Kooperation mit dem Projekt „Seefahrer“ beschlossen
Gemeinde will in Carsharing einsteigen
Rielasingen-Worblingen. Das Projekt „Seefahrer“ war zu Gast im Gemeinderat Rielasingen-Worblingen, um für die Gemeinde das Thema Carsharing schmackhaft zu machen. Die „Seefahrer“ sind eine Marke der Stadtwerke Radolfzell, die im März 2020 (!) startete und inzwischen durch die Gemeinde Moos, den BUND in Möggingen, die Gemeinde Steißlingen wie einen Lieferdienst in Radolfzell schon ganz gut Fuß gefasst hat. Die Zahlen sind relativ beeindruckend, inzwischen habe man schon 810 Nutzer, 2.677 Buchungen über bislang knapp 150.000 Kilometer seien über das System abgewickelt worden.
Wie Joachim Kania von den Stadtwerken Radolfzell erläuterte, benötige man einen „Ankerkunden“, der für eine bestimmte Grundlast abdecke und damit auch das Projekt im ländlichen Raum platzieren könne. Eine Gemeinde habe natürlich eine Vorreiterrolle und könne damit auch im eigenen Fuhrpark sparen, weil das Fahrzeug ja nur genutzt werde, wenn es eben benötigt würde, und in der anderen Zeit anderweitig unterwegs sein könne. Weil die „Seefahrer“ nur mit „E-Fahrzeugen“ unterwegs sind, die mit Ökostrom gespeist werden, nehme man auch manchem die Furcht vor E-Mobilität, ist sich Kania sicher. Was Rückmeldungen betreffe, so zeigten sich Nutzer offen dafür, auf einen Zweitwagen zu verzichten, wenn das System zuverlässig zur Verfügung stehen würde.
Baumert meinte, dass er ein Fan des Carsharings werden könne. Die Verwaltung habe inzwischen 150 Beschäftigte, da müsse er viele Dienstreiseanträge unterschreiben, ob die Fahrten zu Besprechungen nach Konstanz oder Singen führten, weil viele der Fahrten dann im Privat-PKW durchgeführt würden. Das koste die Gemeinde vermutlich genauso viel, als wenn man auf solch ein Fahrzeug Zugriff habe. Wie Kania vermittelte, würde die Nutzung des Sharing-Autos für rund 40 Stunden durch die Kommunalverwaltung je nach Marke rund 300 bis 400 Euro im Monat kosten. Über diese Nutzung hinaus stünde das Fahrzeug dann für weitere Nutzer zur Verfügung. Die Fahrten werden über eine App per Smartphone gebucht, wo auch die verfügbaren Zeiten ersichtlich seien, so Joachim Kania.
Die Begeisterung der Gemeinderäte bei der Vorstellung in der Hybridsitzung war bald zu spüren. „Eine ganz tolle Sache“, befand Lothar Reckziegel. Steffen de Sombre sieht darin einen wichtigen Baustein für ein Mobilitätskonzept der Gemeinde, frage aber nach, wie das mit dem lokalen Anbieter Matthias Gerlach aussieht, der mit dem Pflegezentrum St. Verena kooperiert. Dagmar Eisenhardt, die hier den Kontakt mit den Stadtwerken Radolfzell hergestellt hatte, meinte dazu, dass sie mit ihm darüber gesprochen habe und er keine Problem darin sehe, da seine Fahrzeuge von einem begrenzten Personenkreis genutzt würden, quasi als „Stammkunden“. Konflikte mit dem Netzbetreiber Thüga Energienetze aus Singen/ Schifferstadt, der mit der Gemeinde Rielasingen-Worblingen 2015 eine gemeinsame Netzgesellschaft gegründet hatte, werden auch nicht gesehen. Da habe man das Thema Carsharing nicht im Geschäftskonzept.
Auch Volkmar Brielmann fand das ein „klasse Konzept“ und schlug gleich vor, hier als Ankermieter einzusteigen, mit einem Fahrzeug zum Start. Auch Dr. Wieland Spur begrüßte es, wenn die Gemeinde hier eine Vorreiterrolle übernehmen würde. Und obwohl das gar nicht auf der Tagesordung so stand, ließ Bürgermeister Ralf Baumert abstimmen im Grundsatz. Und das Ergebnis war einstimmig. Bis zum Start würde es schon noch etwas gehen, denn die Lieferzeiten für E-Fahrzeuge lägen doch bei rund einem halben Jahr. Gewünscht wurde, dass für den Standort am Rathaus Rielasingen neben der Ladesäule für das Sharingmobil auch noch eine öffentliche Ladesäule angeboten werden sollte. Vorstellbar sei auch, dass man den Müllabfuhrzweckverband mit Sitz in der Gemeinde oder auch den Gewerbeverein als weitere Ankerkunden gewinnen könnte, sagte Ralf Baumert.
Nächstes Jahr will sich der Gemeinderat insgesamt zum Thema öffentlicher Ladesäulen in der Gemeinde treffen, um auch Förderprogramme zu sichten, bei denen bis zu 80 Prozent Zuschuss möglich wären, es aber auch um die Frage geht, wer den Strom dann verkaufen sollte. Wenn das Verteilzentrum der Post im Gewerbegebiet in Betrieb gehe, werde es auch dort einen Ladepunkt geben, der freilich weiter weg vom Zentrum der Gemeinde läge.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare