Tipps vom Berufsberater
„Das eigene Interesse ist mit der wichtigste Baustein.“

Thomas Bronnenhuber ist Berufsberater und gibt jungen Menschen vor dem Berufseinstieg Tipps für die berufliche Zukunft. | Foto: Agentur für Arbeit Kreis Konstanz
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Landkreis Konstanz. Jahr für Jahr müssen sich junge Menschen die Frage stellen, welchem Beruf sie nachgehen wollen. Um ihnen bei dieser Entscheidung zu helfen, gibt es zahlreiche Informations- und Beratungsangebote. Darunter auch die der Agentur für Arbeit, die auch in den Schulen tätig ist. Thomas Bronnenhuber ist langjähriger Berufsberater und Teamleiter der Berufsberatung im Landkreis Konstanz und berichtet im WOCHENBLATT-Interview, auf was es bei der Berufswahl ankommt und welche Ratschläge er jungen Menschen gibt.

Herr Bronnenhuber, wie haben sich die Anforderungen an Einsteiger in die Berufswelt verändert?
Thomas Bronnenhuber: Da muss man vorwegschicken, dass im Moment für die Jugendlichen die Chancen so groß sind wie noch nie. Wir sprechen von einem sogenannten Arbeitnehmermarkt. Das heißt, Arbeitnehmer wie Ausbildungsinteressierte haben Chance en masse. Wenn man auf die Gesamtsituation schauen, glaube ich, dass die größte Herausforderung beim Berufseinstieg die Offenheit zur Veränderung, die in der Arbeitswelt auf sie zukommen werden, ist. Das war in der Generation davor noch anders. Da hat man sich einen Beruf ausgesucht und gewusst, was die nächsten 40, 50 Jahre auf einen zukommt. Wichtig ist die Bereitschaft fürs lebenslange Lernen. Was es erleichtert ist, dass die Arbeitgeber heutzutage eher bereit sind, über schulische Voraussetzungen hinwegzugehen und sich vielleicht die Mathenoten nicht so genau anschauen. Mein Tipp für beide Seiten: Praktikum anbieten, Praktikum machen, die Persönlichkeit in den Vordergrund stellen und die Begeisterung entwickeln lassen.

Sie haben das lebenslange Lernen schon angesprochen. Wie wichtig ist es für junge Berufseinsteiger, im Umgang mit neuer Technologie wie soziale Medien, KI und dergleichen auf dem Laufenden zu sein?
Thomas Bronnenhuber: Digitale Grundkompetenzen sind unumgänglich. Da sind unsere Schüler immer besser vorbereitet. Das war einer der kleinen positiven Effekte der Corona-Pandemie, dass es in den Schulen verstärkt Einzug genommen hat, damit umzugehen und hier fit zu sein. Das gehört heute zu den Softskills, was es vor zehn oder zwanzig Jahren noch nicht war.

Das heißt, solche Technologien sind nicht nur wichtig für die Arbeit in der Technologiebranche, sondern sollten auch im Handwerk grundsätzlich beherrscht werden?
Thomas Bronnenhuber: Auf jeden Fall. Das ist ein guter Aspekt. Im Handwerk hat man heute noch oft die Vorstellung, es wird nur mit Hammer und Feile gearbeitet. Die Handwerksbetriebe sind hoch technologisiert. Sie haben ihre CNC-Maschinen, ihre moderne Infrastruktur, die sicher bedient werden müssen.

Wie und wo können sich junge Menschen vor dem Berufseinstieg – neben der Agentur für Arbeit - über ihre Möglichkeiten informieren?
Thomas Bronnenhuber: Es gibt viele Möglichkeiten. Ich sehe es als sympathische Steilvorlage, uns hier hervorzuheben und darauf hinzuweisen, dass wir den gesetzlichen Auftrag haben. Wir sind an der Schule besser verortet denn je. Wir sind auf Messen, wir sind auf Börsen und anderen Veranstaltungen. Das sind die wichtigsten Informationsquellen für Jugendliche. Auch die Verbände und Kammern bieten Informationsmöglichkeiten. Auch die digitalen Angebote darf man nicht vergessen.

