Wafrös alemannische Dialektik vom 20. April 2005

S'moß bi mir am Alter liege, dass i manch's eifach it verschtand, oder besser gset, nume verschtand. I kame no guet erinnere, won'i sechz gewore bi, dass se zu'mer gset hond, »wosch, des verschtohsch du nume«. No ka's etz nu no minder wore sei, do ka'mer nint dra mache. Aber s'giit äbe au all weniger, wo om die Sache erkläre kännted, wo mer it verschtoht, weil's die meischte selber it verschtond und wa me selber it verschtoht, des kame au ime andere it klarmache, weil der des it verschtoht. Des isch denn der Punkt, wo me feschtschtellt, dass Alte und Junge gliich bled sind, wenn sich's um beschtimmte Problem ussem effentliche gsellschaftliche Läbe handlet. Also dass mir mei Krankekass all Monet ihre Magazin, also ihre Hausilluschtrierte zueschickt, des isch insofern logisch, weil die Mei und i jo Mitglieder i dere Krankekasse sind. Aber wa solled mir zwei alte Leutle miteme Magazin afange, wo »FIT« driber schtoht und ä blond's, bluetjung's Mädele, scho ehnder no ä Kind, wenn's it so mordsmäßig Holz vorem Hus het, wo a zwei Schtecke lauft. Näbe dra schtoht ime große Druck: »So bleiben Sie länger jung!« Mir wär lieber, sie däted mir ä Heftle schicke, wo zwei Alte ufeme Bänkle hocked und enands' Händle hebed und drunder dät schtande: »So bleiben sie noch länger alt!« I hon mer lang iberlegt, wieso ä jung's Mädle jung bliibe ka, wenn's etz scho a zwä Schtöck lauft. Iber dere blede Behauptung isch no g'schtande »Nordic Walking«, aber wemer ko Englisch ka wie i zum Beischpiel, no ka me au it wisse, dass des momentan de große Modeschport isch. Ä so en Bledsinn. Mir Alte laufed a om Schtock und wered all älter und die Junge laufed a zwä Schtöckund bliibed angäblich länger jung. Des soll mir mol ebber erkläre. I hon des unbeschtimmte G'fihl, dass des mit dere grandiose Gesundheitsreform zämme hängt, wo sowieso kon Mensch meh verschtoht. It emol die Gschdudierte kummed no mit, zum Beischpiel Dökter und Zahnärzt. I de meischte Wartezimmer hot's Zeddel ufeme Tischle, oder hanget ä Plakätle a de Wand, wo die Oberschte vu de Dökter und de Zahnärzt druf ufmerksam mached, dass die Reform en Bledsinn sei. Sie drücked des zwar weng andersch aus, abers' kunnt uf's gliich use. Unser Krankehaus, wo etz Hegau-Klinikum heißt, hot mit andere Krankehüser, also Kliniken, fusioniert, wo sich »Bodensee-Hochrhein-Kliniken GmbH« nenned und dodemit sei en »schlagkräftige Klinikverbund« entstande, hot neilich unsere Sozialminischterin gmont. Dodemit sei aber de Umbau des Gesundheitswesens no it beendet. De medizinische Fortschritt hett nämlich dezue g'fihrt, dass die Patiente all no kürzere Zeit im Krankehaus bliibe mond. Drum hettmer bi uns im Land seit ane 1983 it weniger als 95 klänere Krankehüser g'schlosse und 7000 Bette abbaut und die Entwicklung ging i de näkschte Johr sicher no wiiter, hot se g'mont, d'Frau Minischterin. I glaub, des kunnt no so wiit, dassmer mit em Einlieferungsschein glei no de Entlassungsschein mitkriegt, wemer i so ä schlagfertige Klinik eiglieferet wird. Etz sottmer doch mone, dass mit dere wahnsinnig fortschrittliche Entwicklung en Hufe Personal us däne kläne Krankehüser frei wird, wo i de große Klinikverbund underkummed und dert s'Personal entlaschted. Na na, so isch des it. Je größer die Klinikverbund, deschto weniger hond se Personal. Die Schweschtere fahred scho mit de Radelrutsch durch die lange Gäng, weil se's zu Fueß nume schaffed. All wiedermol, wenn i mit Dökter, Schweschtere und Pfleger is Schwätze kumm, no erinneret mit die Gesundheitsreform und die Krankehausbolidik mitsamt ihre interdisziplinäre innovativ-nachhaltige Motivationsstruktur (gell des war etz mol en schäne, moderne Satz!) ä weng a des Mädele uf mim Krankekasse-Magazin, womit zwä Schtöck länger jung bleibe will.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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