Wafrös Alemannische Dialektik vom 18. Juni 2008
S isch etz scho iber zwei Johr her, dass i unsern Fernsäher nume eigschalte hon. I kännt eigentlich garit sage wieso und warum, i hon's eifach bliibe lo. Viellicht weil i it elei vor die Glotze anehocke will.Uf alle Fäll hon i mi vu om Tag uf de ander ufs Läse verlegt, aber am Sunntig z'Obed hot's mi uf omol doch bitzlet, und wenn's ebber bi uns bitzlet, no juckts den, no macht'er au mol ebbes, waner suscht it grad macht. Mi intressiert Fueßball iberhaupt it, wa min Babbe wo'ner no gläbt hot, richtig kränkt hot, weil er nämlich en aktive Fueßballer bim FC Konschtanz war. Viellicht grad drum hon i ko Interesse ghet, weil Kinder menkmol s Gegeteil vu dem mache wänd, wa d Eltere gern hetted.Aber wie gsagt, den Kick Polen gege Deutschland hon i eifach welle aluege. Er isch no gloffe, unsern alte Kaschte und i hon sogar en Sender gfunde, obwohl se alle nume dert wared, wo se früener gsi sind. D Farbe schtimmed nume, aber des isch mir egal, i hon die Tschutterei verfolge känne und hon ufs mol des Gfihl ghet, dass i richtig ufgregt wore bi und fir die Deitsche gfieberet hon. Ufs mol hon i zu mer selber gset, jo schämsch du dich it, du alte Simpel, etz wirsch du uf dine alte Täg no nazionale Gfihle kriege, nu wäge dere Kickerei, aber scho isches 1:0 gschtande und i hon vor Freid uf de Tisch ghaue. Podolski hot'er gheiße, der wo des Tor gschosse hot. Des isch doch en polnische Name, hon i bi mir denkt, wieso schießt der etz ä Tor gege Polen? I hon doch it gwisst, wer Podolski isch. No hon i schnell ussem Papier-Container mei Samschtig-Zeitung usegfischt und hon uf de Schportsiite, woni sowieso all glei furtwirf, erfahre, dass der Podolski tatsächlich in Polen gebore, also en waschechte Pole isch. Z mol isches denn 2:0 gschtande, all no fir Deutschland und wer hot des zweite Tor gschosse, wieder der Podolski.Do hon i afange nochdenke, wa i dem Mensch vorgoht, wa der empfinde moss, weil er gege sei Land schpillt und fir uns zwei Tor gschosse hot, wa fir die polnische Mannschaft alles and're als ä Freid war und fir die polnische Fäns und iberhaupt die ganz Nazion fascht scho ä Kataschtrof bedeitet. S isch mer ufgfalle, dass der Torschütze, der Podolski iberhaupt it gjuckt isch, kon Purzelbom gschlage hot und iberhaupt it so verruckt tue hot, wie se suscht tond, wenn se ä Tor schießed. Er war ehnder weng verläge, ohne Siegerpose. Etz isch mer's klar wore, wa der denkt, wa i dem Mensch sich abschpillt. Er, en Pole, bringt sei Land is Hindertreffe, weil er i unsere Nazionalmannschaft schpillt und it nu sei Pflicht duet, sondern sei Beschtes giit. Und weil er sei Beschtes giit, kränkt er seine Landsleut, kränkt sei Hoemet.Des Schpiel war denn fertig und die Deutsche hond ihre polnische Gegner umarmt, wa mir schwer imponiert hot. De Podolski aber isch iber d Brüschtung g'juckt, isch zu sinere Mamme und zu sim Vadder und zu sine Landsleut. Des war wieder mol on vu däne Augeblick, wo i d Brillegläser hon butze mösse. Dass Schport so dief menschlich sei ka isch wunderbar.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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