Wafrös alemannische Dialektik vom 27. Juli 2005

Etz moß i halt eifach mol iber mi selber schriibe, weil i suscht en Kropf krieg und so en Sack am Hals macht en Mensch doch wüescht, oder it? Ons vu de schänschte Singemer Hüser isch etz grad hundert Johr alt wore und jedes Kind im Hegau hot gwisst, oder wosses hüt no, wa und wo des Hus isch, wemer vum CAFE GRAF schwätzt. S'isch scho seit anno 66ge ko Cafe meh, sondern die City-Filiale vu de Volksbank, aber äbe die hot ä kläs Fäschtle gmacht, weil des Hus, wo sie etz dinne isch, de hundertschte Geburtstag hot. Etz wa macht mer a some Obed, wo mer sich Gäscht eiladet? Mer suecht on, wo d'Lüt weng underhaltet und weng ebbes iber des Hus verzellt. I woß it, wer uf die Idee kumme isch und gmont hot, i sei fir die Sach grad de Richtig. I hon zerscht denkt, i hör it recht, aber s'isch halt ä Generazionefrog, weil die junge Lüt, wo etz uf dere Bank schaffed, iberhaupt ko Ahnung hond, wa se do aarichted: En Exkonstanzer soll in Singe iber ä hundert Johr alt's Wahrzeichen schwätze! Des isch ugfähr so, als wemer ime Erzbischof zumuete dät, er soll ä Jubiläumsanschproch ime Freudehaus halte. Die alte verschtorbene Singemer, wo all zu mir »gseit« hond, du wirsch nie en Singemer du mit dim »gset«, die däted sich wie ä Schwungrad im Grab rumdrille. I hon ä Weile driber nochdenkt, denn hon i zuegsagt, weil i bim Nochdenke druf kumme bi, dass des CAFE GRAF ä Schtuck vu mim Schicksal isch und wa fir ä Schtuck. De alt Johann Graf hot des Hus anno 1905 baue und hot ä Beckerei eröffnet. Und weil die Beckerei gegenüber vu de Peter und Paul Kirch war, hond se glei en Name ghet fir de alt Grof, der war etz nu no de »Kirchebeck«. S'war no ä Apedek im Hus und irgendwenn, des hon i it usekriegt, hot sin Sohn Eugen die Beckerei ibernumme, ä Konditorei dranaghängt, sei Luise ghürote und no ä Cafe dezue gmacht. Des war denn scho anne sechsezwanzge, also i dem Johr, wo min Babbe minere Mamme bissele z'noh kumme isch. S'moß im Mai anno 1926 gsi si, weil i im Januar 27 uf d'Welt kumme bi und genau i dem Jor hot de Eugen Graf sei Cafe ereffnet und s'isch s'CAFE GRAF bliebe, bis 1964. Zerscht war s'Cafe nu unde, schpäter isch de ober Schtock dezue kumme und irgendwenn mol de Balkon. Wa Rang und Name ghet hot, isch im Cafe Graf verkehrt, bsunders seller honorable Schtammtisch, wo au seller Direkter dezue ghört hot, wo mi 1951 engagiert hot fir die ALU. Scho ä Johr noch minere Einschtellung hot er mi kumme lo und mich agschnorret, ob i mir vorschtelle kännt, was die Leute denken, wenn seine Angestellten im Cafe Graf zum Tanztee musizieren? No hon i zunem gseit und it gset, ob er sich vorschtelle kännt, was die Leute denken, wenn ich am Kinderwagen acht Rate abstottere müßte? I hon denn anschtatt 250 Mark Brutto 275 Mark kriegt, aber i hon im Cafe Graf weiter musiziert, mit Musikante, wo hüt fascht alle nume läbed. Hon unendlich vill Gschichte und Gschichtle erläbt. Ä paar devu hon i a dem Obed verzellt. D'Vergangeheit isch wieder lebendig wore und mir isch z'mol kumme, dass i doch no en Singemer wore bi. Bi uns im Husgang schtoht en weiße Schtuehl mit blauem Samt. Er schtammt no ussem CAFE GRAF ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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