Wafrös alemannische Dialektik vom 28. März 2001
Hot des viellicht ebber gläse, dass de Bundestagspräsident Thierse »zum gesellschaftlichen Widerstand gegen eine Verhunzung der deutschen Sprache« ufgruefe hot. Er hot gmont, wa vor allem i de Medie a »sprachlich-moralischer Verluderung« stattfinde dät, sei all schwerer zum vertrage. Vor allem gege Anglizisme und Amerikanisme hot er gwetteret, de Bundestagspräsident und mi hot des mordsmäßig gfreit. Denn hon i mir denkt, etz kännt mer doch au mol die Einheimische dra erinnere, wie unsern Dialekt allmählich z'Grund goht. Wer des it glaubt, der soll nu mol sine Kinder oder Enkel froge, wa se vu däne Wörter no verstond, wo hüt i dem Gschichtle vorkummed: Hot der Bue alefänzig tue, woner die Brockete i dere Milchsuppe gsäe hot und wonem d Mamme gar no de Bibbeleskäs vorgsetzt hot, do hot der Dralare au no afange brieke, weil em die groß Schweschter underm Tisch en Gink gäe hot, dass em en Finke vum Fueß keit isch. Er well Igmax, hoter bräselet, ä Ochseaug oder ä Kratzete, aber uf den Hafekäs us Milch hett er kon Gluschte. Do hot all's Flattiere nint gnitzt und me hot'en au it umstimme känne miteme Bettmimpfele. Der Griennooche vume Grinkele isch am Tisch ghocket, wie wener en Bräschte hett. D Mamme hot dem Drieler welle ä Aale gäe, aber der hot de Lätsch lampe loo und nu hälinge zu de Schweschter gseit, sie sei ä Kitterfidle und ä Hämpfele, wo iberhaupt it emol ä Gräbele hett. Etz isch d Schweschter nadierlich verruckt worre. Sie hot den Siech am Schlawittle packt, hot de Finger nass gmacht und am Bruder sim Hals griebe, bis es Ribele gäe hot. Do ka mer säne, wa du fir en Sulude bisch, it emol gschiid wäsche kasch de und iberhaupt bin i lieber schlank als so ä Bloter! S isch no ä Wiile hi und her gange, bis de Vadder gmont hot, er well etz sei Rueh und die zwä solled mitenand no s Trottwa firbe und denooch ihre Fuse im Kinderzimmer ufrumme. Vu ihm us kännted se au no weng Fangis mache, Danzknepfle, oder Läbere zäpfe, aber wenn d Liechter aagond, no solled se hom, no sei's hekschte Zeit fir die jung Waar, weil sich blos s Gsocks und s Ziffer bis i d Nacht nei no uf de Gass rumtreibe dät. Dunne uf de Gass hond se grad Versteckis gschpillt, wo die zwä abekumme sind und de Bue hot glei mösse a d Wand schtoh und zelle. Weil er aber gickslet hot, do hot glei oner gruefe, »au der spickt jo!« No hoter zur Strof glei nomol sueche mösse und inzwische isch a de erschte Ladättere s Liecht aagange und die groß Schweschter hoten a de Hand gnumme und gmont, kumm mer gond hom, it dass de Babbe no närrsch wird. Die Gschicht dät nadierlich heit en ganz andere Verlauf näeh. Welles Kind moss hüt no ä Brockete inere Milchsuppe abedrucke, oder sich mit Bibbeleskäs z friede gäe? Zu wa giit's a jedem Eck en Pommes-Stand oder ä Kebab-Bude. Die Zeite sind andersch worre und d Schproch isch andersch worre. Wer's it glaubt, soll mit däne Wörter mol ä Prob mache.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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