Hallo und guten Tag
Kopfschütteln über gehätschelten Kranich
Mit großem Interesse habe ich den Kauf der Swiss durch die Lufthansa verfolgt, liebe WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser.In meiner Sprache hat - sozusagen - das Alphaweibchen einen Welpen bekommen. Allerdings spielt diese Geschichte auf einem ganz anderen Niveau. Schon die Geheimniskrämerei um den Kaufpreis war ein Spektakel für sich. Selbst in renommierten Wirtschaftszeitungen hieß es lapidar »über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart«. Als Vierbeiner verstehe ich ja zugegeben manchmal das Verhalten der Zweibeiner nicht. Weshalb sollte der Kaufpreis denn nicht bekannt werden? Das Surfen im Internet macht mir ja viel Spaß. Also habe ich mich dort mal schlau gemacht. Schlappe 310 Millionen Euro kostet die Lufthansa die Einkaufstour bei den Eidgenossen. Über diese Summe hinausrechnet die Airline mit dem Kranich für das Jahr 2005 mit Übernahmekosten in Höhe von 62 Millionen Euro und im kommenden Jahr noch einmal mit 39 Millionen Euro. Bei den Zahlen wird mir ganz schwindlig. Die Übernahme des kleinen Welpen Swiss durch die Alphahündin Lufthansa soll in mehreren Schritten erfolgen. Air Trust, eine Schweizer Gesellschaft, übernimmt zunächst alle Swiss-Aktien. Die Lufthansa übernimmt von dort zunächst 11 Prozent, nach dem Einverständnis des Kartellamtes wird auf 49 Prozent aufgestockt und am Ende sind es dann 100 Prozent. Ganz nebenbei will die Geschäftsleitung der Swiss 193 Millionen Euro und 1000 Arbeitsplätze einsparen. Christoph Franz als Chef der Swiss denkt nebenbei auch an eine Ausgliederung der Regionalflotte. Habe ich die Sprache der Zweibeiner richtig verstanden, heißt das erneut Vernichtung von Arbeitsplätzen. Doch zurück zu dem Kaufpreis von 310 Millionen Euro. Nach meinen Informationen wird die Lufthansa - wie andere wirtschaftliche Gruppen und Unternehmungen - durch die öffentliche Hand unterstützt. Dabei unterscheiden die Fachleute zwischen direkten Zahlungen und indirekten Subventionen, die üblicherweise im Verzicht auf Steuern und Abgaben bestehen.Ein Beispiel für die direkte Unterstützung der Kranichfirma kann ich nennen. Aus der Privatisierung der Lufthansa ergaben sich Pensionszahlungen, die im Jahr 2001 ungefähr 41,5 Millionen Euro betrugen. Diese Kosten trägt nicht die Lufthansa, sondern der Bund. Nach dem 11. September 2001 kassierten Lufthansa und andere 44,5 Millionen Euro Ausgleichszahlungen wegen derFlugbeschränkungen. Auch die staatliche Unterstützung des Airbusprogramms zählt zu den direkten Leistungen. Ein wesentlicher Punkt ist sicher auch die Steuerfreiheit für Flugbenzin (würde sich mein Chef freuen, wenn das auch für Autobenzin gelten würde). Nicht zu vergessen ist die Mehrwertsteuerbefreiung für Flugtickets. Doch auch Länder und Kommunen sind bei den Zahlmeistern. Mit durchschnittlich 134 Millionen Euro jährlich wurden die Flughäfen zwischen 1991 und 2001 unterstützt. Habe ich richtig aufgepasst, gibt es zumindest sechs verschiedene Unterstützungsmodelle für den Luftverkehr wie zum Beispiel Begünstigung durch Steuerfreiheit, Subventionierung der Luftfahrtforschung, direkte Bezuschussung von Flugzeugherstellern und Fluggesellschaften wie Fairchild Dornier, A 380, Subventionierung der Fluggesellschaften nach dem 11. September 2001, Unterstützung bei Flughafenerweiterungen und -umbauten, Subventionierung der Verkehrsanbindungen von Flughäfen zu Lande. Die Lufthansa bekommt also Hilfen der öffentlichen Hand in vielfältiger Form. Weshalb braucht eine Fluggesellschaft die Unterstützung der Bürger, wenn sie gleichzeitig 310 Millionen Euro für den Kauf einer maroden Swiss übrig hat? Was passiert, wenn der für 2008 vorausgesagte Synergieeffekt nicht eintritt? Bedient man sich dann wieder der öffentlichen Hand? So viele Sonderreglungen für den Luftverkehr sind ungerecht und gehören abgeschafft,
das meint knurrend der bunte Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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