Wafrös alemannische Dialektik vom 3. Januar 2001

Des Wort »Konflikt« bedeitet, dass ebbes, wo usenand isch, »kon flickt«. Was aber kon flickt, des hebt nume zämme, drum saged se zu ebbes, wa nume zämme hebt, do sei en Konflikt. Unsere Zeitunge sind voll mit Konflikter, i de Völker, i de Rasse, i de Religione under de Parteie und i de Parteie und ersch recht i de Familie, oder bi de sellene, wo so tond, als ob se ä Familie wäred. Wenn de Vadder und d Modder inen Konflikt groted, kas si, dass de Lade usenand keit, wenn kon flickt, aber meischtens isch on oder one do, wo grad s Gegeteil macht, wo it flickt, sondern usenand bringt. Bsunders häufig isch de Konflikt zwische de Alte und de Junge und der Konflikt isch scho so alt, solang's Junge und Alte giit. Bi allene däne Konflikter brucht's meischtens ä Konfliktschtrategie, des heißt, mer moß iberlege, wie mer us dem Konflikt wieder use kunnt. Menkmol bassiert's, dass es de Alte oder de Junge d Sicherung use haut. Denn haued die Junge ab, oder die Alte werfed die Junge use, je nochdem. Etz hot mir de Generalvertreter vunere große Versicherung en Brief zuekumme losse, wo so en Konflikt zwische Alt und Jung intressant beleichtet und den Brief ka i als Beischpiel saumäßig guet bruuche. Weil niemerd woß, wer des war und wo des war, hot mer mir erlaubt, dass i den Konfliktschtoff i minere Dialektik behandle derf. De Brief isch in Schriftdeitsch abgfasst, nu beschtimmte Wörter sind typisch alemannisch. I hon en aber i unsern Dialekt ibersetzt, den Brief, und der isch so uf dere große Versicherung glandet: »Mei Frau und i känned uns it andersch helfe. S duet uns leid, aber unsern Sohn isch ä Arschloch. Mir mond leider die Lebensversicherung mit Eiverschtändnis vu unserm Sohn kündige, ab sofort. De Grund isch: Er hot seit November im letschte Johr ä Händi, miteme Vertrag. Die erscht Rechnung vu de Telekom fir de November und Dezember war 393,20. I hon den Betrag am 24.2.2000 iberwiese. Am 25.2.2000 isch d Rechnung fir de Januar kumme, 867,40. Mir wissed bim beschte Wille it, wie der des zahle soll, weil er ä eigene Wohnung hot, weil i ihn usegworfe hon. Sei Miete betragt monatlich 390 Mark. Wa des Schlimme isch, er hot im November s letscht Johr sei Lehr underbroche und mir hond vu nint gwisst. I hon Ihne au vor ä paar Tag en Brief gschriebe, mit de neie Bankverbindung. Wenn uf dem Konto ko Geld isch, iberweist die Bank au nint, er derf au it iberziehe. Etz frog i mi, wie der die näksch Woch sei Miete zahle will. I mecht Sie etz bitte, dass Sie die Lebensversicherung abrechned und des Guthabe uf dem sei Konto iberweised. I loss des Arsch-loch vorsichtshalber uf dem Brief mit underschreibe, weil ich it woss, ob Sie sei Underschrift benötiged. Mit freundlichen Grüßen (Mutter XY, Vater XY, Arschloch XY).« Wo i den Brief gläse ghet hon, war i im erschte Moment kolossal beeindruckt, vor allem, weil i it die leiseschte Ahnung ghet hon, wa mer do fir ä Konfliktschtrategie awende sott. Die Fronte sind ziemlich verhärtet. S ka guet si, dass bi dem Konflikt längere Zeit kon flickt!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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