Übergabe von 1.288 Unterschriften
Was wird aus der Sparkassen-Filiale in Öhningen?

Rene Zimmermann (links, Öhninger Gemeinderat) überreichte Dr. Alexander Endlich (Mitte, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hegau-Bodensee) und Jörg Heinert (rechts) 1.288 Unterschriften aus seiner Gemeinde gegen die Schließung der Filiale in Öhningen.  | Foto: Anja Kurz
  • Rene Zimmermann (links, Öhninger Gemeinderat) überreichte Dr. Alexander Endlich (Mitte, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hegau-Bodensee) und Jörg Heinert (rechts) 1.288 Unterschriften aus seiner Gemeinde gegen die Schließung der Filiale in Öhningen.
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Öhningen/Singen. Die Sparkassen-Filiale in Öhningen wird geschlossen: Diese Nachricht verbreitete sich vor einigen Monaten schnell. Im Mai wurde das Projekt "Zukunftsfest" der Sparkasse Hegau-Bodensee vorgestellt. Dafür soll in Radolfzell ein großes Beratungscenter gebaut werden, erst wenn dieses Center steht, sollen die drei Höri-Filialen geschlossen werden. Dort werden dann freistehende Container ("Cubes") mit einen Selbstbedienungsterminal aufgebaut.

Nachdem die Schließung bekannt wurde, startete der Öhningner CDU-Gemeinderat Rene Zimmermann eine Unterschriftenaktion. Bei 3.700 Einwohnern in der Gemeinde hatte er 1.288 Unterschriften gesammelt und diese am Donnerstag, 31. August, übergeben: "Das kann man nicht einfach ignorieren." Er sei sich bewusst, dass eine Bank auch Gewinne erwirtschaften müsse. Doch habe diese auch einen Versorgungsauftrag, der auch für die Bürger ländlicher Regionen gelte. "Ein großer Teil der Bürger war geschockt, als sie von der Schließung hörten", sagte Zimmermann. Bis heute werde er permanent auf das Thema angesprochen. Weiter bat er die anwesenden Sparkassenvertreter, ihre Entscheidung zu "überdenken, rückgängig zu machen oder eine Lösung anzubieten."

Schließung erst wenn das Center steht

Im Ziel liege man dabei nicht auseinander, sagte Dr. Alexander Endlich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hegau-Bodensee, bei der Übergabe. Das Projekt "Zukunftsfest" habe man im Sinne der Kunden erarbeitet, sowie zeitnah komplett vorgestellt. Die Schließung der Filiale sei beispielsweise erst in drei bis vier Jahren geplant. Auch über diesen Zeitraum hinaus sprach Endlich eine Standortgarantie für Öhningen aus, allerdings künftig mit einem der roten Sparkassen-Cubes mit Selbstbedienungsterminal. Diesen wie aktuell geplant in der Nähe des LIDL zu bauen, koste bis zu 120.000 Euro. 
Betriebswirtschaftliche Gründe hinter der Schließung verneinte Alexander Endlich: "Dieser Weg bedeutet Investitionen." Damit sich ein Bankautomat betriebswirtschaftlich lohne, brauche es 50.000 Abhebungen im Jahr, "da sind wir in Öhningen weit drunter".

Kundenkontakt gebe es in der Öhninger Filiale nur rund sechs Mal im Monat, vieles könne heute per Telefon, Internet oder Handy gemacht werden. Beratung, Betreuung und Wissensvermittlung, "das wird unsere Aufgabe sein", ist sich Endlich sicher. Hier werde nach der persönliche Kontakt geschätzt.
"Zukunftsfest" ist für Jens Heinert daher das "Umsetzen der Veränderung, die heute schon da ist": 96,3 Prozent der Geschäftsvorfälle, also zum Beispiel Überweisungen, finden nicht mehr in einer Filiale statt. Gerade eine so wenig besuchte Filiale sei zudem kein attraktiver Arbeitsplatz, so Heinert. Neben dem generellen Bewerbermangel bei der Sparkasse gäbe es besonders wenig Interesse an einem Standort wie Öhningen. Es sei unsicher, ob die aktuellen Öffnungszeiten beibehalten werden können.

Fünf Jahre für "schleichenden Übergang"

Gemeinderat Zimmermann ist sich nicht sicher, ob für die Bürger fünf Jahre als schleichenden Übergang reichen. Der Vorstandsvorsitzende Endlich hob wiederum hervor, dass das für die Sparkasse personell betrachtet bereits zu viel sei. Der Mangel an Personal werde größer. 
"Öhningen wird nicht zugemacht, bis es den neuen Standort in Radolfzell gibt", unterstrich er nochmals. Den wolle man für Kunden und Personal höchst attraktiv machen. Dazu gehört hier gute Fachberater an einem Ort zu bündeln. Da die vorhandenen Räume in der Altstadt und in der Höristraße zu klein seien, werde neu gebaut. Ein Standort müsse jedoch verschiedene Anforderungen erfüllen. So soll dieser zum Beispiel von der Höri aus gut mit dem Bus erreichbar sein. Bank und Stadt suchen aktuell noch gemeinsam nach einem geeigneten Ort.

Gemeinderat Rene Zimmermann betonte, dass Personen, die unsicher im Umgang mit den digitalen Angeboten sind, darin geschult werden müssen. Als "Minilösung für den Übergang" stellte er in den Raum, ein oder zwei Mal in der Woche Schulungen anzubieten. Das könnte beispielsweise im geplanten neuen Ortszentrum stattfinden. 
Die Mitarbeitenden seien heute schon dabei, die Kunden gut zu schulen. Weitere Angebote schlossen die Vertreter der Sparkasse nicht aus. "Unsere Leute sind mobil", sagte Jörg Heinert. Hausbesuche zur Beratung oder einen Bargeld-Bringservice biete man bereits seit zehn Jahren an.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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