Hallo und guten Tag
Starallüren auf dem Hohentwiel
DasHohentwielfest - Entschuldigung, die Zweibeiner nennen das ja jetzt Festival - hat es dieses Jahr aber in sich, liebe WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser. Da gab es eine Absage und einen Auftritt bzw. Abgang, die mein kleines Hundehirn ganz schön beschäftigt haben. Zunächst sagten die Gipsy Kings ihren Auftritt ab. Der Anlass war traurig genug und die Absage wegen eines Todesfalls durchaus verständlich. Einige Zweibeiner sahen das nicht so. Profis haben auch beim Tod der eigenen Mutter ihre Arbeit zu machen, ganz nach dem Motto »the show must go on«. Wer das nicht kann, ist nicht hart und damit nicht professionell genug für das Showgeschäft. Diese Äußerungen sind mir mit einem mehr als unangenehmen Geruch in die Nase gestiegen. Wo und vor allem wie leben diese Herrschaften eigentlich? Ist es nicht wert innezuhalten (und dafür einen Termin abzusagen), um von der eigenen Mutter Abschied zu nehmen? Ständig »just for fun«, egal was passiert? Wie ist eigentlich das Verhältnis und die Einstellung dieser Leute zu den eigenen Eltern? Nach meiner unmaßgeblichen Sicht auf vier Pfoten haben die Gipsy Kings das einzig Richtige getan; sie haben ein Konzert abgesagt, weil sie einen Trauerfall in der Familie hatten. Wuff, das musste ich los werden. Total daneben ging der Klassik-Abend auf dem Hohentwiel. Dabei wurde schon Wochen vorher groß über den gemeinsamen Auftritt des Trompeters Otto Sauter und des Sängers Bobby McFerrin berichtet. Ohne vorherige Proben sollte das Konzert starten, so zumindest die Werbung. Nur wenige Stunden vor Konzertbeginn wurde bekannt, dass es keinen gemeinsamen Auftritt geben würde. Kompliment an die Herren Künstler! Das war absolut professionell, gell. Nach meiner Nase waren das Starallüren. Das Publikum mit diesem eigenwilligen - um nicht zu sagen ungezogenen - Benehmen so ander Nase herum zuführen, das war ganz starker Tobak. Hat es tatsächlich Abstimmungsschwierigkeiten der beiden Managements gegeben? Diese Frage muss nach der abgelaufenen Werbung im Vorfeld schon erlaubt sein. Entspricht diese Aussage den Tatsachen, dann hätten sich die Herren Sauter und McFerrin als echte Profis erweisen und einen Kompromiss finden müssen. Wäre Otto Sauter ein Zacken aus der Krone gefallen, wenn er solo aufgetreten wäre und Bobby McFerrin anschließend seine Kunst hätte hören lassen? Oder wäre das eine Beleidigung für McFerrin, nach Sauter aufzutreten? Was ging in den Köpfen der beiden Künstler vor? Weshalb dieses unglaubliche Benehmen? 1600 Menschen hatten sich an diesem Abend auf den Weg gemacht, um einen schönen Konzertabend zu erleben; sie hatten die Mühe nicht gescheut und sind auf den Berg gestiegen. Dann ist Herr Sauter zwar anwesend, aber das Publikum kriegt seine Trompete nicht zuhören. Nach dem Motto »schon beleidigt« schaut er in die Menge und verschwindet. Der Auftritt bzw. der Abgang von Bobby McFerrin war eine Frechheit gegenüber den Konzert-Besuchern. Das Verhalten zeugte nicht gerade von einer professionellen Disziplin, die Stars gerade im Umgang mit dem Publikum beweisen sollten. Eine Frage würde mich zum Schluss noch interessieren: »Brauchen die Künstler das Publikum oder umgekehrt?«.
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal, Ihr bunter Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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