Nicht immer sind sich junge Menschen im Klaren, wie ihre berufliche Zukunft aussehen soll. Berufsberater können hier mit Tipps und Ratschlägen helfend zur Seite stehen. | Foto: Amrit Raj
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Wie wichtig ist eine klare Vorstellung über die eigene berufliche Zukunft?
Thomas Bronnenhuber: Das ist erfahrungsgemäß die Grundproblematik schlechthin. Wir haben eine hohe Zahl von Abbrechern zu beklagen. Da ist dann auch die Frage, ob Spontanität eine Rolle dabei gespielt hat, die Ausbildung anzufangen. Macht man es halt mal und stellt dann fest, es passt nicht? Ich sehe es nicht unbedingt als großer Nachteil, wenn ein junger Mensch, der sich seiner Fähigkeiten und Entwicklung bewusst ist, spontan agiert. Aber es ist nicht das Grundrezept. Basis ist ein gutes Bewusstsein darüber, was meine Fähigkeiten sind. Wie hat es in der Schule geklappt? Wie waren die Praktika? Es ist sehr individuell. Da muss man als Berater auf die Überlegungen und Vorhaben der Jugendlichen eingehen.

Wie wichtig sind die eigenen Interessen bei der Berufswahl?
Thomas Bronnenhuber: Ich würde behaupten, dass das mit der wichtigste Baustein ist. Ein eigenes Interesse entwickelt zu haben, eine Motivation entwickelt zu haben. Auch hier ist das Stichwort Praktikum. Wenn die Motivation dableibt und die eigenen Interessen umgesetzt werden können, dann kann es schon losgehen. Da hat man als junger Mensch eine perfekte Basis.

Wie stark sollten diese - etwa bei Themen wie Gehalt, Zukunftsperspektive - angepasst oder zurückgestellt werden? Ist beispielsweise ein Beruf, der glücklich macht, aber nach einem Jahr vorbei ist, sinnvoller, als ein Beruf, der weniger zufriedenstellt, aber dauerhaft ist?
Thomas Bronnenhuber: Ich habe kürzlich einen Bericht gelesen über einen jungen Menschen, der unbedingt Florist werden wollte. Viele von meinen Kandidaten würden da die Augen verdrehen, weil sie da zu wenig verdienen würden. Mit dem Thema hatte er sich auch auseinandergesetzt und für sich erkannt, dass es für ihn der Traumberuf ist und er sich da weiterentwickeln und auf sich aufmerksam machen kann. Da zeigt sich, dass es absolut individuell ist. Es liegt an der Sozialisierung des einzelnen, an der Berufserfahrung der Eltern am Umfeld. Es gibt viele Jugendliche, die sagen, dass ein gutes Gehalt wichtig ist. Es spricht nichts dagegen, sich dem zu stellen und früh einzusteigen in eine Branche, in der gute Gehälter gezahlt werden. Aber wenn jemand erkennt, dass er Fähigkeiten und Leidenschaften mitbringt in einem Berufsbild, in dem es erstmal nicht die Reichtümer warten, kann da das Gegenteil passieren, indem er das hervorragend macht. Dann hat er auch hier die besten Chancen, ein gutes Einkommen zu haben.

Zum Abschluss: Was empfehlen Sie einem jungen Menschen vor dem Einstieg in die Arbeitswelt, der jetzt vor Ihnen steht?
Thomas Bronnenhuber: Er muss sich seinen grundsätzlichen Stärken und Interessen bewusst werden. Und er muss bereit sein, Praktika zu machen, um sich auszuprobieren. Er muss die Bereitschaft haben, auf die Firmen zuzugehen. Die Chancen sind immens, etwas Passendes zu finden.

Thomas Bronnenhuber ist Berufsberater und gibt jungen Menschen vor dem Berufseinstieg Tipps für die berufliche Zukunft. | Foto: Agentur für Arbeit Kreis Konstanz
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Autor:

Tobias Lange aus Singen

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