Wafrös alemannische Dialektik vom 12. Januar 2005

Wo'ni genau vor onere Woch mei Manuskript abglieferet hon, dowar jo die grausige Naturkataschtrof mei Thema, weil's weltweit im Augeblick ko anders Thema giit, zumindescht fir selle, wo no ä Hirn und vor allem ä Herz hond. Wo'ni devu gschriebe hon, wievill Mensche bi dem Desaschter umkumme sind, do hon i, weil's allno meh wore sind, die Zahl wegglosse und is Manus handschriftlich eigfüegt, »Bitte neuesten Stand!« Des war no vor zwei Woche, do hot mer no mit 45000 Dote grechnet. Denn isch die Zahl schnell nufkletteret uf sechzg-, achtzg- und hunderttaused und etz grad, wo i des tipp,  simer bei mindeschtens 115000 tödlich Veruglickte aakumme. Des isch ä Zahl, mit dere känne'mer eigentlich garnix meh afange, weil die iber unser Begriffsvermöge usegoht. Sottige Zahle kennt mer nu us de letschte beide Weltkrieg, aber sottige Zahle sind ersch nochem Krieg veröffentlich wore, weil die Propaganda des it hot zuegäe welle und zuegäe derfe. No war's scho vorbei, no war's scho Geschichte und Geschichte duet nume allene weh, meischtens nu no däne, wo unmittelbar betroffe wared, nämlich die Aghörige. S'isch genau wie mit de Todeszahle us de KZ, oder vu däne Bombardierunge vu unserne Städt, oder vu däne, wo uf de Flucht am Weg liegebliebe sind. Etz hot de it vum Mensch gmachte Tod sich zwei bsundere Gruppe use gsuecht. Die selle, wo dert läbed und meischtens sowieso it vill, oder nint hond und selle, wo iber Wiehnächte i d'Sunne i d'Ferie gfahre sind, wie zum Beischpiel die deutsche Urlauber, vu däne it weniger als taused bis etz vermisst sind. Vuselle, wo se glei vergrabe hond, damit kone Seuche usbreched, wird mer nie meh ebbes erfahre und wa do etz a Leid usbricht, do ka me it emol driber schriibe, weil's dodefir kone körter giit. Au die Pfarrer und Bischöf vu de chrischtliche Konfessione sind sprachlos wore und verweised hekschtens a sellen Nazarener, wo se a zwei Balke agnaglet hond, bis en de Tod erlöst hot. S'isch guet so, dass mer s'Mul halted und it mit Schprechblotere s'Elend no größer mached als es scho isch. I om aber hond se Recht, unsere Bischöf und au unsere Bolitiker, wenn se nämlich vunere Hoffnung schwätzed, weil der irrsinnige Seeschturm mit sinere verheerende Wirkung i die kalt Welt vu heit au so ebbes wie en warme Schtrom gleitet hot, nämlich en Schtrom vu Mitgfühl, Mitleid und sogar Erbarme. Uf de ganze Welt, uf de ganze Kugel sind se ufbroche und sind se no am Ufbreche, selle, »die guten Willens sind«. Die Ärmschte gäbed was se hond und sogar die Reiche werfed do und dert ä Million i de Opferschtock. Wo de nagucksch wird gsammlet und gschpendet und mer kännt gradm one, s'dät sich die Menschheit wieder mol bsinne und it nu habe-habe-habe-welle. Nadierlich it alle, äbe nu die selle, aber des isch gliich. Zwar wird mit all dem kon Verunglickte meh lebendig, aber d'Menschheit insgesamt beweist etz grad, dass se no lebendig isch und it seelisch total abgschtorbe. De sisch en schwache Troscht, aber i find, s'isch au ä Fünkle Hoffnung.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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