt das einen Stundensatz von rund 124,22 Euro oder 242,96 Mark. Das, Herr Dr. Hoffmann-Goldmayer, erklären Sie doch bitte mal einem Alleinverdiener und Familienvater mit zwei Kindern, einer alleinerziehenden Verkäuferin oder einem 55-Jährigen, der gerade seinen Arbeitsplatz verloren hat. Soziale Verantwortung und Kompetenz leider erneut Fehlanzeige bei einem Zweibeinerin herausragender Position,

das meint der bunte Hund.

Autor:

Redaktion aus Singen

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