Wafrös alemannische Dialektik vom 18. Juli 2001
Iberall wered Jubiläe gfeieret. Kaum isch ä Firma zeh Johr alt, scho macht mer ä Firmejubiläum und noch fimfezwanzg Johr Nahkampf mueß meischtens d Frau zum Maa sage: »Du los, i vierzeh Tag homer denn silberne Hochzeit!« Manchmol feieret ä Schuel ä Jubiläum, aber meischtens sind's die ehemalige Schüeler vu sonere Schuel, wo sich wieder mol säne wänd und denn mached se ä Klassetreffe. S isch nadierlich it so, dass alle vunere ehemalige Klass den Drang verschpühred, dass mer sich wieder mol sieht. Des sind all nu Einzelne, iber die mer als weng schpottet und se als Vereinsmeier abduet. Nu isches halt so, wenn's sottige »Vereinsmeier« it gäb, no käm halt au ko Klassetreffe z'schtand, und wenn nie meh ä Klassetreffe z'schtand käm, no dät om ebbes ganz Wichtig's fähle. Etz wäred wieder ä paar sage, wa dät uns do fehle, mir hond no nie ä Klassetreffe ghet und uns fählt au nix. I bi do völlig anderer Meinung. Neilich isch wieder mol so ä Eiladung kumme und do isch druf gschtande: »75 Jahre sind wir jung, doch unser Herz ist noch in Schwung«. Also zerscht hot die Mei mol herzhaft glachet und gmont: »Ha doch bigoscht, und wie unser Herz no in Schwung isch. Debei hond sechs vu dinere Klass scho Beipäss!« Die Mei isch nämlich i de Mädle-Parallelklass gsi und die hot mit minere Klass des Klassetreffe gmacht. I hon denn nu gmont, dass it nu mir Maane unsere Breschte hond. Aber Recht hot se trotzdem, wobei se it emol woss, dass drei vu mine Schuelkamerade en Schrittmacher hond. Der bringt des Herz no uf Schwung, aber wenn se den it hetted, no dät däne ihre Herz ganz schä schtottere. Mer hond uns denn troffe z Wallhause. Uf de Terrasse vum »Landhotel Bodensee« hot mer sich begrüßt. S war en schäne sunnige Summertag und am Hemd hot mer ä Schildle trage, wo de Name druf gschtande isch. Oner isch im Rollschtuehl kumme, der hot ä Schlägle ghet und de Klasseprimus hot wäge Krankheit abgsagt. Manche kennt mer glei wieder und bi manche moss mer zerscht emol genau luege. Wenn's om denn no it kunnt, no frogsch halt. Mer sagt denn: »Etz hilf mer doch uf de Sprung, wosch min alte Kopf macht nume so mit!« Des mit dem alte Kopf glaubt mer nadierlich selber it, des schiebt mer halt als Entschuldigung vor. De sell, wo früener als gege zeh Pfennig de Maikäfer de Kopf abbisse hot, der hot's eigentlich am weiteschte brocht vu uns Kerle. Der hot ä eigene Firma und die lauft wie gschmiert. Ä paar hond ganz schäne Ränze mit sich rum trage. Die hond glei iber de hohe Bluetdruck gjommeret, aber die Schlanke hond's fascht alle am Mage ghet, do war i grad wieder froh, dass i mitte dinne lieg. Vier sind uf de Friedhof kumme, seit mer uns s letscht Mol gsäne hond. Bi de Mädle hot's eigentlich au it besser usgsäeh. S isch jo au logisch, dass mer bi fimfesiebzjährige Wiiber nume singe ka »Schöne Maid, hast du für mich Zeit?« Bei manche isch aber doch s Mädlegsicht no durchgschimmeret und drei vu de Netteschte hond zu mir gset: »Du, vorgeschtern homer dich im Radio ghört!« Mer glaubt it, wie unsereins so was ufschtellt. Mer zieht augeblicklich de Bauch nei und druckt d Bruscht raus, soweit mer des no ka. Wo denn au no s Rösle gmont hot, sie heb im Fernsäeh den Bodesee-Film gsäeh, wo i mitgmacht hon, und wo d Annemarie lachend gset hot, i sei jo de reinschte Schuting-Schtar, do war i richtig selig. I bin zum Franz, wo des Klassetreffe azettled und organisiert hot, und hon zunem gset, weil mer under Konschtanzer it gseit seit, sonder gset set: »Du Franz, des war ä prima Idee, mit dem Klassetreffe. Gell, des machsch wieder, wemer de Achtzger hond ...«
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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