Wafrös Alemannische Dialektik vom 16. April 2008

I woss it so räet, wie'ni des schildere soll, wenn's om gleichzeitig kalt isch und heiss, wenn's om also schudderet und me gleichzeitig schwitzt. Mir wenigschtens isches neilich so gange, wo i mitem Flügel Hans zum Esse iglade war, bi de "Singener Tafel." It weil mir zwä vu Hartz IV läbe mössted, nei mir hond  mit grosser Hilfe vu de Sparkass Singe-Radolfzell  en Mundart-Benefiz-Obed gmacht und de Erlös hot d Singener Tafel kriegt.Mer hond it de bescht Azug aagleit und au ko Krawatt aazoge, it dass mer glei ufgfalle wäred, wie zwei Rossbolle ufeme Danzbode. S war mer aber denn scho weng komisch z'Muet, weil i jo gwisst hon, dass do kone Mensche essed, wo ef-ters i de Gerberstub z Schaffhuse schpeised. So war's denn au und i hon echt enrote Kopf griegt, wo mir under Mensche grote sind, wo it meh als 900 Euro im Monat hond, vu däne se d Miete zahled, d Kleider, s Esse, d Apedek und alls, wa me halt so zum Läbe brucht. Bekannte hon i troffe und hon mi gwunderet, wie die zum Hartz IV kumme sind. Begleitet und gfihrt hot uns, i sag etz mol de Schef, de Udo Engelhardt, ä Mannsbild wie usseme Bilderbuech und des vu usse  und vu inne. S Esse isch a dem Tag us de MAGGI-Kuche Kumme. Schwenkkartoffel mit Brechbohne und'ere schäne lange Brotwurscht. Noch jedem Bisse hond mir den Schef glöcheret und gfrogt und gfrogt und wisse welle, wie en Mensch i die Lag kunnt. Des Neue a dere Sach war fir uns des, dass des immer meh wäred unddass de Weg i die ganz nadierliche deitsche Armut gar kon luxeriöse Weg isch, sondern en ganz normale. Do isch ä lange Arbeitslosigkeit, dert ä iberlange Krankheit, do ä Frau, wo der Kerle hot hocke lo und ab isch, mitem Pulver und de Tussi, Do hot ebber sin Beruef nume usüebe känne und bi ebber anderm fallt us irgend eme Grund sei Rente so mickerig us, dass Er oder Sie i de sogenannte Altersarmut landet, en Fall, wo immer häufiger wird. Es sind it die, wo de Glotter useghaue hond, bis nint meh do war, sondern es sind selle, wo all scho weng uf de Schattesiite gläbt hond, oder sottige, wo's Pech a de Händ und a de Füess kläberet isch.Wa hot emol der Menschensohn us Nazareth gsagt: "Arme habt ihr allezeit bei euch" und der hot -bei Gott- scho gwisst, waner seit. Also hond 1999 ä handvollBürger den "Verein Singener Tafel e.V." gründet und der hot 110 Mitglieder.Die sind de Meinung, "Helfe isch ganz eifach, jeder giit des, waner am beschte ka. Ime Andere gäe, waner brucht, ä Schtuck Brot, ä Lächle, ä offes Ohr, etzt und it irgendwenn." Und des hot funkzioniert. Seller Nazarener hot mol zu sine Jünger gset, wo se fir die Hufe Mensche, wo ihm zuegloset, aber nix zum Esse ghet hond, "gebt ihr ihnen zu Essen!" Sie hond denn nu gmont, Herr, woher sollemer au Brot näe fir so vill? Die Jüngerine und Jünger vu de Singener Tafel hond gwisst, woher mer Brot fir so vill kriege ka. Sie hond z Stockach, z Singe, z Konstanz  Tafelläde gründet, i däne Lebensmittel billigscht verkauft wered, wo vu Gross- und Einzelhändler, vu Bäckereie, Wochemärkt und andere gschpended wäred. Oft wäred die Lebensmittel au verschenkt und alle, wo so ä Tafelkärtle hond, derfed i die Tafelläde und a de Singener Mittagstisch, wo de Hans und i gsesse sind. Iber 100 freiwillige Helfer mached mit. Bis zu 180 Mensche kaufed täglich elei bi uns in Singe ei und alle Tag essed bis zu 50 Hungrige gemeinsam im AWO-Lokal am Friedrich Weber Platz. Alle mögliche Organisazione koched s eine oder andere mol fir die Tafel und iber die ganz Bundesrepublik spannt sich die Tafel-Idee.S isch mer heiss wore und kalt bi dem Bsuech. Kalt bi däne unverschuldete Schicksal und heiss vor Freid iber die Mensche, wo under uns läbed, miteme Herz fir Andere, wo it schwätzed, sondern anelanged. S isch eifach it wohr, dass "alles Scheisse" isch, s giit no vill Mensche, die brüchted ä goldes Rähmle, aber sie wänd gar kons. D Singener Tafel ischene Rähmle gnueg.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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