Wafrös Alemannische Dialektik vom 2. April 2008
S isch wohr, s isch efange alles andersch, wie's früener war. Mer kännt au sage, s isch direkt anderschrum. I denk do zum Beischpiel as Esse. Wa früener die arme Lüt gässe hond, des isch etz zum Teil ä Delikatess fir die Verwöhnte. Käs und Fisch koschted etz grad meh wie s Fleisch und wemer i minere Jugend ebber Schofskäs aabotte hett, do hett mer om usglachet. Rollmöps hond d Baräckler sich gleischtet, aber heit giits jo au kone Baräckler meh, weil's kone Baracke meh giit. I hon als Bue d Baräckler vu minere Klass alleweil beneidet weil die hond derfe barfuess laufe und im Winter hond se gnaglete Schueh ghet. Min Vadder hot inere Fabrik ufem Büro gschafft, der war also ebbes bessers, drum hon i mösse Schueh azieh und im Winter braune und kone schwarze und nadierlich ohne Nägel. Drum hond d Baräckler bim schliefere au vill besser abgschnitte, als mir Halbseidene. I hon als Bue all so s Gfihl ghet, die Baräckler seied echt und mir Hauptsträssler seied kinschtlich. Wenig schpäter hond se i de grosse Hofpaus en Kako griegt und zwar umesuscht, unsere Baräckler der war vu de Volkswohlfahrt. Mir hond de Kako mösse zahle, drum hon i au nie on griegt, aber i hon all Tag ä grosses Veschperbrot mit i d Schuel griegt. Die Bessere vu unsere Klass hond ä Zehnerle im Sack ghet und hond sich känne vum Beck Thoma ä Bretzele kaufe. D Baräckler hond ko Veschper mitgriegt, weil Brot Geld koscht hot und Geld war bi de Baräckler rar. On vu de Lehrer hot alleweil Hofufsicht ghet. S war en grundgüetige Ma, vu dem mer gwisst hot, dass er arg fromm gsi isch. Sin onzige Bue de Konrad hot mit mir als gschpillt, weil se it wiit vu uns gwohnt hond, die fromme Lehrerslüt. Alle Morge hot der Lehrer i de Paus sei Veschperbrot ussem Babier uspackt und a d Baräckler verdeilt. Sin Konrad hot denn Theologie schtudiert und isch katholische Pfarrer wore. Er hot mi mol in Singe bsuecht, wo die Mei grad z Koschtanz gsi isch. Etz hon i nint meh dohom ghet wa i hett mim Priesterfreund vorsetze känne, usseme Renkel Brot und eme halbe Ring Fleischwurscht. Au sauber, hot de Konrad gmont i soll aber kone Teller und kone Serviette hole, er mecht dieWurscht und des Brot us de Hand esse. So homer's au gmacht, wie echte Baräckler, min hochwürdige Gascht und i. Ä paar Woche druf ischer gschtorbe, de Konrad, ameblede Virus und weil i bi sim Requiem en schwarze Azug, miteme schwarze Pulli und eme wiisse Hemb aghet hon, hot mi en Pfarrer gfrogt, "bi wa fir'eme Kurs war'sch du?" Des war s onzig mol i mim Läbe, dass mi en Pfarrer fir en Konfrater ghalte hot.I unsere Stross hot drei Hüser wiiter dobe im sechste Schtock ä arme Familie gwohnt. En alte Vadder mitere Tochter und eme Bue. D Mamme war gschtorbe und s Töchterle hot ä Schüssel mit Bibbeleskäs uf de Fenschtersims gschtellt, zum weng küehle. Die Schüssel isch ussem sechste Schtock abekeit, i taused Scherbe und de Bibbeleskäs war futsch. Des arme Mädle hot mitere Dreckschaufel und eme Kehrwisch alls ufgfirbet und Träne i de Auge ghet. I sieh's no wie wenn's geschtern gsi wär. Zwei Täg vorher hon i gsäeh i de Metzg, wie se inere Milchkannte Wurschtsuppe gholet und gfroget hot, wa se koscht. Die Metzgersfrau hot nu gsagt, die koscht nix. Do hot's gschtrahlt, des Mädle, aber zum nomol ä Schüssele Bibbeleskäs hole, hot s Geld it glangt!Des isch mer alles eigfalle, woni mir geschtern mei Diätmahlzeit hon schmecke lo gsott'ne Herdöpfel mit Salz, Bibbeleskäs mit Zitronesaft und Ottilienquelle "Classic!" Ob mer's mir glaubt oder it, i bin mer vorkumme wie de perversesch-te Feinschmecker. S kummt nämlich scho bitzele druf a, vu wellere Siite mer s Läbe aalueget.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare