Tourismus in der Region
Das Corona-Gästetief im Landkreis Konstanz ist überwunden

Zu Beginn der Pfingstferien bilden sich vor den Campingplätzen in der Region - hier in Orsingen - Schlangen. | Foto: Oliver Fiedler
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Landkreis Konstanz. Die Coronapandemie hat in vielen Bereichen zu teils drastischen Einschnitten geführt. Reiseeinschränkungen und -verbote hatten nicht zuletzt Auswirkungen auf den Tourismus. Auch der Landkreis Konstanz war davon nicht ausgenommen, wie ein Blick auf die Übernachtungszahlen der vergangenen Jahre zeigt.

Aus touristischer Sicht scheint der Landkreis Konstanz die Coronapandemie überstanden zu haben. So meldete das Landratsamt, dass der Tourismus im Landkreis gestärkt hervorgegangen. Demnach haben sich die Übernachtungszahlen in 2022 nicht nur erholt, sondern seien im Vergleich zu 2019 sogar höher. Laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg betrug die Zahl der Übernachtungen 2022 rund 2,85 Millionen. 2019 waren es rund 2,73 Millionen Übernachtungen. Den größten Anteil daran hatten im vergangenen Jahr Hotels mit rund 1,3 Millionen und Campingplätze mit rund 688.000 Übernachtungen.

Zum Vergleich: Für 2021 verzeichnet die Statistik etwa 880.000 Übernachtungen in Hotels und 560.000 auf Campingplätzen. Bei 2,16 Millionen insgesamt. "Der Tourismus in der Region hat sich in den vergangenen Jahren als krisenfest erwiesen. Die Resilienz ist hoch", sagt Eric Thiel, Geschäftsführer des Regio Konstanz-Hegau-Bodensee, der für die touristische Vermarktung des Landkreises verantwortlich ist.

Die Übernachtungszahlen der vergangenen fünf Jahre im Landkreis Konstanz.  | Foto: Amrit Raj/Quelle: Statistisches Landesamt
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Gastgeber sind optimistisch

Eine Normalisierung spüren auch regionale Gastgeber. „Seit Corona ist Normzustand“, sagt beispielsweise Matthias Kunz, Geschäftsführer des Campingplatzes Markelfingen. Er spricht von einer hohen Auslastung und Buchungen, die lange im Voraus erfolgen. „Auch für nächstes Jahr gibt es bereits viele Buchungen.“ Spontane Besucher und Anfragen hätten deshalb keine Chance.

Eine Markelfinger Familie betreibt den Camping- und Ferienpark in Orsingen. Dort war es jetzt zum langen Himmelfahrtswochenende und an Pfingsten erst mal richtig voll, was für entspannte Gesichter beim Team vor Ort sorgte. „Vor zwei Wochen hätte ich noch keine Prognose gewagt, wie diese Saison werden kann“, sagt Rene Weger, der dort die Rezeption als Herz des Parks leitet. Denn bisher war es eher mau in Sachen Gäste, die hier den Hegau und das Umland neu entdecken oder wieder genießen wollten.

„Jetzt zum Ferienbeginn können wir sehr zuversichtlich in die Saison blicken, denn die Nachfrage nach unserem Angebot ist wieder stark, wenn auch noch nicht so kräftig wie in den Vorjahren, was aber auch am Wetter liegen kann. Unser Einzugsbereich liegt schon hauptsächlich in einem Radius von 80 bis 100 Kilometern beidseits der Grenze, viele kommen übers Wochenende oder auch mal etwas länger. Erst wenn es am See voll ist, bekommen wir viele Neuanfragen“, sagt Weber. Das ist für ihn einer der Indikatoren, wie gut die Saison werden kann. Und es war voll am See, zumindest fürs lange Pfingstwochenende.

Die Ansiedlung des neuen IBIS Styles & Budget in Singen beim Hegau-Tower wurde heiß im Vorfeld diskutiert, denn damit steigt das Bettenangebot unter dem Hohentwiel stark an. „Das Angebot sorgt für Nachfrage“, hatte der Singener OB Bernd Häuser dazu stets optimistisch vertreten. Vor wenigen Wochen ging der Hotelzwilling mit reichlich Verspätung in Betrieb und wird sich langsam bekannt machen müssen.

„Immerhin hatten wir am Pfingstwochenende zum ersten Mal ausgebucht, jetzt haben wir wieder mehr Platz“, ist auf Anfrage dort zu erfahren. Der Andrang hing vermutlich weniger mit Ausflüglern als mit Teilnehmen der „Internationalen Bahnentournee“ auf der Singener Radrennbahn zusammen, wo ganze 26 Nationalteams anreisten, die natürlich froh über die gestiegenen Kapazitäten in der Stadt unter Hohentwiel waren.

Der See als Standortfaktor

Die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus in der Region ist je nach Seenähe ein sehr unterschiedlicher Faktor. Radolfzell hat das „Bodensee“ geschützt im Namen und das zieht. Wie Oberbürgermeister Simon Gröger, der im Mai auch als neuer Vorsitzender des regionalen Tourismusverbands Regio Konstanz-Bodensee-Hegau gewählt wurde, kürzlich bei einer Veranstaltung sagte, ist für seine Stadt der Anteil besonders hoch. Rund 30 Prozent der Einnahmen der Kommune, ob direkt oder indirekt, stehe mit dem Tourismus in Verbindung.

Deshalb ist zum Beispiel die Nachricht, dass sich die Stadt im Rückblick von 2021 auf 2022 wieder zunehmend aus dem „Corona-Loch“ herausbewegt habe und wieder an dem Niveau von 2019 und sogar schon leicht darüber stehe, erfreulich. Von 360.000 auf rund 400.000 sei die Zahl der Übernachtungen in der Stadt gestiegen. „Und das ohne einen nennenswerten Zuwachs an Angeboten zum Übernachten“, so Gröger. Der Touristische Hauptort in Radolfzell ist übrigens das bereits erwähnte Markelfingen mit seinen Ferienwohnungen und den Campingplätzen.

Was Touristen am Tag ausgeben

Welche Bedeutung der Tourismus für die Region generell hat, zeigt ein Gutachten, das von dwif-Consulting in München für das Jahr 2016 erstellt worden ist. Vergleichszahlen jüngeren Datums gibt es derzeit noch nicht, stellte Lucia Kamp, Pressesprecherin des Regio Konstanz Hegau Bodensee, klar. Daran werde momentan gearbeitet. Die folgenden Zahlen können daher nur eine Orientierung liefern.

In dem Gutachten ist unter anderem aufgeführt, wie viel Geld durch Touristen im Landkreis ausgegeben worden ist. Camper und Reisemobilisten hatten demnach durchschnittliche Tagesausgaben von rund 44 Euro. Gäste in Einrichtungen mit weniger als zehn Betten gaben rund 82 Euro und in Betrieben mit zehn oder mehr Betten rund 141 Euro pro Tag aus. Bei Tagesreisenden lagen die durchschnittlichen Tagesausgaben bei etwa 27 Euro.

Zudem wurden die direkten Profiteure des Tourismus berechnet. Für das Gastgewerbe gab es demnach 340 Millionen Euro, rund 188 Millionen für den Einzelhandel und rund 166 Millionen für Dienstleistungen. Rein rechnerisch bezogen durch den Tourismus etwa 12.340 Personen ein Primäreinkommen, wobei dies nicht mit der Zahl der Beschäftigten gleichgesetzt werden kann, da es Personen gibt, deren Einkommen nur teilweise auf dem Tourismus beruht. Etwa Verkäufer im Einzelhandel, den auch Einheimische frequentieren.

von Oliver Fiedler und Tobias Lange

Zu Beginn der Pfingstferien bilden sich vor den Campingplätzen in der Region - hier in Orsingen - Schlangen. | Foto: Oliver Fiedler
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Redaktion aus Singen

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