Hallo und guten Tag
Ein Mann wie eine Wundertüte
Zunächst muss ich etwas - aus meiner Sicht - Wichtiges loswerden. Schon des Öfteren habe ich mich für die Briefe und Informationen von Ihnen bedankt. Auch für kritische Anmerkungen bin ich dankbar, denn schließlich können nicht alle einer Meinung sein und das ist ja der wesentliche Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur. Gerne setze ich mich mit Menschen auseinander, die eine andere Meinung oder Sichtweise von einer Sache haben. Mit allen vier Pfoten aber wehre ich mich gegen anonyme Schreiben zu denen ich weder Stellung nehmen kann noch will. Solch ein Brief hat mich zum Thema »Wirrwarr im Fahrschein-Dickicht« erreicht. Wer den Mut nicht aufbringt zu seiner eigenen Meinung zu stehen, kann auch keine Antwort erwarten, das meint der bunte Hund. Wie Sie wissen, liebe WOCHENBLATT - Leserinnen und - Leser habe ich im Allgemeinen einen guten Draht zu den Zweibeinern. Genauer gesagt,lasse ich auf meine Regierung nichts kommen. Manch andere Zweibeiner geben mir allerdings Rätsel auf. Aus meiner Sicht auf vier Pfoten entpuppen sich einige als wahre Wundertüten. Christoph Palmer wegen der ausgeteilten Ohrfeigen zurückgetretener Ex-Staatsminister steht seit diesem Monat in den Diensten des Unternehmensberaters Roland Berger. Der Mann ist flexibel, das muss man ihm lassen. Wir Vierbeiner haben ein ziemlich gutes Gedächtnis und erinnere ich mich richtig, hat Herr Palmer seiner Lebtag noch nicht in der freien Wirtschaft gearbeitet. Wie viele junge Senkrechtstarter hat der Mann kaum Berufserfahrung außerhalb der Politik. Einzig in der Zeit als Dozent an der Polizeifachhochschule - also ungefähr zwei Jahre - hat er Berufserfahrung gesammelt. Burkhard Schwenker - seines Zeichens Berger-Chef - meint »der Ex-Minister besitze in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst eine herausragende Beratungskompetenz«. Da staunt der Laie, der Fachmann spricht. Ich bin ja nur ein Vierbeiner, doch nach meinen Informationen aus dem Internet hat Herr Palmer noch in keinem Privatunternehmen gearbeitet. Wo nimmt dieser Wunderknabe also seine Kompetenz her? Dem Vernehmen nach habe sich Roland Berger höchstpersönlich für Herrn Palmer eingesetzt. Ja, ja, man kennt sich schließlich aus der Zeit der Zusammenarbeit mit der Landesregierung. Stimmt, damals hieß die Firma - wenn ich mich richtig erinnere - Roland Berger und Partner. Da gab es doch den Großauftrag der Landesregierung zur Überprüfung der Landesverwaltungen auf Einsparpotenzial und dabei hatte der Rechnungshof diese Arbeit kurz davor bereits gemacht. Selbst der CDU-Mann und Rechnungshofchef Frank murrte über diese Fremdvergabe. Da habe ich als Vierbeiner dann schon eine Frage: »Ist die Stelle bei der Firma Berger ein Dankeschön des Firmengründers an den Ministerpräsidenten und den Staatsminister?« Jetzt verkündete Christoph Palmer, dass er im Jahr 2006 erneut für den Landtag kandidieren werde. Grund für die Entscheidung sei der Zuspruch und die große Resonanz, die er in seinem Wahlkreis von der Bevölkerung erfahren habe. Was macht der Mann dann mit seinem neuen Job bei der Unternehmensberatung? Kann er als Landtagsabgeordneter bei staatlichen Stellen Aufträge für seinen neuen Arbeitgeber an Land ziehen ohne das »berühmte Gschmäckle«? Sein monatliches Einkommen bestünde aus seinen Diäten als Abgeordneter und seiner Teilzeitbeschäftigung (50 Prozent) bei der Firma Berger. Der Mann ist wirklich eine Wundertüte und ein echtes Cleverle dazu. Da er seinen Halbtagsjob in der Privatwirtschaft angetreten hat, gibt es keinerlei Verrechnung von Gehalt und Pension. Generös hat er seine umstrittenen Pensionsbezüge (der Mann wird schließlich erst 43 Jahre alt) als Ex-Staatsminister der Stuttgarter Vesperkirche spendiert. Das ist wirklich lobenswert, denn diese segensreiche Einrichtung kann jeden Euro gebrauchen. Das war auch ein guter Schachzug von und für Herrn Palmer. Pensionsansprüche sind zu versteuern und an gemeinnützige Einrichtungen geleistete Spenden kommen via Steuererklärung zu einem guten Teil vom Staat zurück.
Ganz schön clever, das meint der bunte Hund.
Autor:Redaktion aus Singen |
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