Wafrös alemannische Dialektik vom 29. Juni 2005
Eigentlich wirf i d'Reklame alleweil glei furt, des heißt sie kunnt i de Babier-Conteiner und der isch jedesmol voll, wenn se'n abholed. Mer ka jo au ä Schildle a d'Hustüre mache »Bitte keine Werbung«, aber des nitzt au it vill. Mer moß nu am Morge sei Zeitung ufschlage, no hot mer scho ä Hampfel vu dem Zeig i de Händ. Drum mach i au ko Schild a min Briefkaschte; i wirf menkmol en Blick uf des Kilo Babier und s'ka sogar sei, dass i mol weng nöcher anelueg bi dene Proschpekt und so ischmer's etz wieder mol gange. Des heißt, so war's desmol au it so ganz. S'meischt war scho im Conteiner, nu ufem Kuchetisch isch no en einzelne kläne Proschpekt gläge und der komischerweis näbem Kircheazeiger, wo au all am Freitig kunnt. I bin mer alleweil no it ganz klar, ob der de Mei us de Händ grutscht isch, wo se des andere Zügs furtgworfe hot, weil i mir it vorschtelle ka, dass sie mir so ä Proschpektle näbe de Kircheazeiger anelegt. S'war nämlich nu ä winzig's Zeddele, miteme Bildle, wo on one vu hinde hebt und sie drillet de Kopf zu nem num. Näbe dem Bildle isch no ä Foto vume Parfümfläschle und denn schtoht do »Das unwiderstehliche Erotik-Parfum«. Denn isch gschtande, dass scho die Gattin vum Napoleon ihn miteme Parfüm verführt hett und etz hetted se usegfunde, dasses sich um »Musik-Parfüm« handlet. Des dät nämlich beschtimmte sexuelle Lockschtoffe enthalte, wovu zahlreiche Tierarte während de Paarungszeit usgschiede wäre däted. Auch ich kännte meine Partnerin verführe, hond se gschriebe, weil sich jede Frau vu mir angezogen fihle dät und denn dätse bald sämtliche Hemmunge verliere, weil sich ihre Underbewusstsein dem Parfüm it entziehe kännt. Des hett en amerikanische Professor und Sexologe usegfunde. S'isch it emol teier, des Musik-Parfüm, weil ä Fläschle nu 20 Euro koscht. Also wa mi a dere Sach schtört, des sind selle sexuelle Lockschtoffe, wo zahlreiche Tierarte i de Paarungszeit usscheided. Wenn i mir ä brünschtige Sau, oder ä Kueh, oder ä läufige Hündin vorschtell und i soll etz a mi anischmiere, wa en Eber, en Schtier oder en Hund scharf macht, i woß it so recht, ob des etz ä Parfüm noch mim Gschmack wär. Wami usserdem no gschtört hot, des war die Underzeile, wo's g'heißt hot: »Erläben sie ein Parfüm, das so prickelnd isch wie die Sünde.« Des isch doch theologisch unkorrekt. Seit wenn isch die Sünd prickelnd? Wenn's bi beide pricklet, no isches noch de neieschte moraltheologische Ansichte ko Sünd, nu wenn's bi om elei pricklet, weil er uf de Partner ko Rücksicht nimmt, no isches ä Sünd. Warum schriibed se au all so en Scheiß, ohne dass se sich vorher weng informiered. Des sind so Kleinigkeite, iber die wo i mi saumäßig ufrege kännt und drum füll i au die Karte it aus und kauf ko Musik-Parfüm. Aber intressiere dät mi doch, warum der Proschpekt usgrechnet näbem Kircheblättle gläge isch!
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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